Wer zertifiziert die Zertifizierer?
- Frank Hergt
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#4652
by Frank Hergt
Wer zertifiziert die Zertifizierer? was created by Frank Hergt
Hallo zusammen!
Nein, die Frage ist nicht zynisch oder reschenederig gemeint (auch wenn ich Ralf Schmidt schon grinsen sehe). Wie erhält eine Gesellschaft die "Erlaubnis", Zertifikate über die Konformität mit z.B. ISO 9000 ausstellen zu dürfen? Ich habe wirklich keine Ahnung.
In gepannter Erwartung
Frank
Nein, die Frage ist nicht zynisch oder reschenederig gemeint (auch wenn ich Ralf Schmidt schon grinsen sehe). Wie erhält eine Gesellschaft die "Erlaubnis", Zertifikate über die Konformität mit z.B. ISO 9000 ausstellen zu dürfen? Ich habe wirklich keine Ahnung.
In gepannter Erwartung
Frank
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- Wolfgang Horn
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#4653
by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic Was macht den Propheten zum Propheten?
Ein lachendes Hallo zurück, Frank,
da hast Du den richtigen Wochenausklang geliefert!
Und ein sehr ernstes Thema angeschnitten.
Dazu paßt: Herr Stuka, DGQ, referiert in München am 15. zum Thema "Branchenspezifische Regelwerke - Fluch oder Segen?"
Wie sähe es in der Fußballbundesliga aus, wenn ein Institut der National Football League Ausrüstung, Strategien und Taktiken deutscher Fußballvereine prüfen dürfte? Oder umgekehrt. Das Bestehen der Prüfung wäre der Absprung in die garantierte Pleite.
Oder was die BfA erkannt hat: Sie hat die Durchführung der Aus- und Weiterbildung nach tollen Kriterien geprüft, über lange Jahre - und erst jetzt erkennt sie, daß die Weiterbildung nicht annähernd gebracht hat, was man sich von ihr versprach. Die Prüfkriterien waren meilenweit weg von der Realität.
Die Erlaubnis zum Zertifizieren ist eine Sache. Die Qualität der Prüfkriterien eine etwas andere - dienen die Kriterien der Zukunft und dem Wachstum der geprüften Unternehmen, oder ganz anderen Zwecken?
Denn falls sie eher anderen Zwecken dienen, müßte sich jeder Unternehmer fragen, ob er nicht schwer gegen seine Pflichten oder Interessen verstößt, wenn er sein Unternehmen diesen Kriterien unterwirft.
Wer oder was gibt dem Propheten die Legitimation, ein Prophet zu sein - und damit die Lizenz zum Diktieren?
Im Projektmanagement tummelt sich eine unüberschaubare Vielfalt von Maturity-Modellen.
Die besseren konzipiert und zusammengestellt von Könnern. "Über 266 erfahrene Projektmanager haben ihre Kriterien für 'das gute Projekt' zusammengetragen, daraus entstand das OPM3!", heißt es. (Organizational Project Maturity Model.)
Solange die Praktiker und ihre Unternehmer diesem Gremium glauben, ist dieser Glaube die Legitimation.
Solange es an Mitteln fehlt, die Tauglichkeit der Kriterien tatsächlich zu bestimmen, gibt es keinen Widerspruch. Auch nicht, wenn die Schar der Lemminge den Kurs auf ihr letztes Ziel einschlägt.
Aber ist das, was für die US-Arbeitskultur des Hire&Fire optimal ist, dies auch für die europäische Arbeitskultur des Miteinander? (Von der wir uns im Nachäffen US-amerikanischer Erfolgsrezepte schon so weit entfernt haben, daß wir in die Drittklassigkeit abfallen.)
Deshalb meine ich, daß in einem Regelwerk nur die Forderungen legitimiert sind, deren Beitrag zu Zukunft der Unternehmen auch nachweisbar ist.
Ciao
Wolfgang Horn
da hast Du den richtigen Wochenausklang geliefert!
Und ein sehr ernstes Thema angeschnitten.
Dazu paßt: Herr Stuka, DGQ, referiert in München am 15. zum Thema "Branchenspezifische Regelwerke - Fluch oder Segen?"
Wie sähe es in der Fußballbundesliga aus, wenn ein Institut der National Football League Ausrüstung, Strategien und Taktiken deutscher Fußballvereine prüfen dürfte? Oder umgekehrt. Das Bestehen der Prüfung wäre der Absprung in die garantierte Pleite.
Oder was die BfA erkannt hat: Sie hat die Durchführung der Aus- und Weiterbildung nach tollen Kriterien geprüft, über lange Jahre - und erst jetzt erkennt sie, daß die Weiterbildung nicht annähernd gebracht hat, was man sich von ihr versprach. Die Prüfkriterien waren meilenweit weg von der Realität.
Die Erlaubnis zum Zertifizieren ist eine Sache. Die Qualität der Prüfkriterien eine etwas andere - dienen die Kriterien der Zukunft und dem Wachstum der geprüften Unternehmen, oder ganz anderen Zwecken?
