Trennung von Einzel- und Massenfertigung

Einen schönen guten Tag in die Forumsrunde,
hat jemand von ihnen schon mal versucht, die Einzelfertigung (mit Hauptmerkmal F+E) und Massen- oder Lohnfertigung in einem QMH zusammenzubringen? Die Massenfertigung soll nach der TS 16949 zertifiziert werden. Z.B. die Beschaffung läuft ja ganz anders ab, dh. das eine nach Kanban das andere auftragsbezogen. Aber alles über einen Kamm zu scheren ist nicht möglich.
Wie kann ich beide vom Kern her unterschiedliche Prozesse gegeneinander abgrenzen und darstellen? Möglichst auch so,dass man hinterher damit arbeiten kann.
Gruss Ines

Hallo Ines!
Entschuldige die banale Antwort, aber es ist halt immer die gleiche: So, wie Ihr's auch wirklich macht. Ich würde im QMH für meine Fertigung dann eben zwei Abschnitte haben, ggf. mit einem Vorwort, das erklärt, warum dem so ist. Letztendlich mußt Du immer erst die Realität an das Sinnvolle und dann das QMH an die Realität anpassen.
Schöne Grüße
Frank

Guten Tag Ines,
ich schließe mich den Ausführungen von Frank Hergt an. Ergänzend dazu folgende Hinweise:
1. Vom Prozessgedanken her muß es mindestens einen Produktentwicklungsprozess geben. Ob dieser Prozess letztendlich nur Massen- oder nur Einzelfertigung bedient oder gar beide sollte grundsätzlich egal sein. Dieser Prozess beginnt mit der Idee zur Entwicklung eines Prozesses und endet mit der Freigabe der Produktspezifikationen.
2. Es muß auch mindestens einen Prozess geben, den ich persönlich als Herstellungsprozessentwicklung bezeichne. Dieser Prozess setzt auf den Produktspezifikationen auf und endet mit der Freigabe zur Einzelfertigung oder zur Serie.
3. Bei der Produktherstellung könnte ich mir gut vorstellen, dass es einen Prozess "Einzelfertigung" und einen Prozess "Serienfertiung" geben kann.
4. Bei der Beschaffung mögen zwar unterschiedliche Zuständigkeiten vorhanden sein, aber es sollte nur einen Geschäftsprozess geben. Verfahren der Lieferantenbeurteilung, der Lieferantenbewertung, der Materialanforderung, der Fremdfertigung, der Wareneingangsprüfung, um nur einige aus diesem Prozess zu nennen, müssen doch nach gleichen Regeln ablaufen. Zumindest habe ich in meiner Beratungspraxis in den letzten 5 Jahren, bei gleichen Ausgangslagen wie von Dir genannt, diesen Prozess immer nur einmal beschrieben.
Wenn also das "Handbuch" sich an den tatsächlichen Prozessen Eures Unternehmens orientiert und nicht an der Struktur der ISO 9001:2000 sollte es keine Probleme geben.
MfG
Peter Wintzer

Also damit habe ich gerade das Problem. Beide Abläufe sind grundverschieden. Bei Einzelfertigung ruft der Kunde beim Vertrieb an, bekommt von dort ein Angebot, wird beraten u.s.w. Schon allein der Aufwand, ein Angebot zu erstellen ist erheblich (denn es wird nur jedes 4. oder 5. Angebot realisiert). Dann ist da noch die Beschaffung auftragsbezogen. Die Entwicklung erfolgt nach Lastenheft. Versand und Kundenservice müssen organisiert werden. Das Zusammenspiel ist komplett anders. Das habe ich alles nicht bei der Lohnfertigung. Der Kunde ruft in der Fertigung an, Kapazitäten werden abgeglichen, keine Entwicklung, keine komplizierte Beschaffung mit WE-Prüfung (das Produkt kommt doch vom Kunden), das Produkt geht in der gleichen Kiste wieder zurück. Wir haben eine einzige Maschine, die nach TS16949 zertifiziert werden soll, um ein Massenprodukt herzustellen. Der Zertifizierer muss sich doch nicht alle Funktionsbereiche ansehen, das läuft technisch alles über Fertigung. Die Messmittel sind andere. Die Wartungsintervalle sind andere. Ich muss MA-Zufriedenheit messen, muss ich bei den anderen nicht. Die TS gilt nur für Massen- und Serienfertigung. Nicht für Einzelfertigung. Andere Prozesse laufen gleich ab, spontan fällt mir Personalentwicklung oder Eigentum des Kunden ein.
Es muss auch nicht immer heißen, dass es so richtig ist, wie man es macht. In den Prozessen ist Bewegung drin, wie sonst kann KVP implementieren. Es lebt und jeden Tag müssen alle sich damit zurechtfinden. Wie kann ich das QMH so gestalten, dass es jeden Tag aktuell ist und wenig Aufwand benötigt. Deswegen dachte ich, das optisch besser zu trennen. Wer Lohnfertigung macht, guckt sich nur diese entsprechenden Teile an, der Rest ist dann uninteressant.
Bin ich damit etwa einer Illusion unterlegen? Vielleicht sehe ich das auch falsch. Wer kann es mir erklären?
Gruß Ines

: Hallo Ines!
: Entschuldige die banale Antwort, aber es ist halt immer die gleiche: So, wie Ihr's auch wirklich macht. Ich würde im QMH für meine Fertigung dann eben zwei Abschnitte haben, ggf. mit einem Vorwort, das erklärt, warum dem so ist. Letztendlich mußt Du immer erst die Realität an das Sinnvolle und dann das QMH an die Realität anpassen.
: Schöne Grüße
: Frank

Dankeschön, wahrscheinlich mache ich es mir zu kompliziert.
Wo finde ich den Eintrag?
Gruss ines
: Noch mal: Ich seh's Problem nicht. Du stellst letztendlich drei Fragen:
: 1. Getrennte Beschreibungen für zwei verschiedene Fertigungsprozesse? In einem QMH? Warum nicht? Man muß im QMH ja nur das durchlesen, was einen selber betrifft.
: 2. KVP, Prozeßverbesserungen: Wie dokumentieren und
: 3. Mit wenig Aufwand?
: Lies Dir dazu mal die Ausführungen von Martin S durch. Er hat das QMH als bunte Broschüre für die Kunden und beschreibt darin nur das Große und Ganze, daß sich eh' nie ändert. Und die Prozeßbeschreibungen hat er im Intranet (wahrscheinlich mit einem Workflow für die Änderungsdokumentation dahinter), so daß er ohne großen Aufwand alles für alle aktuell halten kann.
: Ich hoffe, es hilft.
: Frank

Entweder hier oder www.qualitaetssicherung.de/forum.htm
Mußt halt ein bischen blättern.
Schöne Grüße
Frank