Zertifizierung der Verwaltungsprozesse im Betrieb
- Guido
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#6410
by Guido
Zertifizierung der Verwaltungsprozesse im Betrieb was created by Guido
Hallo Kollegen,
ich habe die Aufgabe, die bei uns angewandten Verwaltungsprozesse in das bestehende QM-System zu integrieren. Ich habe mich dahingehend mit unserem Leiter Verwaltung zusammengesetzt und bemerkt, dass die Darstellung beliebig kompliziert gemacht werden kann.
Nun die Frage: Kennt jemand die Minimalanforderungen, die man für eine Zertifizierung (EN 9100) benötigt oder kann mir jemand ein Prozessmodell zur Verfügung stellen?
Ciao,
Guido
ich habe die Aufgabe, die bei uns angewandten Verwaltungsprozesse in das bestehende QM-System zu integrieren. Ich habe mich dahingehend mit unserem Leiter Verwaltung zusammengesetzt und bemerkt, dass die Darstellung beliebig kompliziert gemacht werden kann.
Nun die Frage: Kennt jemand die Minimalanforderungen, die man für eine Zertifizierung (EN 9100) benötigt oder kann mir jemand ein Prozessmodell zur Verfügung stellen?
Ciao,
Guido
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- Frank Hergt
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#6411
by Frank Hergt
Replied by Frank Hergt on topic Re: Zertifizierung der Verwaltungsprozesse im Betrieb
Hallo Guido!
Ich kenne mich mit der EN 9100 zwar nicht aus, aber ich würde mir folgende Fragen stellen:
1. Was ist überhaupt ein Prozeß? D.h., welche Vorgänge in der Verwaltung laufen immer gleichartig ab? Die Arbeit von Spezialisten, das Zusammentreffen von Gesprächsrunden usw. kannst Du von vornherein ausklammern.
2. Wenn jemand neu wäre, wie müßte die Dokumentation aussehen, damit sie so schnell wie möglich blickt, was sie zu tun hat und dabei so effizient wie möglich arbeitet? Das aufschreiben (ob Ablaufdiagramm oder Text geht nach Vorliebe der "Kunden").
3. Dann, wo sinnvoll, noch grob die "großen" Prozesse skizzieren. Bsp: Es mag sinnvoll sein, aufzuschreiben, wie man für eine Kantine die Vorräte beschafft. Es ist sicher nicht sinnvoll, das tägliche Abfüttern der MitarbeiterInnen als Prozeß darzustellen. Hier ist meistens das Ablaufdiagramm die Form der Wahl. Wenn's geht, noch die "Unterprozesse" (Arbeitsanweisungen) an geeigneter Stelle mit den Hauptprozessen verlinken.
Und dann hast Du alles getan, was für Deinen Betrieb jemals nützlich sein kann. Das eine Norm mehr fordert, muß Dir erstmal einer beweisen.
Ich hoffe, es hilft!
Frank
Ich kenne mich mit der EN 9100 zwar nicht aus, aber ich würde mir folgende Fragen stellen:
1. Was ist überhaupt ein Prozeß? D.h., welche Vorgänge in der Verwaltung laufen immer gleichartig ab? Die Arbeit von Spezialisten, das Zusammentreffen von Gesprächsrunden usw. kannst Du von vornherein ausklammern.
2. Wenn jemand neu wäre, wie müßte die Dokumentation aussehen, damit sie so schnell wie möglich blickt, was sie zu tun hat und dabei so effizient wie möglich arbeitet? Das aufschreiben (ob Ablaufdiagramm oder Text geht nach Vorliebe der "Kunden").
3. Dann, wo sinnvoll, noch grob die "großen" Prozesse skizzieren. Bsp: Es mag sinnvoll sein, aufzuschreiben, wie man für eine Kantine die Vorräte beschafft. Es ist sicher nicht sinnvoll, das tägliche Abfüttern der MitarbeiterInnen als Prozeß darzustellen. Hier ist meistens das Ablaufdiagramm die Form der Wahl. Wenn's geht, noch die "Unterprozesse" (Arbeitsanweisungen) an geeigneter Stelle mit den Hauptprozessen verlinken.
