QM System und Mitarbeitermotivation
- A. Franke
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#5288
by A. Franke
QM System und Mitarbeitermotivation was created by A. Franke
Hallo,
mir ist bewusst, dass ich nicht gerade zu den Experten zähle, die sich normalerweise in diesem Forum austauschen. Ich hoffe trotzdem von Ihnen vielleicht eine Antwort zu erhalten.
Zu meiner eigentlichen Frage:
Im Rahmen einer Projektarbeit an einer Technikerschule suche ich Material zu dem Thema "Mitarbeitermotivation im QM System". In dem Projekt soll dargestellt werden, wie die Einführung eines QM-Systems in einer Firma die Mitarbeitermotivation erhöhen kann.
Fuer Antworten zu diesem Thema wäre ich sehr dankbar.
mir ist bewusst, dass ich nicht gerade zu den Experten zähle, die sich normalerweise in diesem Forum austauschen. Ich hoffe trotzdem von Ihnen vielleicht eine Antwort zu erhalten.
Zu meiner eigentlichen Frage:
Im Rahmen einer Projektarbeit an einer Technikerschule suche ich Material zu dem Thema "Mitarbeitermotivation im QM System". In dem Projekt soll dargestellt werden, wie die Einführung eines QM-Systems in einer Firma die Mitarbeitermotivation erhöhen kann.
Fuer Antworten zu diesem Thema wäre ich sehr dankbar.
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- Martin S
- Topic Author
- Visitor
#5289
by Martin S
Replied by Martin S on topic Dazu ein Beispiel: Der Eisverkäufer
Hallo,
stell Dir vor, Du arbeitest in Deinen Semesterferien als Eisverkäufer und bekommst ein festes Gehalt.
Stell Dir nun vor, ein Studienkollege arbeitet in einer Eisdiele gegenüber, bekommt ein deutlich geringeres Festgehalt wie Du, dafür bekommt er für jede verkaufte Eiskugel eine Zusatzprämie von 5 Cent, wobei er neben dem Eisverkauf noch etwas mehr tun muss:
Er muss eine Strichliste führen und folgendes festhalten:
Anzahl der verkauften Kugeln und der Eissorte
Geschätztes Alter seiner Kunden und Anzahl
Uhrzeit des Verkaufes und Aussentemperatur
Die Verkaufsdaten muss er dann nach Verkaufsende in Form einer Verkaufskurve in ein Diagramm einzeichnen und abends dem Chef vorlegen. Der Chef malt dann ein Datenpunkt in das Diagramm, das über der Kurve liegt und sagt: Wenn Deine Verkaufskurve morgen diesen Punkt überschreitet, bekommst Du 8 Cent Prämie für jede verkaufte Kugel.
Was glaubst Du - wer von beiden arbeitet motivierter und kundenfreundlicher ?
Gruß, Martin S
stell Dir vor, Du arbeitest in Deinen Semesterferien als Eisverkäufer und bekommst ein festes Gehalt.
Stell Dir nun vor, ein Studienkollege arbeitet in einer Eisdiele gegenüber, bekommt ein deutlich geringeres Festgehalt wie Du, dafür bekommt er für jede verkaufte Eiskugel eine Zusatzprämie von 5 Cent, wobei er neben dem Eisverkauf noch etwas mehr tun muss:
Er muss eine Strichliste führen und folgendes festhalten:
Anzahl der verkauften Kugeln und der Eissorte
Geschätztes Alter seiner Kunden und Anzahl
Uhrzeit des Verkaufes und Aussentemperatur
Die Verkaufsdaten muss er dann nach Verkaufsende in Form einer Verkaufskurve in ein Diagramm einzeichnen und abends dem Chef vorlegen. Der Chef malt dann ein Datenpunkt in das Diagramm, das über der Kurve liegt und sagt: Wenn Deine Verkaufskurve morgen diesen Punkt überschreitet, bekommst Du 8 Cent Prämie für jede verkaufte Kugel.
