Risikomanagement :-)
- Wolfgang Horn
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#4471
by Wolfgang Horn
Risikomanagement :-) was created by Wolfgang Horn
Hallo Freunde,
traf gerade einen Berater und Verfechter des Risikomanagements.
Im Projektmanagement fehle es an Risikomanagement. Es sei katastrophal, kaum einer liste systematisch die Risiken seines Projekts auf, die müßten aber aufgelistet, kategorisiert, gewichtet und für jedes Risiko eine Vorsorgemaßnahme definieren...
Ich zeigte dann auf seinen tollen BMW, und ob er mir sein Risikomanagementhandbuch für die Fahrt zeigen könne...
Wer mit seinem tollen, zugkräftigen und schnellen Auto sicher ankommen will, der wird das kaum erreichen, wenn er sich vor Allem auf die Risiken konzentriert.
Ob er dann überhaupt loskommt? Bestimmt lange, bevor sein Wagen verrostet ist. Aber kommt er auch rechtzeitig an oder ist sein größtes Risiko, erst unter "ferner liefen" gelistet zu werden?
Natürlich müssen wir die größten Risiken im Blick haben, ansonsten aber auf das Ziel schauen, auf die Straße, auf die anderen, und "bloß" den schnellsten der sicheren Wege wählen. Und zusehen, was ich tun muß, um a) sicher anzukommen und b) vor der Konkurrenz.
Ich fühle mich als Projektmanager vom Risikomanagement auch ein wenig beleidigt, naja, vielmehr mißverstanden. Oder die Erfinder des Risikomanagements haben von Projektmanagement keine Ahnung gehabt. Können sie ja auch kaum, wenn sie versuchen wollten, nur die neuesten Managementarten zu verfolgen. Denn die spucken manche Elfenbeintürme ja schneller aus, als man sie lesen kann.
Denn Projektmanagement ähnelt durchaus dem zügigen Autofahren: Wir konzentrieren uns nicht auf die Risiken, sondern auf unser Ziel, und was notwendig ist, um a) sicher und b) zügig anzukommen.
Ein guter Projektablaufplan ist eine phantastische Maßnahme, nicht zur Vorsorge der unzähligen bedachten und der nicht bedachten Risiken, sondern um einigermaßen sicher anzukommen. Um die Übersicht zu behalten, so daß man sich noch mit seinem Team verständigen kann.
Was ist denn Qualitätsmanagement anderes, als dazu beizutragen, daß wir sicher und zügig ankommen?
Gutes Qualitätsmanagement ist daher zugleich bestes Risikomanagement.
Bis mich jemand vom Gegenteil überzeugt, erkläre ich das Risikomanagement damit zum "dumm Tüch". Nicht auf die Risiken starren, sich von diesen schon gar nicht entmutigen lassen, sondern !sorgfältig! voran planen. Und da leisten Projekt- und Qualitätsmanagement schon viel.
Ich zweifle an der Klugheit derjenigen, welche das Risikomanagement erfunden und in Gesetze gebracht haben.
Ich frage mich, ob die Erfindung des Risikomanagements ein Ergebnis der Kunst ist, die Übel "Angst", "Verzagtheit", "Faulheit" und "Zauderei" zur Tugend zu erklären.
Ciao
Wolfgang Horn
traf gerade einen Berater und Verfechter des Risikomanagements.
Im Projektmanagement fehle es an Risikomanagement. Es sei katastrophal, kaum einer liste systematisch die Risiken seines Projekts auf, die müßten aber aufgelistet, kategorisiert, gewichtet und für jedes Risiko eine Vorsorgemaßnahme definieren...
Ich zeigte dann auf seinen tollen BMW, und ob er mir sein Risikomanagementhandbuch für die Fahrt zeigen könne...
Wer mit seinem tollen, zugkräftigen und schnellen Auto sicher ankommen will, der wird das kaum erreichen, wenn er sich vor Allem auf die Risiken konzentriert.
Ob er dann überhaupt loskommt? Bestimmt lange, bevor sein Wagen verrostet ist. Aber kommt er auch rechtzeitig an oder ist sein größtes Risiko, erst unter "ferner liefen" gelistet zu werden?
