Risikomanagement :-)
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#4487
by Vivian
Replied by Vivian on topic Ursache: Wie mangelnde Disziplin der Wissenschaften dazu beiträgt
Hallo Wolfgang,
Sie müssen tatsächlich schlechte Erfahrungen mit Betriebwirten gemacht haben. Meistens hauen jedoch Volkswirte auf unsere Regierung ein und versuchen in ihren abstrakten volkswirtschaftlichen Modellen eine Erklärung für unsere derzeitige Situation zu finden. Ich kenne jedoch z. Zt. kein wissenschaftliches volkswirtschaftliches Modell, was derzeit funktioniert oder erfüllt wird. Unsere Regierung japst jedoch nach diesen Idealzuständen und versucht immer noch anhand veralteter Modelle die Zukunft unseres Landes vorauszuberechnen. Der Markt müsste doch so reagieren ..... die Zinsen müssten sich bei einem Sinken der Aktienkurse doch so verhalten oder vielleicht auch umgekehrt. Der Konsument müsste doch jetzt mit einer Wahrscheinlichkeit von ....... seine Geldbörse öffnen und dem Konsum verfallen .....dann müssten die Preise doch ..... und die Inflation und die Deflation ..... usw. usw. Ich kann es nicht mehr hören.
: Gäbe es für Unternehmer und ihre Kunden wie Banker eine Wissenschaft für die Betriebsführung, die auch nur 10\% so gut wie meine "Wissenschaft vom Antennenbau", die den Kriterien des Kant gerecht würde, dann wären unsere Probleme wesentlich kleiner.
Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Auch Ingenieure sind frisch von der Uni keine Generalisten.
: Leider ist festzustellen, daß sich die Betriebswirtschaftler weniger wie disziplinierte Wissenschaftler im Sinne Kants verhalten, sondern eher wie Künstler: Jedem sein eigenes Kunstwerk, einmalig, ja nicht vergleichbar mit den Werken seiner Kollegen.
: Wenn im Fernsehen also wieder mal ein Betriebswirtschaftler auf unsere Regierung einhaut, sie wisse nicht, Hand und Fuß zu setzen, oder auf Unternehmer und Banker, dann ist seine Profession mit dran Schuld.
Bei Betriebswirten (nicht Volkswirten) ist 1 + 1 immer noch 2. Bei Volkswirten scheint das nicht so zu sein. Für Betriebswirte ist wichtig, was unter dem Strich cash in der Tasch übrig bleibt. Als BWLerin muss auch ich mich von jeglicher 100\%-Sicherheit verabschieden. Jedoch gerade diesen Trend zur 100\%-Sicherheit beobachte ich bei meinen Ingenieur-Kollegen, wenn sie versuchen, Prozesse betriebswirtschaftlich zu bewerten. Ich kann Ihnen nur schwer beibringen, das ein wirtschaftlicher Blick in die Zukunft mit Risiken behaftet ist und oft auf Erfahrungswerten basiert. Es sei denn ich betrachte die Ergebnisse der Vergangenheit - die nützen mir aber herzlich wenig.
Betriebwirte pauschal als Künstler abzustrafen halte ich für reichlich unfair. Wenn Ingenieure/Techniker etc. über kaufmännische und rechtliche Probleme diskutieren, verhalten sie sich ebenso wie Künstler und fallen gnadenlos über ausgelegte Fallstricke. Die Interpretationsfreudigkeit kennt häufig keine Grenzen.
Viele Grüße
Vivian
PS.:
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Sie müssen tatsächlich schlechte Erfahrungen mit Betriebwirten gemacht haben. Meistens hauen jedoch Volkswirte auf unsere Regierung ein und versuchen in ihren abstrakten volkswirtschaftlichen Modellen eine Erklärung für unsere derzeitige Situation zu finden. Ich kenne jedoch z. Zt. kein wissenschaftliches volkswirtschaftliches Modell, was derzeit funktioniert oder erfüllt wird. Unsere Regierung japst jedoch nach diesen Idealzuständen und versucht immer noch anhand veralteter Modelle die Zukunft unseres Landes vorauszuberechnen. Der Markt müsste doch so reagieren ..... die Zinsen müssten sich bei einem Sinken der Aktienkurse doch so verhalten oder vielleicht auch umgekehrt. Der Konsument müsste doch jetzt mit einer Wahrscheinlichkeit von ....... seine Geldbörse öffnen und dem Konsum verfallen .....dann müssten die Preise doch ..... und die Inflation und die Deflation ..... usw. usw. Ich kann es nicht mehr hören.
: Gäbe es für Unternehmer und ihre Kunden wie Banker eine Wissenschaft für die Betriebsführung, die auch nur 10\% so gut wie meine "Wissenschaft vom Antennenbau", die den Kriterien des Kant gerecht würde, dann wären unsere Probleme wesentlich kleiner.
Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Auch Ingenieure sind frisch von der Uni keine Generalisten.