Was glaubst Du - wer von beiden arbeitet motivierter und kundenfreundlicher ?
Gruß, Martin S
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- Wolfgang Horn
- Topic Author
- Visitor
#5290
by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic Re: QM System und Mitarbeitermotivation
Hallo zurück,
: ...dass ich nicht gerade zu den Experten zähle, die sich normalerweise in diesem Forum austauschen..
Nun, dies Forum soll auch beitragen, damit Experten wachsen und heranwachsen...
Zu Ihrer Frage.
Als erstes eine allgemeine Antwort: Allen Menschen, uns allen, ist bereits angeboren: Uns sind unsere persönlichen Ziele wichtiger als alles andere, wir sind bereits motiviert, uns unsere eigenen Wünsche realisieren zu wollen.
Die wahre Kunst der Führung ist, diese intrinsische Motivation für die Firma zu erschließen.
Wem das nicht gelingt, der versucht, sich die Motivation der Mitarbeiter zu erkaufen (Prämien), zu erschwindeln oder zu erzwingen (Drohungen an Personen, die für ihr Gehalt gemäß Arbeitsvertrag nur das leisten wollen, was sie im selben Vertrag zugesichert haben - Dienst nach Vorschrift.)
Aber damit schürt er Abwehr, verstrickt sich im Gegeneinander und erntet Minderproduktivit und rote Zahlen.
In der Soziologie wird noch immer über Motiviation geforscht. Aber das ist auch die Wissenschaft, die ihre eigene Krise eingesteht mit
"_Schon seit einiger Zeit gibt es in der Soziologie eine ganze Reihe von Stimmen, die das Leistungsvermögen der Disziplin, was die theoretische Konsolidierung und praktische Verwendung anbelangt, nicht besonders hoch einschätzen.“ (Prof. Dr. Uwe Schimank in seiner Einladung des Instituts für Soziologie, FernUniversität Hagen, für Herbsttagung 2003)
"Gute Führung" bedeutet, den Mitarbeitern zu zeigen, wie sie ihre persönlichen Ziele leichter erreichen, indem sie uns folgen.
Zweitens eine platte Antwort, nach der Sie Ihre Frage vielleicht umformulieren würden: Die Einführung eines QM-Systems ist in der Regel kein Mittel zu Steigerung der Mitarbeitermotivation.
Aber beispielsweise dort, wo schlechtes Management den Mitarbeitern Angst macht über die Zukunft ihrer Arbeitsplätze. Oder wo sich ein Mitarbeiter einen Prozeß wünscht als "Schutzschild" gegen die Willkür seines Vorgesetzten.
Denn die Mitarbeiter gut geführter, wettbewerbsfähiger Unternehmen wußten schon im ISO9000-losen Wiederaufbau nach dem Kriege, wie sehr die Zukunft ihres Einkommens und Arbeitsplatzes abhängt von ordentlicher Arbeit.
In solchen Unternehmen sind die Mitarbeiter bereits motiviert, und das QM-System ist allenfalls ein Hilfsmittel, das selbstverständliche Bemühen um Qualität übersichtlich zu strukturieren.
Drittens: Aus Ihren knappen Worten und Ihrer Email-Adresse
* nehme ich als Faktum, Ihre Gastgeber-Firma DeWind stellt qualitativ hochwertige Güter her, die wegen ihrer inhärenten Gefährlichkeit auch äußerst scharfe Prüfungen bestanden haben.
* Auf der Website heißt es "DeWind bereitet die Zertifizierung nach ISO 9001 noch in diesem Jahr vor."
Vermutungen:
* Alternative A: Es geht um die Einführung eines QM-Systems bei einem Unterlieferanten.
* Alternative B: Es geht um besagte Zertifizierung des bereits erfolgreichen QM-Systems.
Antwort für Fall A: Die Motivation kann durchaus innerhalb der Maßnahme "Einführung QM-System" erschlossen werden. Aber: Erst müssen die bisherigen Führungsfehler beseitigt sein, dann muß die Motivation erschlossen sein, und dann erst die Arbeit am QM-System "nach Standard".
