Oraganisationsform QM und QS
- Klaus
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#2400
by Klaus
Oraganisationsform QM und QS was created by Klaus
Hallo Experten,
ich hätte gern einmal gewußt, was die Vor- und Nachteile der verschieden Organisationsformen der QS sind:
- klassische Struktur mit QS als Kontrollinstanz
- in die Prozesse integrierte Selbstprüfung mit voller Verantwortung der Bereiche für die Produkt- und Leistungsqualität.
Insbesondere interessiert mich, wie man die Selbstprüfer außer durch Schulung und interne Audits zur sach- und fachgerechten Wahrnahme ihrer Verantwortung bringen kann.
Klaus
ich hätte gern einmal gewußt, was die Vor- und Nachteile der verschieden Organisationsformen der QS sind:
- klassische Struktur mit QS als Kontrollinstanz
- in die Prozesse integrierte Selbstprüfung mit voller Verantwortung der Bereiche für die Produkt- und Leistungsqualität.
Insbesondere interessiert mich, wie man die Selbstprüfer außer durch Schulung und interne Audits zur sach- und fachgerechten Wahrnahme ihrer Verantwortung bringen kann.
Klaus
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- Dirk Kalitzki
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#2403
by Dirk Kalitzki
Replied by Dirk Kalitzki on topic Re: Organisationsform QM und QS
Hallo Klaus,
dachte eigentlich, dass diese Fragestellung seit 10 Jahren ausgestorben ist, antworte aber gerne, da diese Frage einen entscheidenen Weg meines Berufsweges begleitet hat:
Klassische Struktur mit QS als Kontrollinstanz.
Vorteile:
- Kein Schulungs-/ Qualifizierungsaufwand für Mitarbeiter/innen
- Gute Anwendbarkeit im Niedrigstlohn - sprich geringst qualifizierten Bereich
- Gute statistische Auswertbarkeit von Ausschußquoten etc.
Nachteile:
- Hoher finanzieller Aufwand (nicht produktive Prüfermannschaft - hohe Fehlerverhütungs-/ Prüfkosten)
- Sehr hoher Wertschöpfungsverlust in der Produktionskette (hohe Fehlerkosten)
- Ungenügende Einbindung der vor-/ nachgeschalteten Dienstleistungseinheiten im Unternehmen (z.B. Verkauf/ Versand)
- Hohe Reibungsverluste im Unternehmen (ungeplante Nacharbeit/ Kommunikationsprobleme)
- starke Kundenunzufriedenheit bei vorprogrammierter Terminunzuverlässigkeit
Prozessintegrierte Selbstprüfung:
Vorteile:
- Produktionsunabhängiger Ansatz (Umsetzbar in allen Unternehmensbereichen)
- Bestmögliche Mitarbeiter/innen-Einbindung (u.a. Optimierung der Unternehmenskultur)
- Direkte und zeitnahe Fehlererkennung und -abstellung (geringe Unterbrechung im Wertschöpfungsprozess)
- Gute und direkte Kommunikationsstruktur zwischen allen Unternehmensbereichen
- Beste Einbindung der Geschäftsführung (Kostenreduzierung !)
Nachteile:
- Qualifizierungsaufwand (siehe unten)
- Investitions- und Unternehmensstrukturierungsaufwand
Zu Ihrer zweiten Frage zur sach- und fachgerechten Verantwortungswahrnehmung:
Schulungen und interne Audits sind zwei Grundmethoden, die jedoch differenziert angegangen werden sollten.
Schulung:
Keine allgemeinen Schulungen zum Thema durchführen, sondern arbeitsplatzbezogene, z.T. auch individuelle Aufklärung bezüglich der qualitäts- und gewinnwirksamkeit der Tätigkeit durchführen. Eigene Erfahrungswelt: 25 Mitarbeiter wussten nicht, dass sie ein Pfennig-Artikel für einen 7 er BMW produzierten, kannten auch keine Funktionsmerkmale "ihres" Teils. Nach entsprechender Veranschaulichung der Fehlerpotentiale am Endprodukt (Auto) sank die Fehlerquote um 95 \% (ohne technische Investitionen).
Anderes Beispiel: Der Verkaufssachbearbeiter kann das Einsatzgebiet "seines" Produktes technisch nicht nachvollziehen. Er verkauft es also auch ohne weiteres Hinterfragen an Kunden mit einer differierenden Anforderungslage. Nach entsprechender Schulung fragt er den Kunden gezielt und vermittelt ggf. an die Anwendungstechnik.
Grundsätzlich muß also ein intern anforderungsorientiertes Schulungs-/ Qualifizierungsprogramm eingeführt werden.
