EFQM und seine Einordnung in die Managementlehre

  • Johanna
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#7055 by Johanna
Hallo liebe Forum-Leser,
ich schreibe derzeit eine Diplomarbeit über das Thema "Einordnung und kritsche Würdigung des EFQM-Modells". Es geht dabei um die Einordnung des EFQM-Modells in die Managementslehre, d.h. Herausarbeitung, ob es sich nur um ein Bewertungsmodell handelt oder ob es vielmehr ein Managementmodell zur Umsetzung von TQM, ein Kennzahlensystem/Controllinginstrument im Sinne der BSC oder vielleicht eine Basis zur Integration von Managementsystemen im Sinne von ST Galler Konzepts ist.
Insbesondere bezüglich der letzten 2 Aspekte (Vergleich mit BSC und ST Galler Konzept) fehlen mir die nötigen Informationen, bzw. diejenigen Unterlagen, die ich besitze sind sehr konfus und vermitteln mir leider keinen klaren Einblick in die Thematik.
Ich richte mich an Euch, liebe Leser, mit der Bitte, mir eine Hilfestellung zu geben in jeder erdenklichen Art und Weise.
Ich danke herzlich für Euer Interesse im Voraus.
Johanna



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  • Wolfgang Horn
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#7082 by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic Re: EFQM und seine Einordnung in die Managementlehre
Hallo zurück, liebe Johanna, Sie mutige Diplomandin, und willkommen im Forum derjenigen, die dafür sorgen wollen, daß die Kunden das bekommen, was ihnen auch versprochen wurde!
Johanna, differenzieren Sie "EFQM" in a) Wertemodell und b) Vorgehensweise, und Sie sollten Ihre Hauptfrage selbst beantworten können.
Mit der BSC ist es ähnlich: a) Darstellung b) Vorgehensweise der Unternehmensführung damit.

Butter bei die Fische:
_Die Managementliteratur selbst ist in so hohem Maße wertlos, daß es sich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, praktisch nicht lohnt, sie durchzuarbeiten“ (Prof. Fredmund Malik, St. Gallen)
Da wird Ihr Mut erkennbar - ein wenig Ordnung zu schaffen in dem, was selbst große Professoren für wenig Wert halten.
EFQM? "Vergessen Sie's!" möchte ich fast rufen angesichts der Art und Weise, wie Siemens einerseits EFQM hochhält und andererseits seine Belegschaft vor die Wahl stellt "entweder mehr Stunden pro Woche ohne Lohnausgleich oder Kündigung".
Ich will wohl glauben, daß Fertigung im Ausland
billiger sein könne und eine Verlagerung dorthin eine wirtschaftliche Möglichkeit.
Angesichts der Verluste, die hiezulande aber entstehen, weil Vorstände Führungskräfte und Wertschaffende gegeneinander aufhetzen, halte ich für die noch bessere Alternative, erst mal dieses selbstzerstörerische Gegen- in Miteinander zu wandeln.
Total unglaubwürdig ist, wer einerseits mit dem Hochhalten des EFQM-Modells dessen "Geist" für sich reklamiert, ein gutes Miteinander zu schaffen sei Voraussetzung für Qualität und gute Ergebnisse, und der andererseits seine Mitarbeiter so rüde erpreßt, ohne vorher alle anderen Alternativen versucht zu haben.
Da wächst der Verdacht, er mißbraucht das EFQM-Modell als eine Art "Management by Norm".
Wenn der Vorstand verständlich machen kann, was notwendig ist für Zukunft von Unternehmen und Arbeitsplätzen, dann braucht er nur den Weg zu weisen wie einst Moses auf dem Weg ins gelobte Land, seine Arbeitnehmer folgen ihm auch so, wenn nicht sogar willig.
Da braucht er keine Normen für.
Wenn ihm diese Führungskompetenz fehlt, dann müßte man eigentlich sagen, da hätte jemand eine falsche Personalentscheidung getroffen.
Aus dieser Peinlichkeit half der Qualitätsgedanke.
"Made in Germany", wir Deutschen sind stolz auf unsere Stärken. Was wir für unseren Vorstand nicht tun würden, für die Qualität tun wir's gern.
Also wird "Qualität" zum Geschenkpapier für Managementmaßnahmen oder zur honigsüßen Kapsel mit dem scheußlichen Lebertran drin.
Managementmaßnahmen können sich nicht nur auf die Fertigung beschränken.
Soll auch die Art des Umgangs miteinander gestaltet werden, eignet sich das EFQM-Modell sehr gut.
Da wird schnell eine Selbstbewertung gemacht, Stärken und Schwächen werden aufgelistet (muß man vorher mit dem Auditor abgesprochen haben), die vorgeplanten Maßnahmen im Katalog zusammen gefaßt. Und alle machen mit, weil ja im Namen von EFQM, und dahinter stehen höchst erfolgreiche Unternehmen, was die sagen, kann ja nicht falsch sein.
Conclusio: Aus der Führungskraft, die ihr Unternehmen auf Zukunfts- und Wachstumskurs halten will, gibt es eigentlich keinen Unterschied zwischen Bewertungs- und Managementmodell.
Sondern allenfalls einen Managementzyklus (wie Plan-Do-Check-Act) oder (Ziel-Soll/Ist-Vergleich-Analyse-Planung-Durchführung-Ergebnisprüfung).
Dieser benötigt eine Bewertung, das liefert EFQM mit seinem Punktesystem.
Er benötigt ein Vorgehen vom Ist zum Soll.
Auch das liefert EFQM, aber nicht im Punktemodell, sondern im "Beiwerk" dazu, wie man seine Firma mit dem EFQM-Modell vertraut macht, wie man Unternehmenseinheiten mehrmals sich selbst bewerten läßt, dann das ganze Unternehmen, schließlich bis zur Bewergung um den Ludwig-Erhard-Preis.
Ciao
Wolfgang Horn