Antwort für Fall B: Wenn sich die Mitarbeiter grundsätzlich schon engagieren und qualitativ gute Arbeit machen, dann könnte es sehr gut sein, daß sie Mühen für die Zertifizierung für unnütz halten. Dann müßte es reichen, der Belegschaft zu zeigen, wie notwendig die Zertifizierung ist für Zukunft und Wachstum des Unternehmens und Sicherheit der Arbeitsplätze.
Vorschlag für Ihre Arbeit: So sehr das Thema steht, müssen Sie eine Firma suchen, in der die Mitarbeiter unter mangelnder Qualität leiden. Dann ist Ihre Antwort leicht. Schwer wird sein: Welcher Unternehmer möchte in solch einer Arbeit schon erwähnt werden?
Toi, toi, toi.
Wolfgang Horn
: ...dass ich nicht gerade zu den Experten zähle, die sich normalerweise in diesem Forum austauschen..
Nun, dies Forum soll auch beitragen, damit Experten wachsen und heranwachsen...
Zu Ihrer Frage.
Als erstes eine allgemeine Antwort: Allen Menschen, uns allen, ist bereits angeboren: Uns sind unsere persönlichen Ziele wichtiger als alles andere, wir sind bereits motiviert, uns unsere eigenen Wünsche realisieren zu wollen.
Die wahre Kunst der Führung ist, diese intrinsische Motivation für die Firma zu erschließen.
Wem das nicht gelingt, der versucht, sich die Motivation der Mitarbeiter zu erkaufen (Prämien), zu erschwindeln oder zu erzwingen (Drohungen an Personen, die für ihr Gehalt gemäß Arbeitsvertrag nur das leisten wollen, was sie im selben Vertrag zugesichert haben - Dienst nach Vorschrift.)
Aber damit schürt er Abwehr, verstrickt sich im Gegeneinander und erntet Minderproduktivit und rote Zahlen.
In der Soziologie wird noch immer über Motiviation geforscht. Aber das ist auch die Wissenschaft, die ihre eigene Krise eingesteht mit
"_Schon seit einiger Zeit gibt es in der Soziologie eine ganze Reihe von Stimmen, die das Leistungsvermögen der Disziplin, was die theoretische Konsolidierung und praktische Verwendung anbelangt, nicht besonders hoch einschätzen.“ (Prof. Dr. Uwe Schimank in seiner Einladung des Instituts für Soziologie, FernUniversität Hagen, für Herbsttagung 2003)
"Gute Führung" bedeutet, den Mitarbeitern zu zeigen, wie sie ihre persönlichen Ziele leichter erreichen, indem sie uns folgen.
Zweitens eine platte Antwort, nach der Sie Ihre Frage vielleicht umformulieren würden: Die Einführung eines QM-Systems ist in der Regel kein Mittel zu Steigerung der Mitarbeitermotivation.
Aber beispielsweise dort, wo schlechtes Management den Mitarbeitern Angst macht über die Zukunft ihrer Arbeitsplätze. Oder wo sich ein Mitarbeiter einen Prozeß wünscht als "Schutzschild" gegen die Willkür seines Vorgesetzten.
Denn die Mitarbeiter gut geführter, wettbewerbsfähiger Unternehmen wußten schon im ISO9000-losen Wiederaufbau nach dem Kriege, wie sehr die Zukunft ihres Einkommens und Arbeitsplatzes abhängt von ordentlicher Arbeit.
In solchen Unternehmen sind die Mitarbeiter bereits motiviert, und das QM-System ist allenfalls ein Hilfsmittel, das selbstverständliche Bemühen um Qualität übersichtlich zu strukturieren.
Drittens: Aus Ihren knappen Worten und Ihrer Email-Adresse
* nehme ich als Faktum, Ihre Gastgeber-Firma DeWind stellt qualitativ hochwertige Güter her, die wegen ihrer inhärenten Gefährlichkeit auch äußerst scharfe Prüfungen bestanden haben.
