Unterstützung der Mitarbeiter bei der Einführung QMS
- Wolfgang Horn
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#3327
by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic Re: Unterstützung der Mitarbeiter bei der Einführung QMS
Hi, Harry, hi, Frank!
Frank, Du Igel hast gerufen? Ich Hase komm' schon angerannt, hechz, hechz...
Aber ich widerspreche Dir zur Hälfte, Frank.
Harry, als alter Hase wirst Du die "Sturmflut der Managementmodewellen" genauso satt haben wie die Mitarbeiter und Führungskräfte, denen es zum einen Ohr wieder raus geht, wenn es auf der anderen Seite erneut heißt "Umdenken!"
In dieser Sturmflut, da steckt das wohl größte Übel unserer Wirtschaft heute.
Harry, Sie haben hier eine "harte Nuß" im Bereich der Soft Facts, aber diese fehlende Motivation ist nicht die einzige Nuß.
In Ihrem Unternehmen, ich wette, könnte ein Gedankenleser auch Klagen lesen über Bürokratie, über "mangelnde Flexibilität" des Unternehmens, über ausufernde Meetings, Diskussionen die sich im Kreise totlaufen, Besprechungen, die wiederholt werden müssen, über schwammige oder fehlende Vorgaben von oben, über Innere Kündigung und, und, und.
Weil das heute nun mal so üblich ist. Nur Ausnahmen haben sich davor bewahren können.
Wozu sollen die Mitarbeiter und Führungskräfte sich denn engagieren?
Warum, das ist klar: "Weil unsere Geschäftsführung das will, basta!"
"Ja, und? Sie will auch Ergebnisse von mir, an denen werde ich sogar gemessen, an denen entscheidet die, ob ich bleiben darf oder gekündigt werde. Und was ich meinem Chef alles zusagen mußte, das könnt' ich sowieso nur erfüllen, wenn ich 14h pro Tag arbeite. Aber ich hab' mir meine Sündenböcke ja schon ausgesucht, ich muß nur zusehen, daß der Schwarze Peter nicht bei mir bleibt. Ach ja, dafür sind Prozesse hervorragend, je detaillierter, desto eher kann man dem anderen Versagen nachweisen.
Was der Qualitäter wieder will, ich seh's ja ein, aber meine Ergebnisse sind mir nun mal wichtiger als seine. Wenn der Geschäftsführung die Qualität wirklich so wichtig wäre, dann hätten sie uns allen ja auch Zeit dafür spendieren können, also Entlastung von anderen Aufgaben. Haben sie das getan? Nein. Also..."
Harry, vielleicht ist meine Phantasie mir durchgegangen, aber so habe ich das erfahren, so ist das hier und da, und wenn die Geschäftsführung sich widesprüchlich verhält, das kann selbst ein Halbgott als Qualitäter nicht kitten.
Führen heißt auch "Schwerpunkte setzen". Heißt damit auch "Verzichten" auf das, was man als weniger wichtig erkannt hat.
Wer das nicht kann, wer nicht verzichten kann auf das, was ihm weniger wichtig ist, der ist inkonsequent, und er kann auch nicht führen. Er heißt vielleicht "Führungskraft", aber seine Mitarbeiter erkennen ihn nicht an, sie neiden ihm nur seine Privilegien und tun nur soviel, wie sie für minimal notwendig halten.
Und wo Führungskräfte nicht anerkannt werden, dürfen sie sich nicht wundern über Gegeneinander, Minderproduktivität ihrer Mitarbeiter, schließlich rote Zahlen und daß ihre Ablösung immer näher kommt.
Tragischerweise nicht wegen persönlicher Schuld, sondern wegen der Sturmflut der Managementmodewellen, wegen des Chaos in der Betriebswirtschaftslehre, das Kapital und Arbeitsplätze vernichtet.
Zurück zu Warum und Wozu. Das Warum motiviert so gut wie eine Peitsche. Im Wozu steckt der Zucker.
Im Wozu steckt auch, was notwendig ist, das Wichtige vom weniger Wichtigen zu unterscheiden und auf letzteres verzichten zu können.
Das Wozu aller Gemeinschaften kann nicht anders lauten als "Zukunft und Wachstum für unsere Gemeinschaft", denn dieses gemeinsame höchste Ziel nützt den Interessen aller Beteiligten.
