Prozessanalyse Entwicklung

Zu meinen Problem: Ich befinde mich zur Zeit im Praktikum bei der Fa. Draexlmaier. Wir produzieren und entwickeln für deutschen Premiumhersteller (Kfz) die Leitungssätze und das Bordnetz.
Im Praktikum habe ich jetzt einen fast kompletten Durchlauf mitgemacht und beschäftige mich mit den bestehenden Prozessen in der Entwicklung. Bei uns sind die Teams nach Fahrzeugteams unterteilt. z.B. ein Team arbeitet am Audi A4 Nachfolger, ein Team am aktuellen Audi A3 usw.
Wir haben einen großen "Entwicklungsprozess" in den jeweiligen Fahrzeugteams.
Mein Aufgabe ist, den Entwicklungprozess im Team Audi A3 zu untersuchen (komplette Prozessanalyse), zu bewerten und event. Verbesserungsvorschläge zu liefern.
Doch der Prozess an sich ist dermaßen komplex, dass er sehr schwer zu überschauen ist. Er beinhaltet z.B. das Änderungsmanagement, Vertrieb, Controlling, Produktion, Arbeitsvorbereitung, den Kunden (z.B. Audi) selber usw. Ich soll zwar nicht die Prozesse im Vertrieb, Produktion usw. analysieren. Aber es sind die Schnittstellen dorthin zu beachten. Alleine das Thema Änderungsmanagement ist ein riesiger Prozess an sich.
Ich habe mich durch die Management-Dokumentationen durchgearbeitet, habe Fragebögen erstellt und Mitarbeiterbefragungen durchgeführt. Bis jetzt ohne große Ergebnisse. Einige Mitarbeiter scheinen da nicht sehr kooperativ zu sein und wollen ihre "wertvolle Zeit" nicht mit soetwas vergeuden... Vielleicht hat es auch andere Ursachen, wer weiß.
Wir haben zwar in der Management-Dokumenation auch Arbeitsanweisungen und Verfahrensanweisungen, jedoch gelten die nicht für unseren Standort.
Welche Möglichkeiten gibt es da noch, an wertvolle Informationen zu kommen. Ich fand die Idee mit den Fragebögen eigentlich ganz gut, denn die Befragungen nehmen eigentlich sehr viel Zeit in Anspruch. Welche Dartstellungsmöglichkeiten für die Prozesse sollte ich verwenden (Diagramme usw.)?
Vielen Dank für Eure Hilfe!
Gruß, Ronnie.

Hallo Ronnie,
ich weiß, der Satz ist uralt und mancher kann ihn nicht mehr hören (ich eigentlich auch nicht), aber: "Ein Bild sagt mehr alks Tausend Worte"
Will sagen, ich würde es mict Flussdiagrammen versuchen.
Ich sehe zwei große Probleme bei Fragebögen:
1. Sie sind meistens relativ abstrakt, der befragte kann sich nicht so richtig wiedererkennen und demendsprechend keine Lust sich damit zu beschäftigen.
2. Der Befragte hat generell keine Lust, sich damit zu beschäftigen, schließlich gehört es nicht zu seiner Arbeit (ist also vertane Zeit) und außerdem könnte ja herauskommen, daß er etwas falsch macht oder - noch schlimmer - überflüssig ist. Du darfst nicht vergessen, daß wir in einer Zeit leben, in der der Börsenkurs eines Unternehmens vor allem dann zu steigen scheint, wenn es Entlassungen bekannt gibt und selbst der Daimler sich dieser Methode zu bedienen scheint.
Was ich sagen will ist:
1. QM und BPR beinhaltet immer einen großen Teil internes Marketing. Du musst für Dein Projekt werben und die Mitarbeiter an die Hand nehmen und ihnen berechtigtes Vertrauen geben, daß Ihre Auskünfte zu ihrem Vorteil und nicht zu oihrem Nachteil verwendet werden.
2. Um das zu erreichen musst Du relativ leicht und schnell nachvollziehbare Ergebnisse liefern und das geht grafisch orientiert besser als mit langen Texten.
Was mich zu der Behauptung verleitet, daß Du ein vernünftiges Projekt defineiren musst ( mit einem, für die Mitarbeiter nachvollziehbaren Namen und einem Ziel, hinter dem die Mitarbeiter stehen können), in dessen Rahmen Du Ablaufdiagramme der wichtigen Prozesse erzeugst.
Ein solches Projket könnte sein: "Standortsicherung durch Qualitätsverbesserung" oder "Arbeitsplatzsicherheit durch QM" mit dem Ziel, in der Vergangenheit erhobene Ausschussraten um x\% zu unterbieten.
Grüße,
Tim