Und dann hast Du alles getan, was für Deinen Betrieb jemals nützlich sein kann. Das eine Norm mehr fordert, muß Dir erstmal einer beweisen.
Ich hoffe, es hilft!
Frank
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- Wolfgang Horn
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#6412
by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic Re: Zertifizierung der Verwaltungsprozesse im Betrieb
Hi, Frank, hi, Guido, und herzlich willkommen im Forum,
: 1. Was ist überhaupt ein Prozeß?...
: 2. Wenn jemand neu wäre, wie müßte die Dokumentation aussehen...,
: 3. Dann, wo sinnvoll, noch grob die "großen" Prozesse skizzieren.
Ha! Die Prozesse, deren Qualität den größten Einfluß auf Zukunft und Wachstum eines Unternehmens hat, sind gar nicht die bombastisch großen Prozesse.
Sondern die "Graswurzelprozesse", die jedem eingebildeten Akademiker viel zu banal sind, um nur einen Gedanken an sie zu verschwenden.
Beispiel: Der Prozeß der Entscheidungsfindung. Auf welche Art und weise treffen wir eigentlich die unwichtigen und die wichtigen Entscheidungen?
Entscheidet bei uns der Fürst zuerst, stellt seine Mitarbeiter vor vollendete Tatsachen und motiviert sie dann mit "Es geht nicht anders, basta!"
Entscheidet er gar nicht, sondern läßt seinen Coach / Unternehmensberater entscheiden und führt dessen Vorgaben nur unter seinem Namen durch?
Oder holt er erst den Rat seiner Mitarbeiter ein und entscheidet dann?
Oder nach der Art und Weise des Helmut Werner:
"Ein Vorstandsvorsitzender muß eine Aura schaffen, in der sein Team sich mit seinen positiven, negativen, kreativen Elementen voll einbringen kann. Was dabei herauskommt, ist immer kontrovers. Irgendwann muß die Analysephase aber abgeschlossen werden und der Vorsitzende auf den Putz hauen: Schluß, aus, ..., so wird's gemacht." (Helmut Werner, der Mercedes-Benz zum Goldesel gemacht hat)
Oder untersucht mal den Prozeß der Konfliktlösung. Aber nicht nach den Qualitätskriterien der Mediatoren, deren höchstes Interesse die Dauerbeschäftigung ist.
Auf diesen Graswurzelprozessen bauen "höhere Prozesse" auf, wie in der Mathematik das Integrieren und Differenzieren auf den Grundrechenarten. Wie der "höhere" Prozeß: "So führen wir einen neuen Prozeß so ein, daß die Mitarbeiter ihn aus Eigeninteresse gern nutzen."
Guido, Sie haben da eine Aufgabe, in der Sie zu Produktivität, Zukunft und Wachstum Ihres Unternehmens eine Menge bewirken können. Wenn Sie vermeiden, sich blaue Augen zu holen. Die Gefahr ist nämlich so groß, wie diese Graswurzelprozesse die Persönlichkeit einer Person ausmachen. Einer Person wie der Geschäftsführer....
Ciao
Wolfgang Horn
: 1. Was ist überhaupt ein Prozeß?...
: 2. Wenn jemand neu wäre, wie müßte die Dokumentation aussehen...,
: 3. Dann, wo sinnvoll, noch grob die "großen" Prozesse skizzieren.
Ha! Die Prozesse, deren Qualität den größten Einfluß auf Zukunft und Wachstum eines Unternehmens hat, sind gar nicht die bombastisch großen Prozesse.
Sondern die "Graswurzelprozesse", die jedem eingebildeten Akademiker viel zu banal sind, um nur einen Gedanken an sie zu verschwenden.
Beispiel: Der Prozeß der Entscheidungsfindung. Auf welche Art und weise treffen wir eigentlich die unwichtigen und die wichtigen Entscheidungen?
Entscheidet bei uns der Fürst zuerst, stellt seine Mitarbeiter vor vollendete Tatsachen und motiviert sie dann mit "Es geht nicht anders, basta!"
Entscheidet er gar nicht, sondern läßt seinen Coach / Unternehmensberater entscheiden und führt dessen Vorgaben nur unter seinem Namen durch?
Oder holt er erst den Rat seiner Mitarbeiter ein und entscheidet dann?