Hier, Frank, liegt mein halber Widerspruch:
* Eigennutz nein in dem Sinne, daß eine Gemeinschaft zum Haufen Flöhe wird, wenn man allen erlaubt, ihre persönlichen Zwecke direkt anzustreben. Das ist im Beruf so regelmäßig divergent, auseinander strebend, wie sich jeder individuell selbst verwirklichen will. Wer es all diesen Individuen recht machen will, verdirbt es sich mit jedem. Kanzler und Kandidat begehen gerade beide diesen Fehler. Wer in die geometrische Mitte strebt, führt nicht.
* Eigennutz ja in dem Sinne, daß er immer am Ende stehen muß, in der Zusammenarbeit aber muß ein gemeinsames höchstes Ziel dominieren, dem jeder seine individuellen Ziele zeitlich nachordnen kann. Das ist der schwere Trick, der in der Umsetzung noch schwerer ist. So schwer, wie gilt:
"Wer es einem Vorgesetzten gleichtun will, beginnt mit den schlechten Eigenschaften." (Aus Japan)
Den Trick erfordert nämlich eine eiserne Konsequenz, die weh tut. Aber wer dazu nicht bereit ist, sollte konsequenterweise seine "Lizenz zum Führen" abschreiben.
Zurück zum Wozu: Harry, wenn dies Tohuwabohu so ist, wie ich es mir ausmale, dann kann auch ein Halbgott keine Wunder vollbringen. Was können Sie dann besseres tun, als in diesem Chaos Ihre "Handbreit Wasser unter dem Kiel" zu bewahren? Im Gegeneinander mitzuspielen, und gut genug mitzuspielen?
Harry, ahne ich hinter Ihren Worten richtig, daß Sie sich mit Ihrem Unternehmen identifizieren?
Wozu stärker identifizieren als die Geschäftsführer?
Wenn Ihre Geschäftsführer den Dreh nicht finden, dann ist es nur eine Frage der Zeit, wann die gegangen werden. Hauptsache, Harry, Sie bleiben der Firma erhalten. Was können Sie dazu besseres tun, als im üblen Spiel besser mitspielen?
Schnief. Aber wer meint, das sei weniger tragisch, der möge sich melden.
Ciao
Wolfgang
Frank, Du Igel hast gerufen? Ich Hase komm' schon angerannt, hechz, hechz...
Aber ich widerspreche Dir zur Hälfte, Frank.
Harry, als alter Hase wirst Du die "Sturmflut der Managementmodewellen" genauso satt haben wie die Mitarbeiter und Führungskräfte, denen es zum einen Ohr wieder raus geht, wenn es auf der anderen Seite erneut heißt "Umdenken!"
In dieser Sturmflut, da steckt das wohl größte Übel unserer Wirtschaft heute.
Harry, Sie haben hier eine "harte Nuß" im Bereich der Soft Facts, aber diese fehlende Motivation ist nicht die einzige Nuß.
In Ihrem Unternehmen, ich wette, könnte ein Gedankenleser auch Klagen lesen über Bürokratie, über "mangelnde Flexibilität" des Unternehmens, über ausufernde Meetings, Diskussionen die sich im Kreise totlaufen, Besprechungen, die wiederholt werden müssen, über schwammige oder fehlende Vorgaben von oben, über Innere Kündigung und, und, und.
Weil das heute nun mal so üblich ist. Nur Ausnahmen haben sich davor bewahren können.
Wozu sollen die Mitarbeiter und Führungskräfte sich denn engagieren?
Warum, das ist klar: "Weil unsere Geschäftsführung das will, basta!"
"Ja, und? Sie will auch Ergebnisse von mir, an denen werde ich sogar gemessen, an denen entscheidet die, ob ich bleiben darf oder gekündigt werde. Und was ich meinem Chef alles zusagen mußte, das könnt' ich sowieso nur erfüllen, wenn ich 14h pro Tag arbeite. Aber ich hab' mir meine Sündenböcke ja schon ausgesucht, ich muß nur zusehen, daß der Schwarze Peter nicht bei mir bleibt. Ach ja, dafür sind Prozesse hervorragend, je detaillierter, desto eher kann man dem anderen Versagen nachweisen.
Was der Qualitäter wieder will, ich seh's ja ein, aber meine Ergebnisse sind mir nun mal wichtiger als seine. Wenn der Geschäftsführung die Qualität wirklich so wichtig wäre, dann hätten sie uns allen ja auch Zeit dafür spendieren können, also Entlastung von anderen Aufgaben. Haben sie das getan? Nein. Also..."
