Gestern QMS, morgen TPS?
- Wolfgang Horn
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#11872
by Wolfgang Horn
Gestern QMS, morgen TPS? was created by Wolfgang Horn
>Hi,
"Toyota Production System" - diese drei Worte haben derzeit höchsten Aufmerksamkeitswert.
"...Das berühmte Toyota-Produktions-System (TPS) ist mittlerweile bei allen übrigen Herstellern State of the Art." lese ich in manager-magazin.de, 22.07.2005.
In einer Firma, die mit dem falschen Namen "XY AG" bezeichnet werden soll: Viele, viele Jahre hat der Qualitätsmanager gebraucht, um ein QMS wirklich effizient zu machen, es auf DIN ISO 9000ff umzustellen.
Und im Zeitraum einiger Monate zeigt er, über alle Backen strahlend wie ein Honigkuchenpferd, sein "XY Production System" vor.
Auf die staunende Frage nach dem Wie bekam ich nur ein spitzbübisches Grinsen zu sehen und denke an
* "Search & Replace",
* Titel des Qualitätsmanagementhandbuchs umschreiben,
* alte Inhalte neu gliedern,
* zu den bewährten Methoden japanische Bezeichnungen finden -
und wer von denen, die fordern "stellen sie unser Unternehmen auf das TPS um" weiß schon genau, was das TPS eigentlich ist, was nicht, wie man ein "echtes" TPS von einem falschen unterscheidet, was genau "der Wirkstoff" im TPS ist, der es so produktiv machen soll, wie dieser Wirkstoff eigentlich wirkt, ob das nachgemachte TPS diesen Wirkstoff enthält oder nicht, und ob dieser Wirkstoff auch die notwendigen Voraussetzungen hat, um wirken zu können.
(Diesen Wirkstoff haben manche Unternehmen schon seit langer Zeit, und in den Zeiten des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders war er hier in D weit verbreitet. Er ging aber weitgehend verloren, und da ist eine Korrelation zu sehen zu diesem Spruch:
"Ich kenne kein Buch und keine Theorie, die ein wirklich erfolgreiches Führungskonzept für ein Unternehmen hergeben könnte - kein einziges." (Helmut Werner, der Mercedes-Benz zum Erfolg geführt hat.)
Helmut Werner hatte diesen Wirkstoff übrigens.
In den paar Beispielen, die ich mir bisher angeschaut habe, war unter der Oberfläche "wir machen jetzt auch TPS" kein Gedanke zu finden, was die Umstellung nun hätte bringen sollen - außer der Erfolgsmeldung: "Yes. Sir, Umstellung auf TPS wie beauftragt abgeschlossen."
Für das Qualititätsmanagement sehe ich diese Folgerungen und Prognosen:
* Besagter Qualitätsmanager macht nun weniger in Qualität, sondern mehr in TPS.
* Den Trend zum TPS interpretiere ich als zunehmende Enttäuschung der bisherigen Erwartungen, "ein ordentliches QMS sei der Garant für hohe Gewinne" - und jetzt gilt die neue Erwartung "ein TPS-ähnliches Produktionssystem ist der Garant für hohe Gewinne".
Folgerungen, falls meine Beobachtungen treffen und meine Phantasie auch:
* Zertifizierungsgesellschaften stellen sich um, sie schreiben ihre Fragebögen um von DIN ISO 9000 auf TPS.
* Der Markt für Qualitätsmanager schrumpft, aber dieselbeh Personen finden besser bezahlte Anstellungen als "TPS-Kundige"
* Literatur und ähnlich begleitende Materialien und Dienstleistungen werden ähnlich umgestellt.
* In Hochglanzbroschüren wird "Qualität" kleiner geschrieben und eher Richtung Kleingedrucktes, "Production System" dagegen kommt auf die Titelseite.
Also, wenn ich richtig beobachtet und gefolgert habe, dann stellt Eure Bezeichnungen um und die Bücher in Eurem Bücherregal.
In Bezug auf Produktivität der Unternehmen wird eine positive Folge letztlich nur dann zu verzeichnen sein, wenn nicht nur Methoden übernommen werden, sondern auch der wirksame Faktor.