Denn falls sie eher anderen Zwecken dienen, müßte sich jeder Unternehmer fragen, ob er nicht schwer gegen seine Pflichten oder Interessen verstößt, wenn er sein Unternehmen diesen Kriterien unterwirft.
Wer oder was gibt dem Propheten die Legitimation, ein Prophet zu sein - und damit die Lizenz zum Diktieren?
Im Projektmanagement tummelt sich eine unüberschaubare Vielfalt von Maturity-Modellen.
Die besseren konzipiert und zusammengestellt von Könnern. "Über 266 erfahrene Projektmanager haben ihre Kriterien für 'das gute Projekt' zusammengetragen, daraus entstand das OPM3!", heißt es. (Organizational Project Maturity Model.)
Solange die Praktiker und ihre Unternehmer diesem Gremium glauben, ist dieser Glaube die Legitimation.
Solange es an Mitteln fehlt, die Tauglichkeit der Kriterien tatsächlich zu bestimmen, gibt es keinen Widerspruch. Auch nicht, wenn die Schar der Lemminge den Kurs auf ihr letztes Ziel einschlägt.
Aber ist das, was für die US-Arbeitskultur des Hire&Fire optimal ist, dies auch für die europäische Arbeitskultur des Miteinander? (Von der wir uns im Nachäffen US-amerikanischer Erfolgsrezepte schon so weit entfernt haben, daß wir in die Drittklassigkeit abfallen.)
Deshalb meine ich, daß in einem Regelwerk nur die Forderungen legitimiert sind, deren Beitrag zu Zukunft der Unternehmen auch nachweisbar ist.
Ciao
Wolfgang Horn
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- Ansgar
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#4659
by Ansgar
Replied by Ansgar on topic TGA
Die TGA macht das, weitere Infos unter
www.tga-gmbh.de/
Grüße
Ansgar
: Hallo zusammen!
: Nein, die Frage ist nicht zynisch oder reschenederig gemeint (auch wenn ich Ralf Schmidt schon grinsen sehe). Wie erhält eine Gesellschaft die "Erlaubnis", Zertifikate über die Konformität mit z.B. ISO 9000 ausstellen zu dürfen? Ich habe wirklich keine Ahnung.
: In gepannter Erwartung
: Frank
www.tga-gmbh.de/
Grüße
Ansgar
: Hallo zusammen!
: Nein, die Frage ist nicht zynisch oder reschenederig gemeint (auch wenn ich Ralf Schmidt schon grinsen sehe). Wie erhält eine Gesellschaft die "Erlaubnis", Zertifikate über die Konformität mit z.B. ISO 9000 ausstellen zu dürfen? Ich habe wirklich keine Ahnung.
: In gepannter Erwartung
: Frank
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- Frank Hergt
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- Visitor
#4664
by Frank Hergt
Replied by Frank Hergt on topic Re: Was macht den Propheten zum Propheten?
Hallo Wolfgang!
: Deshalb meine ich, daß in einem Regelwerk nur die Forderungen legitimiert sind, deren Beitrag zu Zukunft der Unternehmen auch nachweisbar ist.
Nicht so einfach, oder? Nach dem (von Dir des öfteren beklagten) Stand der Wissenschaft geht das nur experimentell. D.h. Du mußt die Regeln erst einführen, ein paar Jahre anwenden und dann die Untersuchung auf die Folgen durchführen. Da die Lemminge inzwischen mit Rennmausgenen veredelt worden sind, sind sie bis dahin schon bei der nächsten Mode....
Die ISO 9000:2000 halte ich nebenbei für ein recht taugliches Regelwerk. Wenn man wirklich das Original liest, steht auch nicht besonders viel drin. Und die Audits unseres Zertifizierers waren bisher noch immmer mit echtem Nutzen für die Firma verbunden.
Wenn ich aber mir die Beiträge in diesen Foren und die Zertifikate unserer Lieferanten anschaue, scheint es zwei Sorten von schwarzen Schafen unter den Zertifizieren zu geben:
1. Die, von denen Du den Lappen für 'ne Kiste Bier kriegst.
2. Die Obergenauen, die nur den Aufwand beurteilen (je mehr, je besser) und nicht nach dem Nutzen fragen.
Beides hat mit der Zielsetzung der ISO eigentlich nichts zu tun.
Schöne Grüße
Frank
: Deshalb meine ich, daß in einem Regelwerk nur die Forderungen legitimiert sind, deren Beitrag zu Zukunft der Unternehmen auch nachweisbar ist.
Nicht so einfach, oder? Nach dem (von Dir des öfteren beklagten) Stand der Wissenschaft geht das nur experimentell. D.h. Du mußt die Regeln erst einführen, ein paar Jahre anwenden und dann die Untersuchung auf die Folgen durchführen. Da die Lemminge inzwischen mit Rennmausgenen veredelt worden sind, sind sie bis dahin schon bei der nächsten Mode....
Die ISO 9000:2000 halte ich nebenbei für ein recht taugliches Regelwerk. Wenn man wirklich das Original liest, steht auch nicht besonders viel drin. Und die Audits unseres Zertifizierers waren bisher noch immmer mit echtem Nutzen für die Firma verbunden.
