Überprüfen von Schulungen

  • Wolfgang Horn
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#4724 by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic "Der Seitenstich"
Hi, Jürgen, macht Spaß, zweiter Teil.
: Zum Schluss noch ein kleiner "Seitenstecher": Wissensvermittlung funktioniert meiner Meinung nach mit am Besten mit der "Sokratischen Lehrmethode". Denn keiner hört sich gerne die Weisheiten von anderen an, doch jeder hört sich selbst gerne Weisheiten erzählen.
Das beobachten wir.
Ich differenziere "Weisheiten": Jeder lernt gerne vom anderen, wo es die kostenlosen Backstagekarten für die Rolling Stones gibt.
Oder wie man einen Schwalbenschwanz mit dem halben Muskelkater und dem halben Blutverlust feilt.
Wo die Weisheiten aber nur Behauptungen sind, da sind die einen Zuhörer erfreut, weil sie diese schon immer geteilt haben. Da war's fast unnötig. Die anderen lehnen die Behauptungen ab, sogar, wenn sie mit Waffengewalt kommen.
Naiv sind die Dritten, die Behauptungen als richtig übernehmen, obwohl der Prediger ihre Richtigkeit selbst nicht hat belegen können.
Meine Folgerung daraus: Vermittle die Kunst, Schwalbenschwänze leichter und angenehmer zu feilen, und zwar a) durch Vormachen und b), indem du die Richtigkeit deiner Lebertran-Thesen logisch beweist und zeigst, daß der Lebertran von heute die Investition ist für den hohen Return von übermorgen.
Zum Feilen von Schwalbenschwänzen gibt's heute hervorragende Automaten. Daher habe ich mein Tätigkeitsfeld gesucht: Lehre, wie man Projektbesprechungen in der halben Zeit durchzieht, aber so, daß der Beschluß nachher auch von allen getragen wird.
Diese Kunst ist eigentlich simpel, die beherrscht auch ein Meister Eder - wenn die Randbedingungen stimmen. Die zu schaffen, das ist die eigentliche Kunst hinter der Kunst. Und die ist zumindest schwer.
Ciao
Wolfgang
Ich stelle fest, es gibt einen dritten Teil.



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  • Juergen
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#4723 by Juergen
Replied by Juergen on topic Pädagogen in Betrieben
Hallo Wolfgang,
: Wir könnten einen Wettstreit daraus machen: Jürgen, nenne mir ein Stück Können, dessen Vermittlung eines Pädagogen bedarf, und ich zeige Dir
: a) die Einstellungsänderung dahinter,
: b) und wenn wir die herausnehmen können, warum das Wissen dann auch ein fachlicher Könner ohne pädagogische Ausbildung sein Können weitergeben kann.
1. Meine Oma (68) hat sich ihren ersten PC gekauft. Jetzt will sie wissen, was sie damit alles machen kann, und wie das funktioniert. Vor allem will sie unbedingt mit ihrer Nichte in Australien emails hin- und herschreiben.
2. Ein Schüler (11.Klasse) muss und will Chemie büffeln, weil er in 3 Wochen die letzte Klassenarbeit schreibt. Er muss eine 4 bekommen.
Jetzt eine für Dich:
3. Die Reklamationen in der Hotline-Abteilung mehren sich. Der Abt-Leiter ruft seine Leute zusammen, sie überlegen Strategien. Erst Maßnahme ist, dass alle Mitarbeiter sich mit allen Produkten intensiv auskennen müssen. D.h. Schulung.
Gruß und viel Spaß beim Tüfteln
Juergen