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  • Mathias Podlaha
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#7330 by Mathias Podlaha
Replied by Mathias Podlaha on topic Re: EFQM und seine Einordnung in die Managementlehre
Hallo Johanna,
mein Thema lautet fast genauso. Prof. Dr. Zink hat jetzt ein ganz neues Buch herausgegebene (Das EFQM-Modell oder so ähnlich). Da hast Du nicht nur ein aktuelles Buch über die EFQM FAssung von 2002/2003, sondern ganz zu Beginn geht Zink auf das St. Gallener Managementkonzept nach Bleicher ein. Mein Prof. hat mir übrigens davon abgeraten Bleicher als Analyseraster zu nehmen.... Wenn Du das Buch schon gelesen hast (700 Seiten!!) und es aus Frust noch nicht zertrümmert hast, wirst Du schon festgestellt haben, dass Du das St. Gallener Managementkonzept nur bedingt verwenden kannst. Über viele der Bausteine findest Du im EFQM-Modell keine Entsprechung bzw. keine Aussagen.
Viele Erfolg weiterhin, mein Thema lautet übrigens: "ganzheitliche Unternehmensführung: kritische Analyse und konzeptionelle Verbindung von EFQM und Werttreibermanagement"
Gruss aus Bayreuth
Mathias



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  • Mathias Podlaha
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#7331 by Mathias Podlaha
Replied by Mathias Podlaha on topic Re: EFQM und seine Einordnung in die Managementlehre
P.S. Die Balanced Scorecard ist vor allem ein Instrument der Strategieimplementierung! Wenn Du das St. Gallener Managementkonzept heranziehst, merkst Du das auch daran, dass dem Konzept die "Vision" fehlt. BSC ist vor allem ein Instrument das im operativen Bereich eingesetzt wird.




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  • Diana
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#8349 by Diana
Vielleicht sollte wir uns mal darüber unterhalten, denn ich bin selbst zur Zeit in einer ähnlichen Situation: Schreibe mein Dipl. über Managementmodelle und deren Bewertung! Sicherlich bist du schon fertig mit der Arbeit, aber vielleicht kannst du mir ja jetzt helfen? Kann deine angebrachten Bedenken nachvollziehen: stecke selbst genau in der gleiche Masche drin. Wollte nämlich das EFQM und das St. Galler untersuchen zu diesm Zwecke.
Würde mich über eine Antwort freuen,
LG,
DIANA



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