Wenn ich aber mir die Beiträge in diesen Foren und die Zertifikate unserer Lieferanten anschaue, scheint es zwei Sorten von schwarzen Schafen unter den Zertifizieren zu geben:
1. Die, von denen Du den Lappen für 'ne Kiste Bier kriegst.
2. Die Obergenauen, die nur den Aufwand beurteilen (je mehr, je besser) und nicht nach dem Nutzen fragen.
Beides hat mit der Zielsetzung der ISO eigentlich nichts zu tun.
Schöne Grüße
Frank
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- Frank Hergt
- Topic Author
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#4666
by Frank Hergt
Replied by Frank Hergt on topic Re: Was macht den Propheten zum Propheten?
Ach ja, noch die Antwort auf deine Titelfrage:
Natürlich, daß sie im Auftrag des Herrn unterwegs sind ))))
Natürlich, daß sie im Auftrag des Herrn unterwegs sind ))))
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- Marten
- Topic Author
- Visitor
#4685
by Marten
Replied by Marten on topic Was macht den Propheten zum Propheten?
Hallo ihr !
Also zu diesem Ausspruch habe ich gerade wieder eine hervorragende Erfahrung gemacht :
: 2. Die Obergenauen, die nur den Aufwand beurteilen (je mehr, je besser) und nicht nach dem Nutzen fragen.
Wir sind dabei uns als luftfahrttechnischer Betrieb durch das Luftfahrt Bundesamt zertifizieren zu lassen (Nennt sich JAR-145 "Genehmigter Instandhaltungsbetrieb). Diese JAR-145 fordert ein eingeführtes Qualitätsmanagementsystem.
Aber nun zum Thema :
1) Das Luftfahrt Bundesamt als Behörde (!) gibt als Beispiel-Handbuch auf ihrer I-Net-Seite immernoch ein Buch mit 20 Kapiteln raus ! (Das muss man sich mal vorstellen!
2) Die Herren Kalkköpfe, die hier ein Pre-Audit gemacht haben waren soo übel drauf, die sprachen im Zusammenhang mit der ISO9000 immernoch von der Erstellung eines Q"S"H .... (man muss sich während der Sitzung schon ziemlich auf die Lippen beissen um dabei nicht hochzugehen.
Die Schwierigkeit vor diesem Hintergrund ist, das man so in die Situation kommt, sämtliche Argumente, die die Herren zu irgendwelchen Themen bringen, irgendwo gar nicht mehr richtig ernst zu nehmen.
... und ... sie wollen für "JEDES" Fitzelchen, was wir hier durchführen, eine Verfahrensanweisung haben, eine Arbeitsanweisung reicht nicht, weil in der JAR-145 nur die Rede von VAs ist. Mittlerweile bin ich in einem KUM mit 60 Mitarbeitern bei etwa 45 VAs angelangt. Irgendwann reicht es, aber die Jungs sitzen nun mal am längeren Hebel
So .. das musste mal raus ! Lasst Euch nie mit behördlichen Zertifizierern ein !
M.
: Schöne Grüße
: Frank
Also zu diesem Ausspruch habe ich gerade wieder eine hervorragende Erfahrung gemacht :
: 2. Die Obergenauen, die nur den Aufwand beurteilen (je mehr, je besser) und nicht nach dem Nutzen fragen.
Wir sind dabei uns als luftfahrttechnischer Betrieb durch das Luftfahrt Bundesamt zertifizieren zu lassen (Nennt sich JAR-145 "Genehmigter Instandhaltungsbetrieb). Diese JAR-145 fordert ein eingeführtes Qualitätsmanagementsystem.
Aber nun zum Thema :
1) Das Luftfahrt Bundesamt als Behörde (!) gibt als Beispiel-Handbuch auf ihrer I-Net-Seite immernoch ein Buch mit 20 Kapiteln raus ! (Das muss man sich mal vorstellen!
2) Die Herren Kalkköpfe, die hier ein Pre-Audit gemacht haben waren soo übel drauf, die sprachen im Zusammenhang mit der ISO9000 immernoch von der Erstellung eines Q"S"H .... (man muss sich während der Sitzung schon ziemlich auf die Lippen beissen um dabei nicht hochzugehen.
Die Schwierigkeit vor diesem Hintergrund ist, das man so in die Situation kommt, sämtliche Argumente, die die Herren zu irgendwelchen Themen bringen, irgendwo gar nicht mehr richtig ernst zu nehmen.
... und ... sie wollen für "JEDES" Fitzelchen, was wir hier durchführen, eine Verfahrensanweisung haben, eine Arbeitsanweisung reicht nicht, weil in der JAR-145 nur die Rede von VAs ist. Mittlerweile bin ich in einem KUM mit 60 Mitarbeitern bei etwa 45 VAs angelangt. Irgendwann reicht es, aber die Jungs sitzen nun mal am längeren Hebel
So .. das musste mal raus ! Lasst Euch nie mit behördlichen Zertifizierern ein !
M.
: Schöne Grüße
: Frank
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