Natürlich müssen wir die größten Risiken im Blick haben, ansonsten aber auf das Ziel schauen, auf die Straße, auf die anderen, und "bloß" den schnellsten der sicheren Wege wählen. Und zusehen, was ich tun muß, um a) sicher anzukommen und b) vor der Konkurrenz.
Ich fühle mich als Projektmanager vom Risikomanagement auch ein wenig beleidigt, naja, vielmehr mißverstanden. Oder die Erfinder des Risikomanagements haben von Projektmanagement keine Ahnung gehabt. Können sie ja auch kaum, wenn sie versuchen wollten, nur die neuesten Managementarten zu verfolgen. Denn die spucken manche Elfenbeintürme ja schneller aus, als man sie lesen kann.
Denn Projektmanagement ähnelt durchaus dem zügigen Autofahren: Wir konzentrieren uns nicht auf die Risiken, sondern auf unser Ziel, und was notwendig ist, um a) sicher und b) zügig anzukommen.
Ein guter Projektablaufplan ist eine phantastische Maßnahme, nicht zur Vorsorge der unzähligen bedachten und der nicht bedachten Risiken, sondern um einigermaßen sicher anzukommen. Um die Übersicht zu behalten, so daß man sich noch mit seinem Team verständigen kann.
Was ist denn Qualitätsmanagement anderes, als dazu beizutragen, daß wir sicher und zügig ankommen?
Gutes Qualitätsmanagement ist daher zugleich bestes Risikomanagement.
Bis mich jemand vom Gegenteil überzeugt, erkläre ich das Risikomanagement damit zum "dumm Tüch". Nicht auf die Risiken starren, sich von diesen schon gar nicht entmutigen lassen, sondern !sorgfältig! voran planen. Und da leisten Projekt- und Qualitätsmanagement schon viel.
Ich zweifle an der Klugheit derjenigen, welche das Risikomanagement erfunden und in Gesetze gebracht haben.
Ich frage mich, ob die Erfindung des Risikomanagements ein Ergebnis der Kunst ist, die Übel "Angst", "Verzagtheit", "Faulheit" und "Zauderei" zur Tugend zu erklären.
Ciao
Wolfgang Horn
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- Martin S
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#4473
by Martin S
Replied by Martin S on topic Risikomanagement :-)
Hallo Wolfgang,
ein uralaltes Sprichwort besagt:
"Wer nicht wagt, der nicht gewinnt".
Darin steckt das Wort "Wagnis".
Sich auf "dünnes Eis wagen", in unbekanntes Gebiet vorwagen.
Dieses Sprichwort scheint noch aus einer Zeit zu kommen, als es noch mutige menschen gab, die den Mut hatten, etwas zu tun, was kein anderer vor ihnen getan hatte.
Diese Menschen gab es mal, vor langer langer Zeit.
Heutzutage werden solche Menschen eher als Spinner bezeichnet.
Lieber begibt man sich auf eingetretene Pfade, die zwar sicher (risikoarm) sind - doch der Preis ist, das man in der Masse untergeht.
Sicher ist es heutzutage ein Problem, das die Versicherungsgesellschaften immer mehr dazu neigen, die Risiken auf ihre Klienten zu übertragen. Das führt eben dazu, das man lieber nicht allzuviel riskiert - es könnte ja was schiefgehen, weil das Risiko vorher nicht
abgeschätzt habe.
Tja - und so gibtt es immer weniger mutige Rittersleut auf dieser Welt.
Gruß, Martin S
ein uralaltes Sprichwort besagt:
"Wer nicht wagt, der nicht gewinnt".
Darin steckt das Wort "Wagnis".
Sich auf "dünnes Eis wagen", in unbekanntes Gebiet vorwagen.
Dieses Sprichwort scheint noch aus einer Zeit zu kommen, als es noch mutige menschen gab, die den Mut hatten, etwas zu tun, was kein anderer vor ihnen getan hatte.
Diese Menschen gab es mal, vor langer langer Zeit.
Heutzutage werden solche Menschen eher als Spinner bezeichnet.
Lieber begibt man sich auf eingetretene Pfade, die zwar sicher (risikoarm) sind - doch der Preis ist, das man in der Masse untergeht.