Interne Audits:
Nach der Einführung der Selbstprüfung macht die Etablierung von Produktaudits Sinn, anhand derer Sie die Einhaltung aller Produktvorgaben vom Gebrauch/Versand bis zur Anfragenannahme nachvollziehen können.
Systemaudits haben hier einen zu geringen Detaillierungsgrad.
Fazit:
Wenn Sie wirklich in 2001/2002 noch QS-Kontrolle gegen prozessorientierte Selbstprüfung ersetzen müssen, denken Sie
a) unternehmerisch,
b) kostenorientiert über Durchführung der bekannten Fehlerverhütungs-, Prüf- und Fehlerkostenanalyse (siehe DGQ-Schriften) und
c) arbeitsplatz- und anforderungsbezogen
vorgehen.
Denken Sie mal über die Einführung der altbekannten internen Kunden-Lieferanten-Beziehung nach.
Um meinen Eingangsspruch zu relativieren: Es gibt auch heute noch legitime Anwendungen für das Kontrollprinzip. Es sollte jedoch immer in einem unternehmensübergreifenden QM-Ansatz integriert sein.
Wünsche viel Spaß bei der Umsetzung und stehe für weitere Fragen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüssen
Dirk Kalitzki
khg-consult
dachte eigentlich, dass diese Fragestellung seit 10 Jahren ausgestorben ist, antworte aber gerne, da diese Frage einen entscheidenen Weg meines Berufsweges begleitet hat:
Klassische Struktur mit QS als Kontrollinstanz.
Vorteile:
- Kein Schulungs-/ Qualifizierungsaufwand für Mitarbeiter/innen
- Gute Anwendbarkeit im Niedrigstlohn - sprich geringst qualifizierten Bereich
- Gute statistische Auswertbarkeit von Ausschußquoten etc.
Nachteile:
- Hoher finanzieller Aufwand (nicht produktive Prüfermannschaft - hohe Fehlerverhütungs-/ Prüfkosten)
- Sehr hoher Wertschöpfungsverlust in der Produktionskette (hohe Fehlerkosten)
- Ungenügende Einbindung der vor-/ nachgeschalteten Dienstleistungseinheiten im Unternehmen (z.B. Verkauf/ Versand)
- Hohe Reibungsverluste im Unternehmen (ungeplante Nacharbeit/ Kommunikationsprobleme)
- starke Kundenunzufriedenheit bei vorprogrammierter Terminunzuverlässigkeit
Prozessintegrierte Selbstprüfung:
Vorteile:
- Produktionsunabhängiger Ansatz (Umsetzbar in allen Unternehmensbereichen)
- Bestmögliche Mitarbeiter/innen-Einbindung (u.a. Optimierung der Unternehmenskultur)
- Direkte und zeitnahe Fehlererkennung und -abstellung (geringe Unterbrechung im Wertschöpfungsprozess)
- Gute und direkte Kommunikationsstruktur zwischen allen Unternehmensbereichen
- Beste Einbindung der Geschäftsführung (Kostenreduzierung !)
Nachteile:
- Qualifizierungsaufwand (siehe unten)
- Investitions- und Unternehmensstrukturierungsaufwand
Zu Ihrer zweiten Frage zur sach- und fachgerechten Verantwortungswahrnehmung:
Schulungen und interne Audits sind zwei Grundmethoden, die jedoch differenziert angegangen werden sollten.
Schulung:
Keine allgemeinen Schulungen zum Thema durchführen, sondern arbeitsplatzbezogene, z.T. auch individuelle Aufklärung bezüglich der qualitäts- und gewinnwirksamkeit der Tätigkeit durchführen. Eigene Erfahrungswelt: 25 Mitarbeiter wussten nicht, dass sie ein Pfennig-Artikel für einen 7 er BMW produzierten, kannten auch keine Funktionsmerkmale "ihres" Teils. Nach entsprechender Veranschaulichung der Fehlerpotentiale am Endprodukt (Auto) sank die Fehlerquote um 95 \% (ohne technische Investitionen).
Anderes Beispiel: Der Verkaufssachbearbeiter kann das Einsatzgebiet "seines" Produktes technisch nicht nachvollziehen. Er verkauft es also auch ohne weiteres Hinterfragen an Kunden mit einer differierenden Anforderungslage. Nach entsprechender Schulung fragt er den Kunden gezielt und vermittelt ggf. an die Anwendungstechnik.
Grundsätzlich muß also ein intern anforderungsorientiertes Schulungs-/ Qualifizierungsprogramm eingeführt werden.