Hi, Ronnie,
danke für Dein Engagement - und die Entscheidung, das Problem Deiner Aufgabe erkennen und eine Frage stellen zu wollen.
Die wesentliche Ursache des Problems sehe ich in der Entscheidung, einen Praktikanten mit einer Aufgabe zu betrauen, die nur ein anerkannter Könner so abschließen kann, daß die betroffenen Könner seine Ergebnisse anerkennen.
Wer von den Könnern auf dem Hallenboden dies schon gespürt hat mit seinem "gesunden Menschenverstand", der sieht in seiner Zuarbeit natürlich wenig Nutzen für die Firma.
Ein geeigneter Weg ist für Dich der Weg der wirklich guten Unternehmensberater - und der des wirklich guten Narren am Hofe seines Königs: Die erfinden ihre Konzepte nämlich gar nicht selber, sondern gehen in die Unternehmen, fragen die Engagierten, die vom ständigen Rennen gegen Gummiwände der Ignoranz schon frustriert sind, verpacken deren Vorschläge in Rosenholz-Kästchen und Geschenkpapier drumrum mit ihrem Namen.
Unternehmensberater und Narr unterscheiden sich nur durch die Form des Geschenkpapiers - der eine macht seriöse Vorschläge, der andere verpackt die Weisheit in einen Witz.
Die Kollegen auf dem Hallenboden wissen im Prinzip schon, wo man etwas noch verbessern könnte - aber sie werden frustriert sein. Und der Grund dieser Frustration wird Deine eigentliche Hürde sein.
Du hast nicht geschrieben, welchen Stil Deine Fragen haben erkennen lassen. Wenn es nicht der Stil des Einstellung des "wirklich guten Untenehmensberaters" ist, dann passe Deinen Stil an, suche Dir die besonders engagierten und frustrierten, und sprich sie mit Deinen angepaßten Stil an. Dann wirst Du zumindest etwas über den Grund der Frustration erfahren - und da ist das fest verrammelte Tor zur wirklichen Steigerung der Prodktivität.
Dummerweise enthält die Verrammelung dieser Tore auch einen Selbstschußmechanismus, der allzu freche niederstreckt.
Vermutlich ist die Verfilzung der Prozeßvorschriften selbst zum Hindernis geworden. Aber wer den Erfolgsfaktor "Prozeßmanagement", der bis jetzt noch als solcher gesehen wird, angreift, der löst sehr intensive Selbstschüsse aus.
Ich benutze diese metaphorische Ausdrucksweise, weil Konkretes erst nach ausgiebiger Anamnese gesagt werden kann.
Anders ist die Situation, wenn Du Potentiale erkennst, die all diesen engagierten Könnern bisher unsichtbar waren. Ähnlich, wie in der Technik manche Potentiale erst erkennbar werden, wenn ein Unterlieferant eine tolle neue, noch nie gedachte Lösung präsentiert. Ähnlich, wie Frederick W. Taylor damals die Produktivität steigerte.
Dazu brauchst Du "bloß" ein wenig Genie...
Anhand der knappen Informationen empfehle ich die Überprüfung des Stils.
Ciao
Wolfgang Horn

Ein Praktikant ist die falsche Position, um eine solche Aufgabe zu lösen. Das siehst Du bereits daran, dass Du gewisse, "nebensächliche" Prozesse aus der Betrachtung herauslassen sollst. Da denkt jemand immer noch in Bereichen und hat von Prozessorientierung und Gesamtbild des Unternehmens noch nichts gehört. Außerdem ist Deine Zeit als Praktikant begrenzt - warum sollte man Dir eigentlich helfen, es landet doch eh in der Schublade! Du hast weder die Zeit noch das Wissen (Fachwissen/Beruferfahrung), um diese Arbeit aufgabengerecht durchführen zu können - aber Du sollst sie trotzdem machen. Es lebe der wissende Entscheidungsträger für Alibifunktionen im Betrieb.
Prinzipiell ist die Frage, mit welchen Tools Du arbeitest. Fang mit einem (großen) Blatt Papier an, zeichne Dir die Unternehmensbereiche mit ihren Abhängigkeiten auf und hefte das _vor_ Deinen Schreibtisch (immer schön in Blickrichtung Anschließend, wenn Du grob weißt, was abgeht, nimm ein Programm wie z. B. Nautilus von Gedilan. Das hilft Dir, strukturiert zu modellieren und vor dem Modellieren erst mal zu überlegen (erst Verben, Stellen, Dokumente, ... definieren und dann verwenden). Außerdem ist die Hilfe (Kapitel "Die Nautilusmethode") sehr informativ bzgl. der Modellierungshilfen geschrieben.
Tja und dann... nimm Dir viel Zeit, lass Dich nicht frustrieren und berichte hier von Deinem Weiterkommen.