: Leider ist festzustellen, daß sich die Betriebswirtschaftler weniger wie disziplinierte Wissenschaftler im Sinne Kants verhalten, sondern eher wie Künstler: Jedem sein eigenes Kunstwerk, einmalig, ja nicht vergleichbar mit den Werken seiner Kollegen.
: Wenn im Fernsehen also wieder mal ein Betriebswirtschaftler auf unsere Regierung einhaut, sie wisse nicht, Hand und Fuß zu setzen, oder auf Unternehmer und Banker, dann ist seine Profession mit dran Schuld.
Bei Betriebswirten (nicht Volkswirten) ist 1 + 1 immer noch 2. Bei Volkswirten scheint das nicht so zu sein. Für Betriebswirte ist wichtig, was unter dem Strich cash in der Tasch übrig bleibt. Als BWLerin muss auch ich mich von jeglicher 100\%-Sicherheit verabschieden. Jedoch gerade diesen Trend zur 100\%-Sicherheit beobachte ich bei meinen Ingenieur-Kollegen, wenn sie versuchen, Prozesse betriebswirtschaftlich zu bewerten. Ich kann Ihnen nur schwer beibringen, das ein wirtschaftlicher Blick in die Zukunft mit Risiken behaftet ist und oft auf Erfahrungswerten basiert. Es sei denn ich betrachte die Ergebnisse der Vergangenheit - die nützen mir aber herzlich wenig.
Betriebwirte pauschal als Künstler abzustrafen halte ich für reichlich unfair. Wenn Ingenieure/Techniker etc. über kaufmännische und rechtliche Probleme diskutieren, verhalten sie sich ebenso wie Künstler und fallen gnadenlos über ausgelegte Fallstricke. Die Interpretationsfreudigkeit kennt häufig keine Grenzen.
Viele Grüße
Vivian
PS.:
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- Wolfgang Horn
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#4489
by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic Warum rüttelt der Steuerknüppel? :-)
Hallo Vivian,
: Sie müssen tatsächlich schlechte Erfahrungen mit Betriebwirten gemacht haben.
: Unsere Regierung japst jedoch nach diesen Idealzuständen und versucht immer noch anhand veralteter Modelle die Zukunft unseres Landes vorauszuberechnen. Der Markt müsste doch so reagieren ..... die Zinsen müssten sich bei einem Sinken der Aktienkurse doch so verhalten ...
"Mein Gott, was ist nur mit unserem Flugzeug los?" fragt gerade mein Flugkapitän. Er ist noch ziemlich neu, aber mit besten Noten aus der Schulung gekommen.
"Ich wollte mehr Höhe, weil es heißt, mehr Höhe sei wichtig für mehr Sicherheit. Also habe ich an dem Hebel gezogen, an dem "Höhenruder" steht.
Es hat auch gut funktioniert, das Variometer zeigt "Steigen 5m/s", der Höhenmesser klettert nach oben, alles nach Plan, alles im grünen Bereich.
Bloß dies verdammte Meßgerät "indicated air speed" zeigt auf einmal, daß die Geschwindigkeit abnimmt. Dabei habe ich den Schubhebel nicht zurückgenommen, nicht mal angefaßt!
Sagen sie mal, warum nimmt die Geschwindigkeit immer weiter ab? Was stimmt da nicht? Wer spielt da foul? Wer der Passagiere will mir schaden?
Und nun fängt der Steuerknüppel an zu rütteln! Wozu das denn?
Und warum kippt der Horizont? Warum steht das Variometer am Minus-Anschlag? Warum wirbelt der Höhenmesser schneller nach unten, als ich gucken kann? Warum kommt die Erde immer nähe......"
Ach, Vivian, ob BWLer, VWLer, Ingenieur, Rechtanwalt, oder was auch immer, wann immer wir wir den Bereich der sicheren Verhältnisse heraus bewegen und uns auf das Glatteis begeben, fangen wir an zu eiern.
Natürlich stehe ich als Ingenieur "auf dem Schlauch", wenn mein Produktmanager fragt, ob wir von diesem Gerät wohl 100 Stück werden verkaufen können im nächsten Jahr, 1000 oder vielleicht nur eines? Ich kann ihm bestenfalls sagen, daß wir unser Gerät um 20\% günstiger fertigen können als die bekannte Konkurrenz.
Nur irgendwann, natürlich viel zu spät, ist mir die Korrelation aufgefallen zwischen "Arroganz einer Person" und "Unsicherheit". Große Arroganz scheint das Resultat großer Unsicherheit zu sein.
Die BWL habe ich momentan "auf dem Kieker", weil sie ("sie", weil ich keine BLW als Ganzes kenne, sondern nur einzelne Schulen), wohl noch nicht erkannt hat, wie die Qualifizierung der Mitarbeiter zumindest den Grundpfeiler "Trennung von Kopf- und Handarbeit" der BWL zerstört hat, sie wie die Sozialwissenschaftler über Fordismus und "Selbstorganisation" reden, aber nur schwammige Anleitungen zum Handeln haben.