Sicher ist es heutzutage ein Problem, das die Versicherungsgesellschaften immer mehr dazu neigen, die Risiken auf ihre Klienten zu übertragen. Das führt eben dazu, das man lieber nicht allzuviel riskiert - es könnte ja was schiefgehen, weil das Risiko vorher nicht
abgeschätzt habe.
Tja - und so gibtt es immer weniger mutige Rittersleut auf dieser Welt.
Gruß, Martin S
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- Wolfgang Horn
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- Visitor
#4474
by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic Ursache: Wie mangelnde Disziplin der Wissenschaften dazu beiträgt
Hallo Martin,
: Dieses Sprichwort scheint noch aus einer Zeit zu kommen, als es noch mutige menschen gab, die den Mut hatten, etwas zu tun, was kein anderer vor ihnen getan hatte.
Das Phänomen der Mutlosigkeit ist so zu beobachten, ja.
Die Formulierung "als es noch mutige Menschen gab" ist allgemein verbreitet.
Bei genauer Betrachtung aber falsch - und wenn man bei ihr bleibt, versperrt man sich mindestens einen Weg in eine bessere Zukunft.
Denn "Mut" ist ähnlich wie "Schönheit" ein Urteil im Auge des Betrachters und keine angeborene Eigenschaft wie Körpergröße.
Wir Beobachter vergeben dies Attribut aus den Verhaltensweisen, die wir erkennen.
Wozu meint ein Banker, seinen Kreditnehmer mit noch mehr Bürokratie zu lähmen?
Eine der Ursachen hat mit der "Sturmflut der Managementmodewellen" zu tun, mit der Verunsicherung, die diese hintelassen.
"Wenn Dich der Fürst von Wei bitten würde, die Regierung zu übernehmen, was würdest Du zuerst beginnen?" "Zuerst", antwortet der Meister, "müssen die Begriffe richtig bestimmt werden. Wenn die Begriffe nicht richtig bestimmt sind, stimmen die Aussagen nicht mit den Tatsachen überein; wenn die Aussagen nicht mit den Tatsachen übereinstimmen, sind die Geschäfte schlecht zu führen, wenn die Geschäfte schlecht zu führen sind, gedeiht keine Ordnung und Harmonie, wenn keine Ordnung und Harmonie gedeiht, wird Gerechtigkeit zur Willkür, wenn Gerechtigkeit zur Willkür wird, weiß das Volk nicht, wohin Hand und Fuß setzen." (Konfuzius)
In unserer Wirtschaft sind die Begriffe eben nicht richtig bestimmt, sondern vielfach überbestimmt. Wir haben eine Flut an Begriffen und Theorien, die einzeln gelegentlich stimmen, einander aber widersprechen und gemeinsam deshalb nie stimmen können.
_Eine jede Lehre, wenn sie ein System, d.i. ein nach Prinzipien geordnetes Ganzes der Erkenntnis sein soll, heißt Wissenschaft.“ (Immanuel Kant)
Was bin ich froh über meine Wissenschaft vom Antennenbau. Das beginnt mit Maxwells 4 Gleichungen, das Babinet'sche Prinzip, und die Kreuzwickelantenne auf dem Holzrahmen für den Detektor meines Opas läßt sich genauso ableiten wie die Phased-Array-Antenne des AWACS. 1 Volt ist 1 Volt, auf der ganzen Welt.
Hier fühle ich mich sicher, so sicher, daß mich die Randgebiete reizen. An denen kann ich innovativ sein und andere hinter mir lassen.
Gäbe es für Unternehmer und ihre Kunden wie Banker eine Wissenschaft für die Betriebsführung, die auch nur 10\% so gut wie meine "Wissenschaft vom Antennenbau", die den Kriterien des Kant gerecht würde, dann wären unsere Probleme wesentlich kleiner.
Leider ist festzustellen, daß sich die Betriebswirtschaftler weniger wie disziplinierte Wissenschaftler im Sinne Kants verhalten, sondern eher wie Künstler: Jedem sein eigenes Kunstwerk, einmalig, ja nicht vergleichbar mit den Werken seiner Kollegen.