Der liegt im TPS aber genausowenig wie im Qualitätsmanagement.
Ciao
Wolfgang Horn
"Toyota Production System" - diese drei Worte haben derzeit höchsten Aufmerksamkeitswert.
"...Das berühmte Toyota-Produktions-System (TPS) ist mittlerweile bei allen übrigen Herstellern State of the Art." lese ich in manager-magazin.de, 22.07.2005.
In einer Firma, die mit dem falschen Namen "XY AG" bezeichnet werden soll: Viele, viele Jahre hat der Qualitätsmanager gebraucht, um ein QMS wirklich effizient zu machen, es auf DIN ISO 9000ff umzustellen.
Und im Zeitraum einiger Monate zeigt er, über alle Backen strahlend wie ein Honigkuchenpferd, sein "XY Production System" vor.
Auf die staunende Frage nach dem Wie bekam ich nur ein spitzbübisches Grinsen zu sehen und denke an
* "Search & Replace",
* Titel des Qualitätsmanagementhandbuchs umschreiben,
* alte Inhalte neu gliedern,
* zu den bewährten Methoden japanische Bezeichnungen finden -
und wer von denen, die fordern "stellen sie unser Unternehmen auf das TPS um" weiß schon genau, was das TPS eigentlich ist, was nicht, wie man ein "echtes" TPS von einem falschen unterscheidet, was genau "der Wirkstoff" im TPS ist, der es so produktiv machen soll, wie dieser Wirkstoff eigentlich wirkt, ob das nachgemachte TPS diesen Wirkstoff enthält oder nicht, und ob dieser Wirkstoff auch die notwendigen Voraussetzungen hat, um wirken zu können.
(Diesen Wirkstoff haben manche Unternehmen schon seit langer Zeit, und in den Zeiten des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders war er hier in D weit verbreitet. Er ging aber weitgehend verloren, und da ist eine Korrelation zu sehen zu diesem Spruch:
"Ich kenne kein Buch und keine Theorie, die ein wirklich erfolgreiches Führungskonzept für ein Unternehmen hergeben könnte - kein einziges." (Helmut Werner, der Mercedes-Benz zum Erfolg geführt hat.)
Helmut Werner hatte diesen Wirkstoff übrigens.
In den paar Beispielen, die ich mir bisher angeschaut habe, war unter der Oberfläche "wir machen jetzt auch TPS" kein Gedanke zu finden, was die Umstellung nun hätte bringen sollen - außer der Erfolgsmeldung: "Yes. Sir, Umstellung auf TPS wie beauftragt abgeschlossen."
Für das Qualititätsmanagement sehe ich diese Folgerungen und Prognosen:
* Besagter Qualitätsmanager macht nun weniger in Qualität, sondern mehr in TPS.
* Den Trend zum TPS interpretiere ich als zunehmende Enttäuschung der bisherigen Erwartungen, "ein ordentliches QMS sei der Garant für hohe Gewinne" - und jetzt gilt die neue Erwartung "ein TPS-ähnliches Produktionssystem ist der Garant für hohe Gewinne".
Folgerungen, falls meine Beobachtungen treffen und meine Phantasie auch:
* Zertifizierungsgesellschaften stellen sich um, sie schreiben ihre Fragebögen um von DIN ISO 9000 auf TPS.
* Der Markt für Qualitätsmanager schrumpft, aber dieselbeh Personen finden besser bezahlte Anstellungen als "TPS-Kundige"
* Literatur und ähnlich begleitende Materialien und Dienstleistungen werden ähnlich umgestellt.
* In Hochglanzbroschüren wird "Qualität" kleiner geschrieben und eher Richtung Kleingedrucktes, "Production System" dagegen kommt auf die Titelseite.
Also, wenn ich richtig beobachtet und gefolgert habe, dann stellt Eure Bezeichnungen um und die Bücher in Eurem Bücherregal.
In Bezug auf Produktivität der Unternehmen wird eine positive Folge letztlich nur dann zu verzeichnen sein, wenn nicht nur Methoden übernommen werden, sondern auch der wirksame Faktor.
Der liegt im TPS aber genausowenig wie im Qualitätsmanagement.
Ciao
Wolfgang Horn
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