Interne Audits:
Nach der Einführung der Selbstprüfung macht die Etablierung von Produktaudits Sinn, anhand derer Sie die Einhaltung aller Produktvorgaben vom Gebrauch/Versand bis zur Anfragenannahme nachvollziehen können.
Systemaudits haben hier einen zu geringen Detaillierungsgrad.
Fazit:
Wenn Sie wirklich in 2001/2002 noch QS-Kontrolle gegen prozessorientierte Selbstprüfung ersetzen müssen, denken Sie
a) unternehmerisch,
b) kostenorientiert über Durchführung der bekannten Fehlerverhütungs-, Prüf- und Fehlerkostenanalyse (siehe DGQ-Schriften) und
c) arbeitsplatz- und anforderungsbezogen
vorgehen.
Denken Sie mal über die Einführung der altbekannten internen Kunden-Lieferanten-Beziehung nach.
Um meinen Eingangsspruch zu relativieren: Es gibt auch heute noch legitime Anwendungen für das Kontrollprinzip. Es sollte jedoch immer in einem unternehmensübergreifenden QM-Ansatz integriert sein.
Wünsche viel Spaß bei der Umsetzung und stehe für weitere Fragen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüssen
Dirk Kalitzki
khg-consult
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- klaus
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#2405
by klaus
Replied by klaus on topic Re: Organisationsform QM und QS
: Sehr geehrter Herr Kalitzki,
Sie haben inhaltlich genau so geantwortet, wie ich es erwartet habe.
In den meisten Punkten sind wir vollkommen einer Meinung. Das Problem dabei ist, dass meine Unternehmensleitung mit dem Rückschritt von der Inprozesskontrolle zur Kontrollinstanz eine Qualitätsverbesserung bzw. kleinere Regelkreise bei der Fehlerbeseitigung erwartet.
Leider weiss ich nicht, wer ihr das eingeredet hat, aber trotzdem vielen Dank für Ihre Argumente, vielleicht kann ich damit noch etwas drehen.
Klaus
Sie haben inhaltlich genau so geantwortet, wie ich es erwartet habe.
In den meisten Punkten sind wir vollkommen einer Meinung. Das Problem dabei ist, dass meine Unternehmensleitung mit dem Rückschritt von der Inprozesskontrolle zur Kontrollinstanz eine Qualitätsverbesserung bzw. kleinere Regelkreise bei der Fehlerbeseitigung erwartet.
Leider weiss ich nicht, wer ihr das eingeredet hat, aber trotzdem vielen Dank für Ihre Argumente, vielleicht kann ich damit noch etwas drehen.
Klaus
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- Dirk Kalitzki
- Topic Author
- Visitor
#2408
by Dirk Kalitzki
Replied by Dirk Kalitzki on topic Organisationsform QM und QS
Hallo Klaus,
Ihre Antwort "riecht" nach Kostenproblemen, die Ihre Unternehmensleitung in den Griff bekommen möchte. Halte es für sinnvoll Ihre Unternehmensleitung über die aktuellen Methoden des Prozessmanagements oder potentieller Fehlervorbeugungsmaßnahmen (z.B. QFD, FMEA, QZ - altes alte Hüte, funktionieren trotzdem) zu informieren. Der kleinste Regelkreis ist, wenn sich die Unternehmensleitung/ die Abteilungsleiter regelmäßig am Band/ an der Maschine bei den Mitarbeiter/innen nach aktuellen Problemen erkundigen.
Kann Ihnen nur raten, die Unternehmensleitung nicht "drehen" zu wollen, sondern mit aktiven und konstruktiven Vorschlägen, basierend auf Zahlen, Daten, Fakten, neue Impulse einzubringen.
Viel Glück und eine gute Zeit wünscht Ihnen
Dirk Kalitzki
khg-consult
Ihre Antwort "riecht" nach Kostenproblemen, die Ihre Unternehmensleitung in den Griff bekommen möchte. Halte es für sinnvoll Ihre Unternehmensleitung über die aktuellen Methoden des Prozessmanagements oder potentieller Fehlervorbeugungsmaßnahmen (z.B. QFD, FMEA, QZ - altes alte Hüte, funktionieren trotzdem) zu informieren. Der kleinste Regelkreis ist, wenn sich die Unternehmensleitung/ die Abteilungsleiter regelmäßig am Band/ an der Maschine bei den Mitarbeiter/innen nach aktuellen Problemen erkundigen.
Kann Ihnen nur raten, die Unternehmensleitung nicht "drehen" zu wollen, sondern mit aktiven und konstruktiven Vorschlägen, basierend auf Zahlen, Daten, Fakten, neue Impulse einzubringen.
Viel Glück und eine gute Zeit wünscht Ihnen
Dirk Kalitzki
khg-consult
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