Harry, vielleicht ist meine Phantasie mir durchgegangen, aber so habe ich das erfahren, so ist das hier und da, und wenn die Geschäftsführung sich widesprüchlich verhält, das kann selbst ein Halbgott als Qualitäter nicht kitten.
Führen heißt auch "Schwerpunkte setzen". Heißt damit auch "Verzichten" auf das, was man als weniger wichtig erkannt hat.
Wer das nicht kann, wer nicht verzichten kann auf das, was ihm weniger wichtig ist, der ist inkonsequent, und er kann auch nicht führen. Er heißt vielleicht "Führungskraft", aber seine Mitarbeiter erkennen ihn nicht an, sie neiden ihm nur seine Privilegien und tun nur soviel, wie sie für minimal notwendig halten.
Und wo Führungskräfte nicht anerkannt werden, dürfen sie sich nicht wundern über Gegeneinander, Minderproduktivität ihrer Mitarbeiter, schließlich rote Zahlen und daß ihre Ablösung immer näher kommt.
Tragischerweise nicht wegen persönlicher Schuld, sondern wegen der Sturmflut der Managementmodewellen, wegen des Chaos in der Betriebswirtschaftslehre, das Kapital und Arbeitsplätze vernichtet.
Zurück zu Warum und Wozu. Das Warum motiviert so gut wie eine Peitsche. Im Wozu steckt der Zucker.
Im Wozu steckt auch, was notwendig ist, das Wichtige vom weniger Wichtigen zu unterscheiden und auf letzteres verzichten zu können.
Das Wozu aller Gemeinschaften kann nicht anders lauten als "Zukunft und Wachstum für unsere Gemeinschaft", denn dieses gemeinsame höchste Ziel nützt den Interessen aller Beteiligten.
Hier, Frank, liegt mein halber Widerspruch:
* Eigennutz nein in dem Sinne, daß eine Gemeinschaft zum Haufen Flöhe wird, wenn man allen erlaubt, ihre persönlichen Zwecke direkt anzustreben. Das ist im Beruf so regelmäßig divergent, auseinander strebend, wie sich jeder individuell selbst verwirklichen will. Wer es all diesen Individuen recht machen will, verdirbt es sich mit jedem. Kanzler und Kandidat begehen gerade beide diesen Fehler. Wer in die geometrische Mitte strebt, führt nicht.
* Eigennutz ja in dem Sinne, daß er immer am Ende stehen muß, in der Zusammenarbeit aber muß ein gemeinsames höchstes Ziel dominieren, dem jeder seine individuellen Ziele zeitlich nachordnen kann. Das ist der schwere Trick, der in der Umsetzung noch schwerer ist. So schwer, wie gilt:
"Wer es einem Vorgesetzten gleichtun will, beginnt mit den schlechten Eigenschaften." (Aus Japan)
Den Trick erfordert nämlich eine eiserne Konsequenz, die weh tut. Aber wer dazu nicht bereit ist, sollte konsequenterweise seine "Lizenz zum Führen" abschreiben.
Zurück zum Wozu: Harry, wenn dies Tohuwabohu so ist, wie ich es mir ausmale, dann kann auch ein Halbgott keine Wunder vollbringen. Was können Sie dann besseres tun, als in diesem Chaos Ihre "Handbreit Wasser unter dem Kiel" zu bewahren? Im Gegeneinander mitzuspielen, und gut genug mitzuspielen?
Harry, ahne ich hinter Ihren Worten richtig, daß Sie sich mit Ihrem Unternehmen identifizieren?
Wozu stärker identifizieren als die Geschäftsführer?
Wenn Ihre Geschäftsführer den Dreh nicht finden, dann ist es nur eine Frage der Zeit, wann die gegangen werden. Hauptsache, Harry, Sie bleiben der Firma erhalten. Was können Sie dazu besseres tun, als im üblen Spiel besser mitspielen?
Schnief. Aber wer meint, das sei weniger tragisch, der möge sich melden.
Ciao
Wolfgang
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- Frank Hergt
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#3332
by Frank Hergt
Replied by Frank Hergt on topic Antriebskraft ist nicht gleich Ziel
Hallo Wolfgang!