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  • Wolfgang Horn
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#4722 by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic Re: Pädagogen in Betrieben
Hallo Jürgen,
Danke für Deine Mühen.
_Tragfähiger Konsens entsteht nicht aus allgemeinem Harmoniestreben, sondern nur aus ausgetragenem Dissens.“ (Prof. Malik)
Mal sehen, was wir hier austragen können.
Ich habe meine Antwort zweigeteilt. In diesem ersten Teil gehe ich auf das ein, was mir der "Kernpunkt" zu sein scheint:
: Ich glaub, ich komm jetzt drauf, wo das Missverständnis versteckt sein könnte. Meinst Du, das auch heute noch die Pädagogen, die in der Erwachsenenbildung tätig sind, auf Wert- und Einstellungsänderungen aus sind?
Ja, das ist die Hauptaufgabe, für die Führungskräfte Pädagogen mißbrauchen.
Wir könnten einen Wettstreit daraus machen: Jürgen, nenne mir ein Stück Können, dessen Vermittlung eines Pädagogen bedarf, und ich zeige Dir
a) die Einstellungsänderung dahinter,
b) und wenn wir die herausnehmen können, warum das Wissen dann auch ein fachlicher Könner ohne pädagogische Ausbildung sein Können weitergeben kann.
(Erläuterung: Wissen finden wir schon im Internet im Überfluß. Was Unternehmen für bessere Betriebsergebnisse brauchen, ist das Können. Denn solange Kunden nur für Produkte zahlen und Wissen aus dem Kopierer beziehen, beruht die Wertschöpfung auf Handarbeit. Und wenn es die ist, die ein C-Programm in die Tastatur hämmert für eine Robotersteuerung. Alles andere ist bestenfalls Vorbereitung auf die Handarbeit.)
Ja, das ist die Hauptaufgabe, für die Führungskräfte Pädagogen mißbrauchen: "Lehren sie meinen Mitarbeitern Qualität!" "Das Gegeneinander unter meinen Mitarbeitern ruiniert die Produktivität. Lehren sie meinen Mitarbeitern, wie man im Miteinander miteinander umgeht, lehren sie ihnen soziale Kompetenzen."
Das "Ändern von Wert- und Einstellungsänderungen" ist eine Führungsaufgabe, aber die ist undelegierbar.
Das mit der Undelegierbarkeit will ich nicht so pauschal sagen, sondern abmildern :-) und eingrenzen auf Unternehmen, in denen das japanische Sprichwort zutrifft:
"Wer es einem Vorgesetzten gleichtun will, beginnt mit den schlechten Eigenschaften." (Aus Japan)
Wo dieser Mißbrauch, da ist selbst ein Halbgott als Pädagoge ohnmächtig. Denn je länger die Teilnehmer seines Seminars wieder am Arbeitsplatz sind, desto eher beugen sie sich den dort herrschenden Randbedingungen, sprich, ihrem vorbildhaft schlampendem Vorgesetzten.
Die Vermittlung von Verhaltensweisen des Miteinander ist eine schöne Aufgabe, aber was sollen die Mitarbeiter machen, wenn ihr Chef sie mit individuellen Zielvereinbarungen einander zu Konkurrenten macht?
Diesen Mißbrauch sehe ich auch, wo "nur" die Regeln eines Managementsystems vermittelt werden wie DIN ISO 9000:2000.
Denn während sich jeder diese Regeln auf seine Maske schreiben kann, während es leicht ist, dies Verhalten vom Kollegen zu fordern, erstaunlich viele können dies Verhalten gut vorspielen und vortäuschen.
Von Herzen kann die Regeln aber nur einhalten, wer sich auch das zwischen den Worten versteckte Wertesystem zu Herzen genommen hat.
Deshalb ist die Vermittlung von Regelwissen entweder eine Veränderung von Einstellungen, könnte auch der Kollege dem Jungingenieur vermitteln, wie man's macht - oder sie ist ein Beitrag zur Vernichtung von Kapital und Arbeitsplätzen.
Einst wurde deutsche Wertarbeit berühmt, wurde das Siegel "Made in Germany" zum weltweit anerkannten Qualitätssiegel. Ohne DIN ISO. Weil unsere Großväter und Väter ganz einfach ordentliche Arbeit machen wollten.
Da teilten sie ein gemeinsames Wertesystem, diese Gemeinsamkeit ersetzte die Bürokratie der DIN ISO.
Und wo ein gemeinsames Wertesystem geteilt wird, da lernt der Lehrling gern von seinem Meister, da kann auch ein Meister Eder als Lehrmeister (der vom Puckuckl) trotz seiner bairischen Grantligkeit und seiner Unkenntnis pädagogischer Theorien aus seinem Lehrling einen hervorragenden Gesellen machen.
Jürgen, nun erleben wir, wie Vorgesetzte zwar die Einhaltung der Regeln nach DIN ISO fordern, sich aber a) selbst nicht daran halten und ein schlechtes Vorbild sind, und wie sie b) nicht einmal "den Geist des Qualitätswesens atmen", also nicht mal das Wertesystem dahinter anerkennen in allem, auch in dem, was für sie Lebertran bedeutet.
Wo das der Fall ist, können Pädagogen natürlich Mitarbeitern das Wissen um die DIN ISO vermitteln, aber selbst Halbgötter als Pädagogen müßten an der Aufgabe scheitern: "Sie sind verantwortlich, daß sich meine Mitarbeiter auch nach den Regeln der DIN ISO verhalten."
Zurück zum Anfang: Jürgen, nenne mir ein Stück Können, dessen Vermittlung eines Pädagogen bedarf, und ich zeige Dir
a) die Einstellungsänderung dahinter,
b) und wenn wir die herausnehmen können, warum das Wissen dann auch ein fachlicher Könner ohne pädagogische Ausbildung sein Können weitergeben kann.
Ciao
Wolfgang Horn