Wenn im Fernsehen also wieder mal ein Betriebswirtschaftler auf unsere Regierung einhaut, sie wisse nicht, Hand und Fuß zu setzen, oder auf Unternehmer und Banker, dann ist seine Profession mit dran Schuld.
So, das war der heutige Zornesausbruch. Jetzt kann der Tag schön werden...
Ciao
Wolfgang Horn
P.S. Alternativer Ansatz.
Auch für Banker und Unternehmer gilt:
"Lieber Gott, bitte gib mir die Kraft, das zu ändern, was zu ändern mir gegeben ist.
Gib mir die Geduld, das andere zu ertragen.
Und gib mir die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden." (Hl. Theresa von Avila)
_..und laß mich bitte auch die Argumente finden, die unsere Kunden, meinen Chef, meinen Banker, meine Kollegen und meine Mitarbeiter überzeugen!“ (Unbekannte Führungskraft)
Je größer die "Grauzone" zwischen "machbar" und "nicht machbar", desto zögerlicher verhalten sich die Erfahrenen. (Die Naiven erkennen wir spätestens, wenn sie im dünnen Eis eingebrochen sind.)
Hinzu kommt: Je größer unsere Angst und unsere Phantasie, desto eher ziehen wir uns auf die sichere Seite zurück, weit weg vom Rand der Grauzone.
Je klarer der Unternehmer erkennen kann, auch seine Leute wissen treffsicher zu unterscheiden zwischen "machbar" und "nicht machbar", desto eher kann er Vorhaben in Angriff nehmen, in denen sein Konkurrent mit der unsicheren Mannschaft scheitern wird.
Je klarer der Banker erkennen kann, sein Kreditkunde hat die Risiken im Griff, desto mutiger kann auch er sein.
Dafür wurde das Risikomanagement ja wohl auch erfunden. Seine Umsetzung aber endet wieder in Bürokratie, Lähmung, Export von Marktchancen und Wachstum, hierzulande Vernichtung von Kapital und Arbeitsplätzen.
Seufz.
Wolfgang Horn
: Dieses Sprichwort scheint noch aus einer Zeit zu kommen, als es noch mutige menschen gab, die den Mut hatten, etwas zu tun, was kein anderer vor ihnen getan hatte.
Das Phänomen der Mutlosigkeit ist so zu beobachten, ja.
Die Formulierung "als es noch mutige Menschen gab" ist allgemein verbreitet.
Bei genauer Betrachtung aber falsch - und wenn man bei ihr bleibt, versperrt man sich mindestens einen Weg in eine bessere Zukunft.
Denn "Mut" ist ähnlich wie "Schönheit" ein Urteil im Auge des Betrachters und keine angeborene Eigenschaft wie Körpergröße.
Wir Beobachter vergeben dies Attribut aus den Verhaltensweisen, die wir erkennen.
Wozu meint ein Banker, seinen Kreditnehmer mit noch mehr Bürokratie zu lähmen?
Eine der Ursachen hat mit der "Sturmflut der Managementmodewellen" zu tun, mit der Verunsicherung, die diese hintelassen.
"Wenn Dich der Fürst von Wei bitten würde, die Regierung zu übernehmen, was würdest Du zuerst beginnen?" "Zuerst", antwortet der Meister, "müssen die Begriffe richtig bestimmt werden. Wenn die Begriffe nicht richtig bestimmt sind, stimmen die Aussagen nicht mit den Tatsachen überein; wenn die Aussagen nicht mit den Tatsachen übereinstimmen, sind die Geschäfte schlecht zu führen, wenn die Geschäfte schlecht zu führen sind, gedeiht keine Ordnung und Harmonie, wenn keine Ordnung und Harmonie gedeiht, wird Gerechtigkeit zur Willkür, wenn Gerechtigkeit zur Willkür wird, weiß das Volk nicht, wohin Hand und Fuß setzen." (Konfuzius)
In unserer Wirtschaft sind die Begriffe eben nicht richtig bestimmt, sondern vielfach überbestimmt. Wir haben eine Flut an Begriffen und Theorien, die einzeln gelegentlich stimmen, einander aber widersprechen und gemeinsam deshalb nie stimmen können.