Vielleicht habe ich mich nicht genau genug ausgedrückt. Eigennutz ist die Antriebskraft der Einzelnen. Die kann man ausnutzen, um die Ziele dr Firma zu erreichen. Wie im gebändigten Kapitalismus die Gier des Einzelnen über Gesetze und Steuern genutzt wird, um die Gesellschaft insgesamt (zumindest materiell) voranzubringen. Funktioniert zwar auch nicht immer perfekt, aber der Charme der Idee liegt daran, ohnehin vorhandene, potentiell gesellschaftsschädliche Triebe nicht zu unterdrücken, sondern in nützliche Bahnen zu lenken.
Schöne Grüße
Frank
Vielleicht habe ich mich nicht genau genug ausgedrückt. Eigennutz ist die Antriebskraft der Einzelnen. Die kann man ausnutzen, um die Ziele dr Firma zu erreichen. Wie im gebändigten Kapitalismus die Gier des Einzelnen über Gesetze und Steuern genutzt wird, um die Gesellschaft insgesamt (zumindest materiell) voranzubringen. Funktioniert zwar auch nicht immer perfekt, aber der Charme der Idee liegt daran, ohnehin vorhandene, potentiell gesellschaftsschädliche Triebe nicht zu unterdrücken, sondern in nützliche Bahnen zu lenken.
Schöne Grüße
Frank
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- Wolfgang Horn
- Topic Author
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#3333
by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic Antriebskraft ist nicht gleich Ziel
Hallo Frank,
jetzt Zustimmung, so stimmt auch Deine Beschreibung.
Die "Nicht-Perfektion", von der Du sprichst, ist immer eine Folge von Irrtümern: Weil einer meint, unfaire Vorteile genießen zu können, weil er so inkonsequent ist, weil...
Ciao
Wolfgang
jetzt Zustimmung, so stimmt auch Deine Beschreibung.
Die "Nicht-Perfektion", von der Du sprichst, ist immer eine Folge von Irrtümern: Weil einer meint, unfaire Vorteile genießen zu können, weil er so inkonsequent ist, weil...
Ciao
Wolfgang
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- Michael
- Topic Author
- Visitor
#3336
by Michael
Replied by Michael on topic Re: Unterstützung der Mitarbeiter bei der Einführung QMS
Hallo Q-M-enschen,
zur Zeit bereite ich eine Präsentation für die interne Präsentation der DIN ISO 9001:2000 vor, um diese bei dem Führungskreis vorzustellen.
Fern von "Mitarbeiterzufriedenheit" und "Kundenzufriedenheit" (da diese als resultat automatisch gesteigert werden sollte), konzentriere ich mich auf Inhalte wie:
ein bildlicher Vergleich, dass Umstände - welche von "Führungskräften" vorgemacht werden - im Unternehmen nachgeahmt werden.
Hierzu kann die Darstellung einer Pfadfindergruppe helfen bei der der Gruppenführer den Helm verkehrt aufzieht - aber seinen Pfadis sagt - Sie sollen Ihn richtig aufsetzen!
Was werden diese tun?
Fokus auf die Umsatzsteigerung, welche im nicht geschmierten Getriebe schlummert.
zeitliche Rationalisierung welche ebenfalls nur darauf wartet aktiviert zu werden.
Dann sollten alle auf die Seite des Managementsystems überlaufen....
Für die Mitarbeiter- Kundenzufriedenheit bleibt dann unser diplomatisches Geschick der Verknüpfungen und detalierten Umsetzungen.
Gruß
M.Theiß
zur Zeit bereite ich eine Präsentation für die interne Präsentation der DIN ISO 9001:2000 vor, um diese bei dem Führungskreis vorzustellen.
Fern von "Mitarbeiterzufriedenheit" und "Kundenzufriedenheit" (da diese als resultat automatisch gesteigert werden sollte), konzentriere ich mich auf Inhalte wie:
ein bildlicher Vergleich, dass Umstände - welche von "Führungskräften" vorgemacht werden - im Unternehmen nachgeahmt werden.
Hierzu kann die Darstellung einer Pfadfindergruppe helfen bei der der Gruppenführer den Helm verkehrt aufzieht - aber seinen Pfadis sagt - Sie sollen Ihn richtig aufsetzen!
Was werden diese tun?
Fokus auf die Umsatzsteigerung, welche im nicht geschmierten Getriebe schlummert.
zeitliche Rationalisierung welche ebenfalls nur darauf wartet aktiviert zu werden.
Dann sollten alle auf die Seite des Managementsystems überlaufen....
Für die Mitarbeiter- Kundenzufriedenheit bleibt dann unser diplomatisches Geschick der Verknüpfungen und detalierten Umsetzungen.