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#4760 by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic Die Verzweiflung des Pädagogen
Hallo Jürgen, separates Thema:
: "Hohe Bildung kann man dadurch beweisen, daß man die kompliziertesten Dinge auf einfache Art zu erläutern versteht." (George Bernhard Shaw)
: Das sind so die Rettungsanker für verzweifelte Pädagogen, wenn andauernd die Daseinsberechtigung ihrer Disziplin angezweifelt wird.
Verzweiflung ist das Indiz für eine übergroße Grauzone zwischen "machbar" und "nicht machbar".
"Lieber Gott, bitte gib mir die Kraft, das zu ändern, was zu ändern mir gegeben ist.
Gib mir die Geduld, das andere zu ertragen.
Und gib mir die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden." (Hl. Theresa von Avila)
Diese Weisheit, das Machbare vom Nichtmachbaren unterscheiden zu können, die Forderung nach einem Sparmotor von der nach einem Perpetuum mobile, diese Weisheit ist ein hervorragendes Mittel gegen diese Verzweiflung.
Für Angestellte gilt dazu:
_..und laß mich bitte auch die Argumente finden, die unsere Kunden, meinen Chef, meine Kollegen und meine Mitarbeiter überzeugen!“ (Unbekannte Führungskraft)
Die Grauzone zwischen "Machbar" und "Nicht machbar" ist besonders dort groß, wo das Wissen klein ist. Wo man nicht versteht, warum es blitzt und donnert, und viel in den Opferstock tut, damit die Gebete des Priesters den Blitz fernhaltn.
Aber ein Benjamin Franklin, die Erkenntnis der luftelektrischen Entladung und der Blitzableiter bringt hohe Sicherheit - und ruhigen Schlaf.
Die Verzweiflung des Pädagogen ist das Indiz für die mangelhafte Qualität der Arbeitsgrundlagen, die er von den Psychologen bekommen hat.
Ich habe schon deutlich besseres erreicht. Leider bürsten meine Erkenntnisse "gegen den Strich" und zerstören so manche liebgewonnene Illusion des Menschen über sich selbst.
Aber falls Du, Jürgen, mal wieder eine Aufgabe bekommst, die Deinem "gesunden Menschenverstand" unlösbar erscheint, und Du hättest gern simple und doch schlagende Argumente, denen sich kein ignoranter Geschäftsführer entziehen kann, ohne Zweifel an seinem Verstand zu schüren, die kann ich wahrscheinlich liefern.
Ciao
Wolfgang



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  • Florian Padrutt
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#4767 by Florian Padrutt
Replied by Florian Padrutt on topic Wettstreit, die Oma mit PC
Hallo Jürgen
: Oder meinst Du Gleich lehrt Gleich? Dann soll man für die Bewerbungstrainings für Arbeitslose andere Arbeitslose verwenden, und für die Ausbildung zum QMB Dozenten, die auch grade QMB werden wollen?
Normalerweise ist es doch so, dass ich nur eine Chance erhalte etwas richtig zu erlernen (v.a. im Bereich Produktion). Lerne ich bei einem Amateur Tennis oder Golf, kann ich mir falsche Bewegungen aneignen, die ich nie wieder los werde (oder nur mit extremem Aufwand). Ich glaube es lohnt sich, immer einen fachlichen Profi für die Schulung herzuziehen.
Da sehr oft der direkte Vorgesetzte Learning by doing durchführt, ist es je nach Arbeitsebene (v.a. ausführende Ebene) sehr wichtig, dass diese sich fachlich auskennt. Einen IT Abteilungsleiter, der keine Ahnung von IT hat kannst Du vergessen.
Auch Entscheide können nur gefällt werden, wenn die Ursache und Wirkung bekannt sind. Nur eine Fachkraft hat diese Fähigkeiten. Wir leiden in der Industrie schon rel. stark, weil überall EDV-Systeme zu horrenden Kosten eingeführt werden und die Geschäftsleitung keine Ahnung von IT hat.
Ein Pädagoge kann sicher auch nur das Schulen worin er sich auskennt. Wenn jede Frage mit ich weiss nur was im Buch steht beantwortet werden muss, kann dies der Lernende auch selber lesen (Dieser Lehrer ist dann meiner Meinung nach auch kein wirklicher Pädagoge). Es kann sein, dass ein Pädagoge soziales Wissen vermittelt, dann braucht er nicht auch das technische Wissen (z.B. IT) zu haben, er muss sich jedoch in seinem Fachgebiet auskennen. Was ich mir auch noch vorstellen könnte, ist das der Pädagoge dem Fachvorgesetzten hilft eine wirksame Schulung aufzubauen (eben mit allen "Tricks" um das zu vermittelnde Wissen möglichst gut an die Mitarbeiter zu bringen).
Freundliche Grüsse
Florian


