Bedeutung von Zertifikaten heute ?

Wien am 16.2.2000
Ist ein ISO 9000 Zertifikat heute überflüssig ?
Der Auslöser für die verstärkte Zertifizierung nach der Norm IS0 9000 war die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft.
Es wurde der Eindruck vermittelt, daß ein Unternehmen nicht ohne Zertifikat in Zukunft mehr existieren kann. Die Berater und die Zertifizierungsstellen unterstützten mit Werbemaßnahmen diesen Trend.
Gleichzeitig schien es, daß ein ISO 9000 Zertifikat ein positives Marketinginstrument in den einzelnen Branchen ist. Man erwartete sich einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz ein solches Zertifikat errungen zu haben. Dies war der Grund, daß am Beginn der 90-Jahre ein Zertifizierungsboom einsetzte.
Heute haben in Österreich weit über 1000 Produktions- und Dienstleistungsunternehmen dieses Zertifikat erreicht.
Damit ist es angebracht eine kritische Bilanz zu ziehen welchen Vorteil ein Zertifikat diesen Unternehmen gebracht hat.
Hat sich die Qualität der Produkte und Dienstleistungen ebenfalls verbessert oder handelt es sich bloß um ein _gut dokumentiertes“ Qualitätssystem ? Sind die Erfolge meßbar ?
Werden diese Fragen den bereits zertifizierten Unternehmen gestellt, sind die Antworten häufig ausweichend. Vielfach hört man ,daß die Zertifizierung nur ein erster Schritt in Richtung eines Total Quality Managementsystems (TQM) ist.
Meßbare Erfolge gibt es noch nicht und man hofft, daß sie sich erst im Lauf der Zeit einstellen.
Die Gefahr eines Fehlschlages ist groß, da viele Unternehmen nach Erreichung des Zertifikates in ihre alte Routine zurückfallen. Etwa unter dem Motto: _Jetzt haben wir es geschafft, nun müssen wir uns wieder mehr aufs Geldverdienen konzentrieren“.
Richtige Investitionen in die Qualität, die dem Kunden auch einen Nutzen bringen,zahlen sich immer aus aber das dauert seine Zeit.
Aber gerade in der heutigen Zeit gibt es viele Unternehmer, die mehr an das Heute statt an das Morgen denken müssen. Für die Zukunft bleibt wenig Zeit.
Außerdem waren und sind die aufzuwendenden Kosten für die Erreichung und Erhaltung des Zertifikates unverhältnismäßig hoch im Vergleich zu den Erwartungen.
Der Qualitätsbeauftragte in den Unternehmen erweckt mit seinem Eifer bei der Geschäftsleitung den Eindruck eher Probleme zu schaffen als sie zu lösen. Auch nicht gerade ein positives Bild für die Zertifizierung.
Der Ausweg aus dieser Situation ist sicherlich nicht einfach. Alles hängt aber von der Geschäftsleitung ab, denn sie alleine entscheidet, welcher Weg in der Zukunft gegangen werden soll. Dazu ist aber ein gewisses Mindestverständnis der grundlegenden Qualitätsphilosphie (Wissensmanagement) erforderlich.
Es ist dabei immer gut sich in solchen Situationen auf die Aussagen der Qualitätsgurus (Juran, Crosby) zu erinnern und die Aussagen zu diesem Thema zu studieren.
Die Zertifizierung wird von Philip B. Crosby in seinem neuesten Buch _Qualität ist und bleibt frei“- Die Ratschläge des Qualitätspapstes Philip B. Crosby für das 21. Jahrhundert. (Wirtschaftsverlag - Ueberreuter, Wien 1996) wie folgt beschrieben:
Bei der ISO 9000 Norm handelt es sich in Wirklichkeit lediglich um eine ganz altmodische Variante der Qualitätssicherung.
Es ist daher wirklich die Frage zu stellen ob es heute noch sinnvoll ist ein ISO 9000 Zertifikat und auch die zukünftige Revision 2000, das mit hohen Kosten verbunden ist, anzustreben oder weiter aufrechtzuerhalten.
Die Entscheidung hat jede Firma für sich individuell zu treffen.
Es scheint aber bei kritischer Betrachtung besser, Managementsysteme einzusetzen, die eine Strategie in Richtung Kundenzufriedenheit und damit ein neues Denken in der Zukunft im Unternehmen einleiten.
Setzt man solche Managementsysteme im Unternehmen ein erkennt, man schnell, daß eine Zertifizierung nach ISO 9000 /2000 in der heutigen Form überflüssig ist, auch wenn dies von Beratern und Zertifizierrunginstituten heftigst dementiert wird. Sie machen heute noch ein gutes Geschäft damit.
Die Kritik ist aber bereits unüberhörbar.
Ein _Flop“ mit hohen Kosten, den heute in der Wirtschaft noch niemand zugeben will ?
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DI Karl Rescheneder
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