Gruß
M.Theiß
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- Wolfgang Horn
- Topic Author
- Visitor
#3337
by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic Unterstützung der Mitarbeiter bei der Einführung QMS
Hallo Michael,
Zu den Pfadfindern:
"Wer sich an die Phantasie und die Sinne der Menschen richtet, wird denjenigen besiegen, der nur auf ihren Verstand einwirken will." (Friedrich der Große)
Zur Idee dahinter, des falschrum aufgesetzten Helms:
"Wer es einem Vorgesetzten gleichtun will, beginnt mit den schlechten Eigenschaften." (Aus Japan)
Diese Aussage, so wahr sie ist, so ungern wird sie gehört. Managen und anders springen zu lassen ist schön und bringt Ruhm, Vorbild sein zu müssen ist entsetzlich unbequem und wird liebend gern verdrängt.
Wahrscheinlich wird die Aussage mit einem Lachen quittiert, aber da gehen hinter den Rücken schon die Messer auf.
Solche Gemeinheiten dürfen nur zwei Personen äußern: Die höchste Autorität, wenn ihr Verhalten diese Einstellung auch untermauert, oder der Narr.
Es den Narren sagen zu lassen ist Heuchelei und das Honorar für ihn rausgeworfenes Geld, denn es ist zwar gesagt worden, aber niemand ändert deswegen sein Verhalten.
In Deinem Vorschlag sind noch mehr Schmerzlichkeiten - jede leise Behauptung, es gäbe Reserven für Verbesserung der Produktivität, ist eine schallende Ohrfeige für alle Führungskräfte.
Diese abzuschwächen ist einer der Motoren für die Sturmflut der Managementmodewellen - jede neue Modewelle mit ihren eigenen Paradigmen ist ein schöner Anlaß "Ach, ja, wenn das so ist.." zu sagen.
Zur Strategie:
In Deiner Beschreibung erkenne ich die Muster-Strategie des Change Management. Die ja auch Gerhard Schröder verfolgt mit der Hartz-Kommission:
1. Überzeuge deinen König, daß Veränderung notwendig ist und Dein Managementsystem XY! das richtige.
2. Laß dich zum edlen Ritter XY! ernennen.
3. Zieh los im Namen des Königs, bringe gegenüber jedem Großfürsten deine schreckliche Lanze in Anschlag, zeige ihm deinen königlichen Auftrag und fordere im Namen deines Königs sein Commitment. So loyal der Fürst seinem König gegenüber, bekommst du auch sein 120\%iges Commitment ohne Wimpernzucken, und er beißt lieber die Zähne zusammen als dich auf die Teufel in den Details von XY! aufmerksam zu machen. Zum Lachen hat er immer noch Zeit.
4. Hast Du alle Großfürsten hinter dir, mit ihnen einen bombastischen Kick-Off-Workshop veranstaltet, und die ersten Schlagwort-Skizzen von XY! wurden schon schnell hingeworfen und bestaunt, die strategische Richtung ist klar, wird das XY!-Team vergrößert, die Fürsten der nächsten Leitungsebene werden hinzugerufen, XY! zu detaillieren.
5. Der edle Ritter wird zum Herr der Heerscharen der Trainer und Berater. Denn es ist ja allgemein anerkannt, Änderungen im Unternehmen erreicht man durch Training. Das ist zwar ziemlich falsch, aber man kann ja immer noch den Trainer beschuldigen für mangelnde Transfersicherung.
Das erhält die Illusion.
Daß der edle Ritter nun alle hinter sich habe, das ist nur Schein, denn gewöhnlich ist hier schon längst in Vergessenheit geraten:
_Tragfähiger Konsens entsteht nicht aus allgemeinem Harmoniestreben, sondern nur aus ausgetragenem Dissens.“ (Prof. Malik)
Aber was mit Harmoniestreben beginnt, das scheitert im Treibsand der Teufel im Detail.
Die kündigen sich gewöhnlich mit einem zaghaften "Ja, aber..." an, und gewinnen jedesmal an Härte, wenn der edle Ritte barsch bellt: "Keine Einwände, ich will Resultate sehen, basta!"
Gleichzeitig wachsen auch die Dolche hinter dem Rücken derer, die sich mit der anderen Hand vorn die Maske des 120\%igen Commitments vor dem Gesicht festhalten.