Oder nach der Art und Weise des Helmut Werner:
"Ein Vorstandsvorsitzender muß eine Aura schaffen, in der sein Team sich mit seinen positiven, negativen, kreativen Elementen voll einbringen kann. Was dabei herauskommt, ist immer kontrovers. Irgendwann muß die Analysephase aber abgeschlossen werden und der Vorsitzende auf den Putz hauen: Schluß, aus, ..., so wird's gemacht." (Helmut Werner, der Mercedes-Benz zum Goldesel gemacht hat)
Oder untersucht mal den Prozeß der Konfliktlösung. Aber nicht nach den Qualitätskriterien der Mediatoren, deren höchstes Interesse die Dauerbeschäftigung ist.
Auf diesen Graswurzelprozessen bauen "höhere Prozesse" auf, wie in der Mathematik das Integrieren und Differenzieren auf den Grundrechenarten. Wie der "höhere" Prozeß: "So führen wir einen neuen Prozeß so ein, daß die Mitarbeiter ihn aus Eigeninteresse gern nutzen."
Guido, Sie haben da eine Aufgabe, in der Sie zu Produktivität, Zukunft und Wachstum Ihres Unternehmens eine Menge bewirken können. Wenn Sie vermeiden, sich blaue Augen zu holen. Die Gefahr ist nämlich so groß, wie diese Graswurzelprozesse die Persönlichkeit einer Person ausmachen. Einer Person wie der Geschäftsführer....
Ciao
Wolfgang Horn
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- Frank Hergt
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#6415
by Frank Hergt
Replied by Frank Hergt on topic Re: Zertifizierung der "Graswurzelprozesse"?
Hallo Wolfgang!
"wie diese Graswurzelprozesse die Persönlichkeit einer Person ausmachen. Einer Person wie der Geschäftsführer...."
Eben. Diese Prozesse kannst Du eben nicht in Ablaufdiagramme und Arbeitsanweisungen fassen. Da enden die Möglichkeiten der konventionellen QS. Wobei, wäre interessant die Einrichtung von Kaffeeecken dem Auditor als Verbesserungsmaßnahme zum Kommunikationsprozeß zu verkaufen und dann das Gesicht zu beobachten.
Aber insgesamt reden wir hier eher über Unternehmenskultur, Führungsstil und Personalpolitik. Deine Gedanken hierzu sind zwar immer wieder nützlich, aber sie in schlichte "Wenn-dann"-Regeln zu fassen, hielte ich für sehr gefährlich. Du nebenbei anscheinend auch, sonst hättest Du einen Bestseller geschrieben und Dich zur Ruhe gesetzt....
Schöne Grüße
Frank
"wie diese Graswurzelprozesse die Persönlichkeit einer Person ausmachen. Einer Person wie der Geschäftsführer...."
Eben. Diese Prozesse kannst Du eben nicht in Ablaufdiagramme und Arbeitsanweisungen fassen. Da enden die Möglichkeiten der konventionellen QS. Wobei, wäre interessant die Einrichtung von Kaffeeecken dem Auditor als Verbesserungsmaßnahme zum Kommunikationsprozeß zu verkaufen und dann das Gesicht zu beobachten.
Aber insgesamt reden wir hier eher über Unternehmenskultur, Führungsstil und Personalpolitik. Deine Gedanken hierzu sind zwar immer wieder nützlich, aber sie in schlichte "Wenn-dann"-Regeln zu fassen, hielte ich für sehr gefährlich. Du nebenbei anscheinend auch, sonst hättest Du einen Bestseller geschrieben und Dich zur Ruhe gesetzt....
Schöne Grüße
Frank
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- Guido
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#6417
by Guido
Replied by Guido on topic Re: Zertifizierung der "Graswurzelprozesse"?
Hallo Ihr beiden.
Meiner Meinung nach ist die sinnvolle Darstellung von Unternehmensprozessen allgemein und die Behandlung der "Graswurzelprozesse" eine grundsätzlich andere.
Auch ich habe mir mit der Geschäftsleitung Gedanken über Darstellung von Entscheidungsprozessen gemacht, wobei wir zu dem Ergebnis gekommen sind, dass diese sich nicht befriedigend (für die GL) darstellen lassen. Dafür ist der Geschäftsführer halt der Chef-> Ober sticht unter -.