* Auf der Website heißt es "DeWind bereitet die Zertifizierung nach ISO 9001 noch in diesem Jahr vor."
Vermutungen:
* Alternative A: Es geht um die Einführung eines QM-Systems bei einem Unterlieferanten.
* Alternative B: Es geht um besagte Zertifizierung des bereits erfolgreichen QM-Systems.
Antwort für Fall A: Die Motivation kann durchaus innerhalb der Maßnahme "Einführung QM-System" erschlossen werden. Aber: Erst müssen die bisherigen Führungsfehler beseitigt sein, dann muß die Motivation erschlossen sein, und dann erst die Arbeit am QM-System "nach Standard".
Antwort für Fall B: Wenn sich die Mitarbeiter grundsätzlich schon engagieren und qualitativ gute Arbeit machen, dann könnte es sehr gut sein, daß sie Mühen für die Zertifizierung für unnütz halten. Dann müßte es reichen, der Belegschaft zu zeigen, wie notwendig die Zertifizierung ist für Zukunft und Wachstum des Unternehmens und Sicherheit der Arbeitsplätze.
Vorschlag für Ihre Arbeit: So sehr das Thema steht, müssen Sie eine Firma suchen, in der die Mitarbeiter unter mangelnder Qualität leiden. Dann ist Ihre Antwort leicht. Schwer wird sein: Welcher Unternehmer möchte in solch einer Arbeit schon erwähnt werden?
Toi, toi, toi.
Wolfgang Horn
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- Georg Braml
- Topic Author
- Visitor
#5291
by Georg Braml
Replied by Georg Braml on topic Rückfrage
Kannst du mir bitte mal deine Gegend zukommen lassen, wo die Technikerschule mit Qualitätsthemen stattfindet?
Habe MA`s die sich weiterbilden wollen auf dem Gebiet, vielleicht ist es ja sogar bei uns in der Nähe!
Vielen Dank
Habe MA`s die sich weiterbilden wollen auf dem Gebiet, vielleicht ist es ja sogar bei uns in der Nähe!
Vielen Dank
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- Wolfgang Horn
- Topic Author
- Visitor
#5301
by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic Choleriker? Nein, sondern: Engagiert, leidenschaftlich, impulsiv..
Hallo Martin,
"Choleriker", bringt mich auf eine Idee (durchaus in Gedanken an Rudi Völler). Denn das klingt so nach Charakterfehler, den man unbedingt verstecken müsse.
Wer das versucht, der läuft dann gequält durch die Arbeit. Je selbstgezwungener der Chef, desto geringer seine Glaubwürdigkeit, desto größer aber die Angst der Mitarbeiter vor der Wucht des Vulkans, den der Chef nur mit Mühe in sich hält.
Dies Phänomen kann man auch anders interpretieren - und dann viel angenehmer für alle (bis auf die Psychotherapeuten, die eine lebenslange Einnahmequelle verlieren.)
_Wesenheiten soll man nicht über Gebühr vermehren (entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem) (Wilhelm von Ockham, um 1300-1349)
Gegen diese Regel hat verstoßen, wer die Beobachtung "dieser Chef brüllt seine Mitarbeiter unbeherrscht an!" interpretiert als: "Chef ist ein Choleriker".
Denn das ist er nicht. Denn wenn er am Abend in der Fitneß-Sauna sich von der Masseuse durchkneten läßt und völlig entspannt daliegt, dann wäre er ja zugleich auch ein Phlegmatiker. Und beide Identitäten widersprechen sich.
Diese Charakterkunde hat mit dem Hexenwahn gemeinsam: "Die ist eine Hexe!" stachelt das Dorf gegen das unschuldige Kräuterweiblein auf. Die Dorfbewohner gehen ihr aus dem Weg, kreuzen die Finger, tuscheln. Was immer sie sagt in ihrer vermeintlichen Unschuld, die anderen interpretieren es als Äußerungen einer Hexe. Was immer die arme Frau macht, um trotzdem mit den Dorfbewohnern zu reden, es wirkt unnormal - das Urteil ist bestätigt, Tortur und Scheiterhaufen nur noch eine Frage der Zeit.