Ein letzter Höhepunkt sind die professionell veranstalteten Trainings nach dem Sesame-Street-Prinzip: "Was die Kinder wollen die Buchstaben nicht lernen? Also gießen wir Bonbonmasse in Buchstabenform, malen sie kreischend bunt an, lassen sie fliegen und in der Luft Purzelbaum schlagen, veranstalten Gewinnspiele (oh, wir haben diese traumhaft sexy Moderatorin und Sushi und Champagner gibt's auch...) und machen einen richtig schönen Kindergeburtstag.
Aber schon am dritten Tag nach der ersten Begegnung edler Ritter - Großfürst wird der edle Ritter zu seinem König gerufen, und der lobt, regt aber auch einige wenige Änderungen an XY! an, nur ganz klein, nur kosmetisch.
Und so wird mit jeder Änderung aus einst klaren Konzepten so alles abgehobelt, was irgendjemandem weh tun könnte. Aus klaren Aussagen werden Schwammigkeiten. Und nachher hat jeder die Erlaubnis, genau das zu tun, was er für richtig hält. Nur unter einem neuen, modisch schillernden Tarnnamen. So werden klare Konzepte zu Freibriefen für Willkür.
Dann kommt noch die Pressemitteilung über den Kindergeburtstag, Spitze wäre irgendein Award, den Herr König unter Königen herumzeigen kann.
Und wenn die tausend Teufel im Detail den edle Ritter mit seinem XY! gebremst haben, und er tief im Treibsand steckt, dann findet schon der nächste Jungritter Gehör beim König, und dasselbe Spiel beginnt für XY+1! Denn Veränderung muß ja nun mal sein.
So landen die Awards in der Vitrine und all die Jungritters auf ihrem Jungritter-Heldenfriedhof.
Michael, schon das Commitment der Großfürsten ist so sehr Makulator, wie sich kein Fürst erlauben darf, in den Ruch der Illoyalität zu kommen.
Er hat keine Wahl, er muß zustimmen, er muß seine Bedenken verschweigen, er muß mitspielen.
Wir kennen viele Beispiele, wo es besser lief, weil jemand gegen den Strom der bequemen Musterstrategie schwamm. Die Erfolge von Hammer und Champy (nicht die Flops falscher Nachahmungen), Mettler-Toledo (Albstadt), Johann Tikart, Konrad Adenauer, Willi Brandt...
Die vielleicht wichtigste Änderung an der Strategie: Michael, betrachtet das Vorhaben als ein Investitionsprojekt. Dessen Ziel klar ist, dessen Wege aber erst im Dissens gefunden werden müssen, und nur mit den Großfürsten und Fürsten gefunden werden können.
Das Ergebnis ist gewiß weniger bombastisch, aber der Aufwand dafür lohnt sich eher.
Ciao
Wolfgang
Zu den Pfadfindern:
"Wer sich an die Phantasie und die Sinne der Menschen richtet, wird denjenigen besiegen, der nur auf ihren Verstand einwirken will." (Friedrich der Große)
Zur Idee dahinter, des falschrum aufgesetzten Helms:
"Wer es einem Vorgesetzten gleichtun will, beginnt mit den schlechten Eigenschaften." (Aus Japan)
Diese Aussage, so wahr sie ist, so ungern wird sie gehört. Managen und anders springen zu lassen ist schön und bringt Ruhm, Vorbild sein zu müssen ist entsetzlich unbequem und wird liebend gern verdrängt.
Wahrscheinlich wird die Aussage mit einem Lachen quittiert, aber da gehen hinter den Rücken schon die Messer auf.
Solche Gemeinheiten dürfen nur zwei Personen äußern: Die höchste Autorität, wenn ihr Verhalten diese Einstellung auch untermauert, oder der Narr.
Es den Narren sagen zu lassen ist Heuchelei und das Honorar für ihn rausgeworfenes Geld, denn es ist zwar gesagt worden, aber niemand ändert deswegen sein Verhalten.
In Deinem Vorschlag sind noch mehr Schmerzlichkeiten - jede leise Behauptung, es gäbe Reserven für Verbesserung der Produktivität, ist eine schallende Ohrfeige für alle Führungskräfte.
Diese abzuschwächen ist einer der Motoren für die Sturmflut der Managementmodewellen - jede neue Modewelle mit ihren eigenen Paradigmen ist ein schöner Anlaß "Ach, ja, wenn das so ist.." zu sagen.