_Eine jede Lehre, wenn sie ein System, d.i. ein nach Prinzipien geordnetes Ganzes der Erkenntnis sein soll, heißt Wissenschaft.“ (Immanuel Kant)
Was bin ich froh über meine Wissenschaft vom Antennenbau. Das beginnt mit Maxwells 4 Gleichungen, das Babinet'sche Prinzip, und die Kreuzwickelantenne auf dem Holzrahmen für den Detektor meines Opas läßt sich genauso ableiten wie die Phased-Array-Antenne des AWACS. 1 Volt ist 1 Volt, auf der ganzen Welt.
Hier fühle ich mich sicher, so sicher, daß mich die Randgebiete reizen. An denen kann ich innovativ sein und andere hinter mir lassen.
Gäbe es für Unternehmer und ihre Kunden wie Banker eine Wissenschaft für die Betriebsführung, die auch nur 10\% so gut wie meine "Wissenschaft vom Antennenbau", die den Kriterien des Kant gerecht würde, dann wären unsere Probleme wesentlich kleiner.
Leider ist festzustellen, daß sich die Betriebswirtschaftler weniger wie disziplinierte Wissenschaftler im Sinne Kants verhalten, sondern eher wie Künstler: Jedem sein eigenes Kunstwerk, einmalig, ja nicht vergleichbar mit den Werken seiner Kollegen.
Wenn im Fernsehen also wieder mal ein Betriebswirtschaftler auf unsere Regierung einhaut, sie wisse nicht, Hand und Fuß zu setzen, oder auf Unternehmer und Banker, dann ist seine Profession mit dran Schuld.
So, das war der heutige Zornesausbruch. Jetzt kann der Tag schön werden...
Ciao
Wolfgang Horn
P.S. Alternativer Ansatz.
Auch für Banker und Unternehmer gilt:
"Lieber Gott, bitte gib mir die Kraft, das zu ändern, was zu ändern mir gegeben ist.
Gib mir die Geduld, das andere zu ertragen.
Und gib mir die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden." (Hl. Theresa von Avila)
_..und laß mich bitte auch die Argumente finden, die unsere Kunden, meinen Chef, meinen Banker, meine Kollegen und meine Mitarbeiter überzeugen!“ (Unbekannte Führungskraft)
Je größer die "Grauzone" zwischen "machbar" und "nicht machbar", desto zögerlicher verhalten sich die Erfahrenen. (Die Naiven erkennen wir spätestens, wenn sie im dünnen Eis eingebrochen sind.)
Hinzu kommt: Je größer unsere Angst und unsere Phantasie, desto eher ziehen wir uns auf die sichere Seite zurück, weit weg vom Rand der Grauzone.
Je klarer der Unternehmer erkennen kann, auch seine Leute wissen treffsicher zu unterscheiden zwischen "machbar" und "nicht machbar", desto eher kann er Vorhaben in Angriff nehmen, in denen sein Konkurrent mit der unsicheren Mannschaft scheitern wird.
Je klarer der Banker erkennen kann, sein Kreditkunde hat die Risiken im Griff, desto mutiger kann auch er sein.
Dafür wurde das Risikomanagement ja wohl auch erfunden. Seine Umsetzung aber endet wieder in Bürokratie, Lähmung, Export von Marktchancen und Wachstum, hierzulande Vernichtung von Kapital und Arbeitsplätzen.
Seufz.
Wolfgang Horn
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- Frank Hergt
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- Visitor
#4476
by Frank Hergt
Replied by Frank Hergt on topic Risikomanagement für BMWs
Hallo Wolfgang!
Muß doch mal wieder wider den Stachel löken! (Antwort auf Dein letztes Mail kommt noch.)
Also: Risikomanagement beim Autofahren (längere Strecke):
- Benzintank voll?
- Luftdruck 0,2 bar über Soll?
- Ölstand ok?
- Scheiben und Scheinwerfer sauber?
- Karten dabei?
- Und für BMW-Fahrer: Genug Baldrian geschluckt?
Ich weiß nicht, was derzeit als "Risikomanagement" verkauft wird. Ich weiß aber, daß derzeit Firmen Probleme haben, die kein Risikomanagement beim Dollarkurs betrieben haben. Und ich habe selber schon Projekte gesehen, die nach "Augen zu und durch!" gefahren wurden. Die Reste waren dann am erstbesten Alleebaum zu bewundern. Für mich läuft unter Risikomanagement beispielsweise:
- Eine sauber durchgeführte Produkt- und Prozeß-FMEA.