Heutzutage könnte sie jeden Tag zum Therapeuten marschieren, so gering sein Einfluß auf die Dorfbewohner, so endlos wird er an der Therapie ihrer Geisteskrankheit "Ego-Schwäche" verdienen dürfen.
Das ist dasselbe wie
"Den Götzen macht nicht der Vergolder, sondern der Anbeter" Baltasar Gracian
...die Hexe macht nicht die Eule im Dachbalken, sondern der furchtsame Glaube der Dorfbewohner.
Das passiert auch dem, der als Choleriker verschrien ist.
Wie kommt er da raus? Aus dem Alltag: "Ich bin ein Choleriker. Ich traue mich nicht mehr zu meinen Mitarbeitern, ich habe Angst, ich könnte sie vertreiben."
Auskunft über die Mitarbeiter eingeholt: "Ja klar, unser Chef ist ein Choleriker. Insbesondere Montag morgens ist er unausstehlich. Aber das wettern wir ab, denn er ist ein Könner, und eigentich ein feiner Kerl."
Ergebnis: "Ach, meine Mitarbeiter sehen das gar nicht so schlimm wie mein Therapeut? Sie haben recht, wenn man das nicht als Cholerik sieht, sondern nur als Verhaltensweise... Natürlich bin ich engagiert, und je größer der Zeitverzug gegenüber der Restlaufzeit, desto nervöser werde ich, und wenn was schiefläuft, reagiere ich impulsiv...ich bin eben kein Philosoph, sondern ein Unternehmer, der hohe Risiken eingehen muß...ja, ich könnte meine Impulsivität auch anders nutzen...wissen sie was, es ist so heiß heute... Frau Gutergeist [mein Codename für die Sekretärin, die Frau hinter dem Manne], lassen sie doch mal für alle Speiseeis besorgen, ich teile das dann aus..."
Der Therapeut wird sicherlich höchst ärgerlich geschimpft haben auf den Dilettanten, der die Heilung seines Klienten unmöglich macht, aber der Unternehmer war's zufrieden...
Also, Martin, "Choleriker" ist schlimmstenfalls so schlimm, wie die jeweiligen Kollegen und Mitarbeiter darunter leiden - und damit die Resultate der leidenschaftlichen Person. Aber noch lange nicht so schlimm, wie die Sozialkompetenzträumer vom Gutmenschen ihn machen.
Ciao
Wolfgang Horn
"Choleriker", bringt mich auf eine Idee (durchaus in Gedanken an Rudi Völler). Denn das klingt so nach Charakterfehler, den man unbedingt verstecken müsse.
Wer das versucht, der läuft dann gequält durch die Arbeit. Je selbstgezwungener der Chef, desto geringer seine Glaubwürdigkeit, desto größer aber die Angst der Mitarbeiter vor der Wucht des Vulkans, den der Chef nur mit Mühe in sich hält.
Dies Phänomen kann man auch anders interpretieren - und dann viel angenehmer für alle (bis auf die Psychotherapeuten, die eine lebenslange Einnahmequelle verlieren.)
_Wesenheiten soll man nicht über Gebühr vermehren (entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem) (Wilhelm von Ockham, um 1300-1349)
Gegen diese Regel hat verstoßen, wer die Beobachtung "dieser Chef brüllt seine Mitarbeiter unbeherrscht an!" interpretiert als: "Chef ist ein Choleriker".
Denn das ist er nicht. Denn wenn er am Abend in der Fitneß-Sauna sich von der Masseuse durchkneten läßt und völlig entspannt daliegt, dann wäre er ja zugleich auch ein Phlegmatiker. Und beide Identitäten widersprechen sich.