Zur Strategie:
In Deiner Beschreibung erkenne ich die Muster-Strategie des Change Management. Die ja auch Gerhard Schröder verfolgt mit der Hartz-Kommission:
1. Überzeuge deinen König, daß Veränderung notwendig ist und Dein Managementsystem XY! das richtige.
2. Laß dich zum edlen Ritter XY! ernennen.
3. Zieh los im Namen des Königs, bringe gegenüber jedem Großfürsten deine schreckliche Lanze in Anschlag, zeige ihm deinen königlichen Auftrag und fordere im Namen deines Königs sein Commitment. So loyal der Fürst seinem König gegenüber, bekommst du auch sein 120\%iges Commitment ohne Wimpernzucken, und er beißt lieber die Zähne zusammen als dich auf die Teufel in den Details von XY! aufmerksam zu machen. Zum Lachen hat er immer noch Zeit.
4. Hast Du alle Großfürsten hinter dir, mit ihnen einen bombastischen Kick-Off-Workshop veranstaltet, und die ersten Schlagwort-Skizzen von XY! wurden schon schnell hingeworfen und bestaunt, die strategische Richtung ist klar, wird das XY!-Team vergrößert, die Fürsten der nächsten Leitungsebene werden hinzugerufen, XY! zu detaillieren.
5. Der edle Ritter wird zum Herr der Heerscharen der Trainer und Berater. Denn es ist ja allgemein anerkannt, Änderungen im Unternehmen erreicht man durch Training. Das ist zwar ziemlich falsch, aber man kann ja immer noch den Trainer beschuldigen für mangelnde Transfersicherung.
Das erhält die Illusion.
Daß der edle Ritter nun alle hinter sich habe, das ist nur Schein, denn gewöhnlich ist hier schon längst in Vergessenheit geraten:
_Tragfähiger Konsens entsteht nicht aus allgemeinem Harmoniestreben, sondern nur aus ausgetragenem Dissens.“ (Prof. Malik)
Aber was mit Harmoniestreben beginnt, das scheitert im Treibsand der Teufel im Detail.
Die kündigen sich gewöhnlich mit einem zaghaften "Ja, aber..." an, und gewinnen jedesmal an Härte, wenn der edle Ritte barsch bellt: "Keine Einwände, ich will Resultate sehen, basta!"
Gleichzeitig wachsen auch die Dolche hinter dem Rücken derer, die sich mit der anderen Hand vorn die Maske des 120\%igen Commitments vor dem Gesicht festhalten.
Ein letzter Höhepunkt sind die professionell veranstalteten Trainings nach dem Sesame-Street-Prinzip: "Was die Kinder wollen die Buchstaben nicht lernen? Also gießen wir Bonbonmasse in Buchstabenform, malen sie kreischend bunt an, lassen sie fliegen und in der Luft Purzelbaum schlagen, veranstalten Gewinnspiele (oh, wir haben diese traumhaft sexy Moderatorin und Sushi und Champagner gibt's auch...) und machen einen richtig schönen Kindergeburtstag.
Aber schon am dritten Tag nach der ersten Begegnung edler Ritter - Großfürst wird der edle Ritter zu seinem König gerufen, und der lobt, regt aber auch einige wenige Änderungen an XY! an, nur ganz klein, nur kosmetisch.
Und so wird mit jeder Änderung aus einst klaren Konzepten so alles abgehobelt, was irgendjemandem weh tun könnte. Aus klaren Aussagen werden Schwammigkeiten. Und nachher hat jeder die Erlaubnis, genau das zu tun, was er für richtig hält. Nur unter einem neuen, modisch schillernden Tarnnamen. So werden klare Konzepte zu Freibriefen für Willkür.
Dann kommt noch die Pressemitteilung über den Kindergeburtstag, Spitze wäre irgendein Award, den Herr König unter Königen herumzeigen kann.
Und wenn die tausend Teufel im Detail den edle Ritter mit seinem XY! gebremst haben, und er tief im Treibsand steckt, dann findet schon der nächste Jungritter Gehör beim König, und dasselbe Spiel beginnt für XY+1! Denn Veränderung muß ja nun mal sein.
So landen die Awards in der Vitrine und all die Jungritters auf ihrem Jungritter-Heldenfriedhof.
Michael, schon das Commitment der Großfürsten ist so sehr Makulator, wie sich kein Fürst erlauben darf, in den Ruch der Illoyalität zu kommen.
