Einführung eines QMS

Hallo Vivian,
danke für den Beitrag.
Ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen.
Das ist die einzige Antwort, die ich dir auf deine fragen geben kann. Die anderen sachen sind alle Neuland für mich.
Was denkst du? Ist es aussichtslos für mich?
Holger

Tja,
einige der Probleme sind:
- Man sollte in der fraglichen Firma bekannt und anerkannt sein, sonst besteht die Gefahr, daß einen die "Indianer" vor die Wand laufen lassen. Das ist reiner Selbstschutz der Indianer. Wenn so etwas "von außen" kommt, dann erhöht das in der Regel nur den Druck auf die Arbeitsfront, ohne was zu bringen ...
- Man braucht eine gewisse Erfahrung in der jeweiligen Branche, um einschätzen zu können, was geht, und was nicht.
- QM muß "von oben" kommen. Sonst geht sie ins Leere. Wenn es gut läuft, dann hat der Chef die höchste Arbeitsbelastung mit dem QMS.
- Das "Fleisch" fürs QMS muß von denen kommen, die sich jeweils mit jeweiligen Gebiet tag-täglich beschäftigen. Sonst wirds ein bürokratisches Monster. D.h. die Prozeßbeschreibung "Verkauf" muß von den Verkäufern geschrieben werden. Prozeßbeschreibung "Führung" von den Führungskräften. Bei der PB "Fertigung" sollte der eine oder andere Meister beteiligt sein. Ein guter QMB moderiert die Erstellung dahingehend, daß das Ganze möglichst kurz und knapp gehalten wird. Er "erfindet" nie selber irgendwelche Vorschriften (außer in seinem eigenen Bereich). Ein guter QMB gibt einen guten Machiavelli ab
- KISS Prinzip! Keep it simple, stupid! Weniger ist mehr! Bilder sind besser! Wenn Sätze, dann kurze! Ich habe Kunden, die haben extrem umfangreiche Regelwerke. Die Einzigen, die diese Vorschriften einigermaßen gut kennen, haben keine Ahnung vom Tagesgeschäft, und halten die Produktiven über Gebühr von der Arbeit ab ...
- Bei allem, was man an Dokumentation anfertigt, immer die Sinnfrage stellen, und die Frage nach dem Mehrwert.
- Das meißte, was die Norm fordert, wird in der Regel eh schon gemacht. Sonst würde die Firma nicht lange existieren. Nur mit dem Strukturierten, dem konsequenten Planen und Verfolgen, dem Dokumentieren und dem zielgerichteten Handeln happert es in der Regel. Aber auch da kann man mit Minimalaufwand das meißte erledigen. Nur nichts aufpfropfen lassen.
- Nicht ins Bockshorn jagen lassen vom Auditor. Selber die Norm lesen und kreativ interpretieren. Wenn die Leute merken, daß der eigene QMB die Korinthenkackerei abwehrt, wo es immer geht, dann hat man gleich bessere Karten. Wenn der Auditor Korinthen kackt, beim nächsten Mal einen anderen aussuchen. Ein guter Auditor wird versuchen, gemeinsam die offensichtlichsten Schwachstellen fest- und abzustellen. Ein schlechter wird Erbsen zählen, weil man da immer was findet.

Ja, ich habe sowas schonmal gemacht. Und ich bin inzwischen sogar der Ansicht, daß es einiges bringen kann. "Kann", nicht "muß". Leider wird es in Deutschland gemeinhin falsch verstanden und falsch gelebt.
Um ehrlich zu sein, es müßte eigenlich "Managementsystem" heißen. Ohne "Qualität" davor. Nur "Management". Von daher hast Du als BWLer gar nicht mal so ganz schlechte Karten.
Gruß
...
: Hallo .....
: Danke für den Rat, auch wenn er nicht gerade aufmunternd ist. Aber nach anderen Meinungen zu urteilen hast du wahrscheinlich recht.
: Hast du so etwas schon mal gemacht oder woher hast du diese Erfahrung???
: Holger

Hallo Holger!
Habe ungefähr das gleiche vor wie du! Hab gestern angefangen diplomarbeit zu schreiben allerdings im Lebensmitteleinzelhandel...
Hast du schon einen Ansatz gefunden? Hast du Tipps?
viel Erfolg! Marieke