- Zeit für Korrekturschleifen einrechnen.
- Realistische Kapazitiätsplanung.
- Bei technisch riskanten Lösungen: Back-Up-Konzept im Ansatz mit erarbeiten.
Vergiß nicht: Wenn Du die Geschichte der Technik und Erfindungen liest, wird den Gescheiterten normalerweise wenig Platz eingeräumt. Das heißt nicht, daß es sie nicht gibt.
Da wir wahrscheinlich, wie üblich, inhaltlich nicht weit auseinanderliegen, wäre ich dankbar für Beispiele, was Dir (und Martin) unter "Risikomanagement" serviert wurde.
Schöne Woche!
Frank
Muß doch mal wieder wider den Stachel löken! (Antwort auf Dein letztes Mail kommt noch.)
Also: Risikomanagement beim Autofahren (längere Strecke):
- Benzintank voll?
- Luftdruck 0,2 bar über Soll?
- Ölstand ok?
- Scheiben und Scheinwerfer sauber?
- Karten dabei?
- Und für BMW-Fahrer: Genug Baldrian geschluckt?
Ich weiß nicht, was derzeit als "Risikomanagement" verkauft wird. Ich weiß aber, daß derzeit Firmen Probleme haben, die kein Risikomanagement beim Dollarkurs betrieben haben. Und ich habe selber schon Projekte gesehen, die nach "Augen zu und durch!" gefahren wurden. Die Reste waren dann am erstbesten Alleebaum zu bewundern. Für mich läuft unter Risikomanagement beispielsweise:
- Eine sauber durchgeführte Produkt- und Prozeß-FMEA.
- Zeit für Korrekturschleifen einrechnen.
- Realistische Kapazitiätsplanung.
- Bei technisch riskanten Lösungen: Back-Up-Konzept im Ansatz mit erarbeiten.
Vergiß nicht: Wenn Du die Geschichte der Technik und Erfindungen liest, wird den Gescheiterten normalerweise wenig Platz eingeräumt. Das heißt nicht, daß es sie nicht gibt.
Da wir wahrscheinlich, wie üblich, inhaltlich nicht weit auseinanderliegen, wäre ich dankbar für Beispiele, was Dir (und Martin) unter "Risikomanagement" serviert wurde.
Schöne Woche!
Frank
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- Ralf Schmidt
- Topic Author
- Visitor
#4477
by Ralf Schmidt
Replied by Ralf Schmidt on topic Pro Risikomanagement :-)))
Hiya,
da will doch der Wolfgang nicht schon wieder mal provozieren!?
Für mich beinhaltet Projektmanagement ein gewisses Maß an Risikomanagement. Beispiele sind zeitliche Puffer, jede Fall/Roll-Back Lösung, Backup-Systeme und was auch immer, in Abhängigkeit vom zu erwartenden Risiko. Normalerweise integral in der Projektplanung vorhanden kann es notwendig sein bei sehr komplexen Projekten Risiken für sich zu betrachten und zu bewerten. Das ist für mich kein "Risikomanagement" in dem versucht wird neben Hosenträgern und Gürteln auch noch zusätzliche Backup-Systeme (zweites paar Hosen darunter, etc.) zu installieren sondern Verbesserung der Überlebenschance im hochkomplexen Umfeld.
Was ich unter angewandtem Risikomanagement verstehe:
Ich fliege mit einer Sportmaschine von A nach B. Dabei schaue ich mir vorher den Plan genau an, vermeide Kontrollzonen, das Überfliegen von Geländen in denen Notlanden nicht möglich ist, checke die Maschine durch und starte. Danach freue ich mich an einem schönen Flug bei dem ich mich voll auf den Genuss als auch auf unvorhergesehene Probleme (Wildgänseschwarm, entgegenkommende Flugzeuge, etc.) konzentrieren kann. Wo nötig wird der Plan "in flight" nachgehalten und angepasst.