Er hat keine Wahl, er muß zustimmen, er muß seine Bedenken verschweigen, er muß mitspielen.
Wir kennen viele Beispiele, wo es besser lief, weil jemand gegen den Strom der bequemen Musterstrategie schwamm. Die Erfolge von Hammer und Champy (nicht die Flops falscher Nachahmungen), Mettler-Toledo (Albstadt), Johann Tikart, Konrad Adenauer, Willi Brandt...
Die vielleicht wichtigste Änderung an der Strategie: Michael, betrachtet das Vorhaben als ein Investitionsprojekt. Dessen Ziel klar ist, dessen Wege aber erst im Dissens gefunden werden müssen, und nur mit den Großfürsten und Fürsten gefunden werden können.
Das Ergebnis ist gewiß weniger bombastisch, aber der Aufwand dafür lohnt sich eher.
Ciao
Wolfgang
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- Nils
- Topic Author
- Visitor
#3344
by Nils
Replied by Nils on topic vielleicht doch eine kleine Idee?
Hallo Harry,
ich bin noch gar nicht erfahren im QM, aber moeglicherweise kann ich eine naive aber vielleicht auch hilfreiche Idee beitragen.
Auch mir ist die Wichtigkeit Begeisterung der Menschen fuer das Thema bekannt, und wer nicht von
obigster Stelle legitimiert wird, der hat kaum eine Chance. Meist wird ihm der Teppich unter den Fuessen weggezogen, spaetestens, wenn es ums Geld geht!
Die ISO 9001, und alles was dazugehoert, ist sicher eine edle Sache, doch habe ich bereits eine Menge zertifizierter Betriebe gesehen, die das ueberhaupt nicht leben!
Warum also nicht neue Wege gehen? Wenn man das Mammutprojekt nicht durchziehen kann, koennte man doch mit einem kleinen Teilbereich beginnen und eine Loesung schaffen, die man selbst ausgetueftelt hat. Oder besser, die man die Mitarbeiter selbst hat austuefteln lassen, moderiert natuerlich. Wenn die im dem Prototypen ihren Vorteil sehen, dann waechst die Begeisterung und aus dem improvisierten Konstrukt wird vielleicht ein hochspezielles wirksames Kommunikationssystem.
Und mit diesem laesst sich evtl. viel besser arbeiten als mit einer gewaltsam geschaffenen ISO.
Als Einsteiger ohne schlechte Erfahrungen sage ich: nur Mut. Innovativ sein, Ideen sammeln. Dann geben Sie der Sache einen Namen und zeigen Sie sie stolz Ihren Kunden.
Noch etwas anderes: Mich freut die fast schon philosophische Art dieses Forums, bitte weiter so!
Aber wer, zum Teufel, ist Johann Tikart?!
ich bin noch gar nicht erfahren im QM, aber moeglicherweise kann ich eine naive aber vielleicht auch hilfreiche Idee beitragen.
Auch mir ist die Wichtigkeit Begeisterung der Menschen fuer das Thema bekannt, und wer nicht von
obigster Stelle legitimiert wird, der hat kaum eine Chance. Meist wird ihm der Teppich unter den Fuessen weggezogen, spaetestens, wenn es ums Geld geht!
Die ISO 9001, und alles was dazugehoert, ist sicher eine edle Sache, doch habe ich bereits eine Menge zertifizierter Betriebe gesehen, die das ueberhaupt nicht leben!
Warum also nicht neue Wege gehen? Wenn man das Mammutprojekt nicht durchziehen kann, koennte man doch mit einem kleinen Teilbereich beginnen und eine Loesung schaffen, die man selbst ausgetueftelt hat. Oder besser, die man die Mitarbeiter selbst hat austuefteln lassen, moderiert natuerlich. Wenn die im dem Prototypen ihren Vorteil sehen, dann waechst die Begeisterung und aus dem improvisierten Konstrukt wird vielleicht ein hochspezielles wirksames Kommunikationssystem.
Und mit diesem laesst sich evtl. viel besser arbeiten als mit einer gewaltsam geschaffenen ISO.
Als Einsteiger ohne schlechte Erfahrungen sage ich: nur Mut. Innovativ sein, Ideen sammeln. Dann geben Sie der Sache einen Namen und zeigen Sie sie stolz Ihren Kunden.
Noch etwas anderes: Mich freut die fast schon philosophische Art dieses Forums, bitte weiter so!
Aber wer, zum Teufel, ist Johann Tikart?!
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