Wir haben für uns nun den Weg der BSC gewählt, um unsere Firma wenigstens langfristig in die richtigen Bahnen zu leiten. Kurzfristige Entwcheidungen sind immer von der Einzelperson abhängig.
Übrigens, sehr interessant, was eine simple Frage für Diskussionen entfachen kann!
Schöne Grüsse,
Guido
Meiner Meinung nach ist die sinnvolle Darstellung von Unternehmensprozessen allgemein und die Behandlung der "Graswurzelprozesse" eine grundsätzlich andere.
Auch ich habe mir mit der Geschäftsleitung Gedanken über Darstellung von Entscheidungsprozessen gemacht, wobei wir zu dem Ergebnis gekommen sind, dass diese sich nicht befriedigend (für die GL) darstellen lassen. Dafür ist der Geschäftsführer halt der Chef-> Ober sticht unter -.
Wir haben für uns nun den Weg der BSC gewählt, um unsere Firma wenigstens langfristig in die richtigen Bahnen zu leiten. Kurzfristige Entwcheidungen sind immer von der Einzelperson abhängig.
Übrigens, sehr interessant, was eine simple Frage für Diskussionen entfachen kann!
Schöne Grüsse,
Guido
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- Ein Luftsportler
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#6421
by Ein Luftsportler
Replied by Ein Luftsportler on topic Zertifizierung der Verwaltungsprozesse im Betrieb
Hallo nach Büren (ich konnte als Luftsportler nicht umhin, die Emailadresse zu erkennen),
die DIN EN 9100 haben wir bei meinem Arbeitgeben letztes Jahr abgearbeitet.
Wenn Sie zum Bereich Luftfahrt gehören (davon gehe ich mal aus, wenn es um die 9100 geht), dann sehe ich da für Sie gar kein Problem.
Sie haben laut Homepage eh schon
- DIN EN ISO 9001 (inzwischen sowieso :2000).
- JAR-145
- JAR-21G
- QSF-B
Damit sind die ganzen Anforderungen der 9100 eigentlich schon lange abgedeckt und auch zertifiziert(!). Bei der Liste von Zulassungen verstehe ich nicht ganz, wer da nochmal die 9100 zertifiziert haben will. Die JAR- Audits sind mit Sicherheit "härter".
Viele Grüße
: Hallo Kollegen,
: ich habe die Aufgabe, die bei uns angewandten Verwaltungsprozesse in das bestehende QM-System zu integrieren. Ich habe mich dahingehend mit unserem Leiter Verwaltung zusammengesetzt und bemerkt, dass die Darstellung beliebig kompliziert gemacht werden kann.
: Nun die Frage: Kennt jemand die Minimalanforderungen, die man für eine Zertifizierung (EN 9100) benötigt oder kann mir jemand ein Prozessmodell zur Verfügung stellen?
: Ciao,
: Guido
die DIN EN 9100 haben wir bei meinem Arbeitgeben letztes Jahr abgearbeitet.
Wenn Sie zum Bereich Luftfahrt gehören (davon gehe ich mal aus, wenn es um die 9100 geht), dann sehe ich da für Sie gar kein Problem.
Sie haben laut Homepage eh schon
- DIN EN ISO 9001 (inzwischen sowieso :2000).
- JAR-145
- JAR-21G
- QSF-B
Damit sind die ganzen Anforderungen der 9100 eigentlich schon lange abgedeckt und auch zertifiziert(!). Bei der Liste von Zulassungen verstehe ich nicht ganz, wer da nochmal die 9100 zertifiziert haben will. Die JAR- Audits sind mit Sicherheit "härter".
Viele Grüße
: Hallo Kollegen,
: ich habe die Aufgabe, die bei uns angewandten Verwaltungsprozesse in das bestehende QM-System zu integrieren. Ich habe mich dahingehend mit unserem Leiter Verwaltung zusammengesetzt und bemerkt, dass die Darstellung beliebig kompliziert gemacht werden kann.
: Nun die Frage: Kennt jemand die Minimalanforderungen, die man für eine Zertifizierung (EN 9100) benötigt oder kann mir jemand ein Prozessmodell zur Verfügung stellen?
: Ciao,
: Guido
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