Was ich unter "Risikomanagement als Selbstzweck" ansehe:
Ich verfahre bei der Planung genau so, allerdings lasse ich die Maschine zusätzlich von zwei weiteren Personen checken. Ich höre genau Wetter, Flugfunk etc. ab und zeichne mir jedes Feld ein auf dem ich ggfs. Notlanden könnte. Nicht zu vergessen Notration, Signalpistole, Schwimmweste, Survivelmesser, etc. Einmal in der Luft versuche ich genau diese Felder zu erkennen, checke ständig die Instrumente - und knalle in eine frontal entgegenkommende 747 - die leider nicht eingezeichnet war.
Oder, alternatives Ende, trotz bester Planung habe ich den Kurs verloren (Wettervorhersage war dann doch nicht sooo genau ) und stürze in Panik ab da ich mich nicht mehr zurechtfinden kann.
Man muss halt immer den goldenen Mittelweg zwischen dem blindem Hassardeur und dem überängstlichen Hasen finden.
Aber: Wenn ich als PL bereit bin Klippen haarscharf zu umschiffen muss ich zumindest wissen wie tief die Klippen sind und wie groß der Schaden bei einem Anschrammen wäre - das ist dann wiederum Risikomanagement im PM.
Bis dann,
Ralf Schmidt
da will doch der Wolfgang nicht schon wieder mal provozieren!?
Für mich beinhaltet Projektmanagement ein gewisses Maß an Risikomanagement. Beispiele sind zeitliche Puffer, jede Fall/Roll-Back Lösung, Backup-Systeme und was auch immer, in Abhängigkeit vom zu erwartenden Risiko. Normalerweise integral in der Projektplanung vorhanden kann es notwendig sein bei sehr komplexen Projekten Risiken für sich zu betrachten und zu bewerten. Das ist für mich kein "Risikomanagement" in dem versucht wird neben Hosenträgern und Gürteln auch noch zusätzliche Backup-Systeme (zweites paar Hosen darunter, etc.) zu installieren sondern Verbesserung der Überlebenschance im hochkomplexen Umfeld.
Was ich unter angewandtem Risikomanagement verstehe:
Ich fliege mit einer Sportmaschine von A nach B. Dabei schaue ich mir vorher den Plan genau an, vermeide Kontrollzonen, das Überfliegen von Geländen in denen Notlanden nicht möglich ist, checke die Maschine durch und starte. Danach freue ich mich an einem schönen Flug bei dem ich mich voll auf den Genuss als auch auf unvorhergesehene Probleme (Wildgänseschwarm, entgegenkommende Flugzeuge, etc.) konzentrieren kann. Wo nötig wird der Plan "in flight" nachgehalten und angepasst.
Was ich unter "Risikomanagement als Selbstzweck" ansehe:
Ich verfahre bei der Planung genau so, allerdings lasse ich die Maschine zusätzlich von zwei weiteren Personen checken. Ich höre genau Wetter, Flugfunk etc. ab und zeichne mir jedes Feld ein auf dem ich ggfs. Notlanden könnte. Nicht zu vergessen Notration, Signalpistole, Schwimmweste, Survivelmesser, etc. Einmal in der Luft versuche ich genau diese Felder zu erkennen, checke ständig die Instrumente - und knalle in eine frontal entgegenkommende 747 - die leider nicht eingezeichnet war.
Oder, alternatives Ende, trotz bester Planung habe ich den Kurs verloren (Wettervorhersage war dann doch nicht sooo genau ) und stürze in Panik ab da ich mich nicht mehr zurechtfinden kann.
Man muss halt immer den goldenen Mittelweg zwischen dem blindem Hassardeur und dem überängstlichen Hasen finden.
Aber: Wenn ich als PL bereit bin Klippen haarscharf zu umschiffen muss ich zumindest wissen wie tief die Klippen sind und wie groß der Schaden bei einem Anschrammen wäre - das ist dann wiederum Risikomanagement im PM.
Bis dann,
Ralf Schmidt
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- Wolfgang Horn
- Topic Author
- Visitor
#4485
by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic Pro Risikomanagement :-)))
Hiya, Ralf,
: da will doch der Wolfgang nicht schon wieder mal provozieren!?