"Den guten Steuermann lernt man erst im Sturme kennen." (Seneca)
Zurück zum Beispiel mit dem Flugzeug.
Ich bedaure die Bundeskanzlers, die Politiker, Unternehmer und Gewerkschafter, die in ihrer Berufung nach besten Regeln der Kunst handeln - aber diese Regeln gelten für die Schönwetterverhältnisse, die wir seit Wiederaufbau und Wirtschaftswunder hatten.
Wenn das Flugzeug in klarer Luft sauber fliegt, und nur winzige Bewegungen am Steuerknüppel es in der Luft halten, dann konzentriert man sich darauf.
Aber wehe, wir geraten in ein Gewitter. Wie so eines, das uns gerade kräftig durchschüttelt.
Leider beobachte ich auch, wie Vorstände, Unternehmer und Führungskräfte ausgewechselt werden statt ihrer fehlerhaften Arbeitsgrundlagen.
Ciao
Wolfgang
: Sie müssen tatsächlich schlechte Erfahrungen mit Betriebwirten gemacht haben.
: Unsere Regierung japst jedoch nach diesen Idealzuständen und versucht immer noch anhand veralteter Modelle die Zukunft unseres Landes vorauszuberechnen. Der Markt müsste doch so reagieren ..... die Zinsen müssten sich bei einem Sinken der Aktienkurse doch so verhalten ...
"Mein Gott, was ist nur mit unserem Flugzeug los?" fragt gerade mein Flugkapitän. Er ist noch ziemlich neu, aber mit besten Noten aus der Schulung gekommen.
"Ich wollte mehr Höhe, weil es heißt, mehr Höhe sei wichtig für mehr Sicherheit. Also habe ich an dem Hebel gezogen, an dem "Höhenruder" steht.
Es hat auch gut funktioniert, das Variometer zeigt "Steigen 5m/s", der Höhenmesser klettert nach oben, alles nach Plan, alles im grünen Bereich.
Bloß dies verdammte Meßgerät "indicated air speed" zeigt auf einmal, daß die Geschwindigkeit abnimmt. Dabei habe ich den Schubhebel nicht zurückgenommen, nicht mal angefaßt!
Sagen sie mal, warum nimmt die Geschwindigkeit immer weiter ab? Was stimmt da nicht? Wer spielt da foul? Wer der Passagiere will mir schaden?
Und nun fängt der Steuerknüppel an zu rütteln! Wozu das denn?
Und warum kippt der Horizont? Warum steht das Variometer am Minus-Anschlag? Warum wirbelt der Höhenmesser schneller nach unten, als ich gucken kann? Warum kommt die Erde immer nähe......"
Ach, Vivian, ob BWLer, VWLer, Ingenieur, Rechtanwalt, oder was auch immer, wann immer wir wir den Bereich der sicheren Verhältnisse heraus bewegen und uns auf das Glatteis begeben, fangen wir an zu eiern.
Natürlich stehe ich als Ingenieur "auf dem Schlauch", wenn mein Produktmanager fragt, ob wir von diesem Gerät wohl 100 Stück werden verkaufen können im nächsten Jahr, 1000 oder vielleicht nur eines? Ich kann ihm bestenfalls sagen, daß wir unser Gerät um 20\% günstiger fertigen können als die bekannte Konkurrenz.
Nur irgendwann, natürlich viel zu spät, ist mir die Korrelation aufgefallen zwischen "Arroganz einer Person" und "Unsicherheit". Große Arroganz scheint das Resultat großer Unsicherheit zu sein.
Die BWL habe ich momentan "auf dem Kieker", weil sie ("sie", weil ich keine BLW als Ganzes kenne, sondern nur einzelne Schulen), wohl noch nicht erkannt hat, wie die Qualifizierung der Mitarbeiter zumindest den Grundpfeiler "Trennung von Kopf- und Handarbeit" der BWL zerstört hat, sie wie die Sozialwissenschaftler über Fordismus und "Selbstorganisation" reden, aber nur schwammige Anleitungen zum Handeln haben.
"Den guten Steuermann lernt man erst im Sturme kennen." (Seneca)
Zurück zum Beispiel mit dem Flugzeug.
Ich bedaure die Bundeskanzlers, die Politiker, Unternehmer und Gewerkschafter, die in ihrer Berufung nach besten Regeln der Kunst handeln - aber diese Regeln gelten für die Schönwetterverhältnisse, die wir seit Wiederaufbau und Wirtschaftswunder hatten.
Wenn das Flugzeug in klarer Luft sauber fliegt, und nur winzige Bewegungen am Steuerknüppel es in der Luft halten, dann konzentriert man sich darauf.
Aber wehe, wir geraten in ein Gewitter. Wie so eines, das uns gerade kräftig durchschüttelt.
Leider beobachte ich auch, wie Vorstände, Unternehmer und Führungskräfte ausgewechselt werden statt ihrer fehlerhaften Arbeitsgrundlagen.
Ciao
Wolfgang
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