Diese Charakterkunde hat mit dem Hexenwahn gemeinsam: "Die ist eine Hexe!" stachelt das Dorf gegen das unschuldige Kräuterweiblein auf. Die Dorfbewohner gehen ihr aus dem Weg, kreuzen die Finger, tuscheln. Was immer sie sagt in ihrer vermeintlichen Unschuld, die anderen interpretieren es als Äußerungen einer Hexe. Was immer die arme Frau macht, um trotzdem mit den Dorfbewohnern zu reden, es wirkt unnormal - das Urteil ist bestätigt, Tortur und Scheiterhaufen nur noch eine Frage der Zeit.
Heutzutage könnte sie jeden Tag zum Therapeuten marschieren, so gering sein Einfluß auf die Dorfbewohner, so endlos wird er an der Therapie ihrer Geisteskrankheit "Ego-Schwäche" verdienen dürfen.
Das ist dasselbe wie
"Den Götzen macht nicht der Vergolder, sondern der Anbeter" Baltasar Gracian
...die Hexe macht nicht die Eule im Dachbalken, sondern der furchtsame Glaube der Dorfbewohner.
Das passiert auch dem, der als Choleriker verschrien ist.
Wie kommt er da raus? Aus dem Alltag: "Ich bin ein Choleriker. Ich traue mich nicht mehr zu meinen Mitarbeitern, ich habe Angst, ich könnte sie vertreiben."
Auskunft über die Mitarbeiter eingeholt: "Ja klar, unser Chef ist ein Choleriker. Insbesondere Montag morgens ist er unausstehlich. Aber das wettern wir ab, denn er ist ein Könner, und eigentich ein feiner Kerl."
Ergebnis: "Ach, meine Mitarbeiter sehen das gar nicht so schlimm wie mein Therapeut? Sie haben recht, wenn man das nicht als Cholerik sieht, sondern nur als Verhaltensweise... Natürlich bin ich engagiert, und je größer der Zeitverzug gegenüber der Restlaufzeit, desto nervöser werde ich, und wenn was schiefläuft, reagiere ich impulsiv...ich bin eben kein Philosoph, sondern ein Unternehmer, der hohe Risiken eingehen muß...ja, ich könnte meine Impulsivität auch anders nutzen...wissen sie was, es ist so heiß heute... Frau Gutergeist [mein Codename für die Sekretärin, die Frau hinter dem Manne], lassen sie doch mal für alle Speiseeis besorgen, ich teile das dann aus..."
Der Therapeut wird sicherlich höchst ärgerlich geschimpft haben auf den Dilettanten, der die Heilung seines Klienten unmöglich macht, aber der Unternehmer war's zufrieden...
Also, Martin, "Choleriker" ist schlimmstenfalls so schlimm, wie die jeweiligen Kollegen und Mitarbeiter darunter leiden - und damit die Resultate der leidenschaftlichen Person. Aber noch lange nicht so schlimm, wie die Sozialkompetenzträumer vom Gutmenschen ihn machen.
Ciao
Wolfgang Horn
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- Frank Hergt
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#5302
by Frank Hergt
Replied by Frank Hergt on topic Re: QM System und Mitarbeitermotivation
Und auch noch mein Senf:
Zitat ein ehemaligen Abteilungsleiters bei uns:
"Sie können keine Menschen motivieren. Das müssen die selber tun. Demotivieren können Sie sie allerdings ohne Ende!"
Stimmt auch. Auch ein sauberes und sauber gelebtes QM-System motiviert mich nicht. Aber es veringert die Anzahl der täglichen Demotivatoren deutlich.
Schöne Grüße
Frank
Zitat ein ehemaligen Abteilungsleiters bei uns:
"Sie können keine Menschen motivieren. Das müssen die selber tun. Demotivieren können Sie sie allerdings ohne Ende!"
Stimmt auch. Auch ein sauberes und sauber gelebtes QM-System motiviert mich nicht. Aber es veringert die Anzahl der täglichen Demotivatoren deutlich.
Schöne Grüße
Frank
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