Doch, natürlich. In der oberflächlichen Informationsflut neigen wir, die wir Ruhe suchen, zur Harmonie. "Ja nicht streiten!".
Dabei rühren wir viel Widersprüchliches zu einem Einheitbrei der Harmonie zusammen, an dem wir uns dann aber doch verschlucken.
Provokation wirbelt den Brei der vermeintlichen Harmonie auf, so daß Dissens entsteht:
_Tragfähiger Konsens entsteht nicht aus allgemeinem Harmoniestreben, sondern nur aus ausgetragenem Dissens.“ (Prof. Malik)
Und jetzt wird mit These und Antithese ein Widerspruch erkennbar. Jetzt kann man den heraus picken, also abgrenzen. Und nun auch dialektisch lösen, und damit den Brei von einem Widerspruch einigermaßen wirksam befreien und Klarheit gewinnen.
Ralf, Deine Unterscheidung zwischen "angewandtes Risikomanagement" und "Risikomanagement als Selbstzweck" führt weiter.
Auch Deine Beschreibung des Flugunfalls. Ich übertreibe den Unfallbericht des Luftfahrtbundesamtes noch ein wenig: "Der Pilot scrollte in seiner 100zeiligen Liste allgemeiner Gefahren der Luftfahrt hin und her, statt auf Flughöhe und Gegenverkehr zu achten."
Dieer Pilot hat nicht getan, was er hätte tun müssen für eine sichere Landung. Sondern er hat getan, was andere ihm geraten / vorgeschrieben haben unter der Überschrift "Risikomanagement".
Und diese Vorschrift halte ich für eine besonders gefährliche Risikoquelle. Vermute, Du stimmst da eher zu als dagegen.
Zum "goldenen Mittelweg".
Den sehe ich hier nicht. Sondern solange mir im Flugzeug nichts wichtiger ist als die gesunde Landung, und solange Flugzeuge in der Luft, solange gehören meine Augen auf den Luftverkehr gerichtet, und nur kurz lasse ich sie abschweifen auf die Instrumente.
mfg
Wolfgang Horn
: da will doch der Wolfgang nicht schon wieder mal provozieren!?
Doch, natürlich. In der oberflächlichen Informationsflut neigen wir, die wir Ruhe suchen, zur Harmonie. "Ja nicht streiten!".
Dabei rühren wir viel Widersprüchliches zu einem Einheitbrei der Harmonie zusammen, an dem wir uns dann aber doch verschlucken.
Provokation wirbelt den Brei der vermeintlichen Harmonie auf, so daß Dissens entsteht:
_Tragfähiger Konsens entsteht nicht aus allgemeinem Harmoniestreben, sondern nur aus ausgetragenem Dissens.“ (Prof. Malik)
Und jetzt wird mit These und Antithese ein Widerspruch erkennbar. Jetzt kann man den heraus picken, also abgrenzen. Und nun auch dialektisch lösen, und damit den Brei von einem Widerspruch einigermaßen wirksam befreien und Klarheit gewinnen.
Ralf, Deine Unterscheidung zwischen "angewandtes Risikomanagement" und "Risikomanagement als Selbstzweck" führt weiter.
Auch Deine Beschreibung des Flugunfalls. Ich übertreibe den Unfallbericht des Luftfahrtbundesamtes noch ein wenig: "Der Pilot scrollte in seiner 100zeiligen Liste allgemeiner Gefahren der Luftfahrt hin und her, statt auf Flughöhe und Gegenverkehr zu achten."
Dieer Pilot hat nicht getan, was er hätte tun müssen für eine sichere Landung. Sondern er hat getan, was andere ihm geraten / vorgeschrieben haben unter der Überschrift "Risikomanagement".
Und diese Vorschrift halte ich für eine besonders gefährliche Risikoquelle. Vermute, Du stimmst da eher zu als dagegen.
Zum "goldenen Mittelweg".
Den sehe ich hier nicht. Sondern solange mir im Flugzeug nichts wichtiger ist als die gesunde Landung, und solange Flugzeuge in der Luft, solange gehören meine Augen auf den Luftverkehr gerichtet, und nur kurz lasse ich sie abschweifen auf die Instrumente.
mfg
Wolfgang Horn
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