Schweizer QM-Portal

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  • Wolfgang Horn
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#4768 by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic Die Verzweiflung des Pädagogen
Hi, Jürgen,
: Nein, Verzweiflung heißt hier "Werden diese Fachidioten (tschuldigung) von Ingenieuren, Ärzten, Juristen,... nie kapieren, dass sie sich um ihre Aufgaben scheren sollen?"
Wenn "schert euch um eure Aufgaben!" bedeutet: "Dies ist unser Territorium, dies ist unser Fachgebiet", dann werden sich andere dann heraushalten, wenn sie eindeutig erkennen:
a) "Diese Fachleute sind hier weit überlegen".
b) "genau hier beginnt ihr Territorium und hier endet meines."
Je klarer eine Wissenschaft und ihre Profession, je klarer ihre Strukturen und Grenzen, je klarer die Erfolge ihrer Fachleute, je weniger die Laien ihre Mißerfolge kaschieren können, desto eher kümmern sich die anderen um ihre Dinge.
Aber das ist schwer in den zwischenmenschlichen Dingen. Wo wir alle, die wir kommunizieren können, auch die Fähigkeit haben, Informationen und Können zu vermitteln.
: Mischen sich Pädagogen ein, wie Maschinen zu konstruieren
Genau das macht den Unterschied deutlich. Wer eine Dampfmaschine konstruiert und die Materialermüdung übersieht, der wird mit einem dumpfen Knall belohnt und vielleicht sogar mit dem Staatsanwalt vor seiner Tür, und dann werden Normen von DIN und TÜV herausgezogen, und dem Laien wird minutiös nachgewiesen, wo ihm Konstruktionsfehler unterlaufen sind.
Aber wo ist eine auch nur annähernd ausgeprägte Kunst im zwischenmenschlichen Bereich?
: Wo ist also das unschlagbare Argument dafür, dass im Bereich Pädagogik ein Studium, die Kenntnis der Theorie des Lehrens nichts zählt, was nicht jeder Hanswurst auch könnte?
: Genau diese Selbstherrlichkeit bringt mich zum Verzweifeln.
Das braucht es nicht. Zeige, wo "die Pädagogik" eine klare Kunst ist, knallhart begründbar mit Angabe der Falsifizierbarkeit von Thesen, mit weitgehender Einigkeit unter den Fachleuten, zeige, halt, ich wiederhole mich, und die Anerkennung steigt.
: Die Grauzone zwischen "Machbar" und "Nicht machbar" ist besonders dort groß, wo das Wissen klein ist.
: Laut Wilhelm von Ockham ist das unlogisch, weil logischerweise die Wahrscheinlichkeit von nicht machbar mit schwindendem Wissen steigt.
Sicher, je weniger eine Person weiß, desto abenteuerlicher die Träume, die sie für realisierbar hält. Aber das scheitert meist.
: Aber falls Du, Jürgen, mal wieder eine Aufgabe bekommst...
: Also doch! ein Guru.
Hoffentlich nicht. Unter einem Guru verstehe ich einen lebenden Götzen, und ein Götze entsteht bekanntlich durch die Anbetung seiner Fans.
Zum Guru eignen sich Personen, die sich gern in den glänzenden Gesichtern ihrer Fans spiegeln, mit der Folge, daß sie dies Glänzen fördern wollen. Daß sie sich so verhalten, wie ihre Fans sich das vorstellen.
So wird man geistig unbeweglich, hütet sich vor Gedanken, die früheren Aussagen widersprechen. Schon hat man sich fest einzementiert.
Das ist das Ende der Aufklärung.
Nein, Jürgen, ich bin gern Vermittler meiner "Brillen" und "Werkzeuge", das Zwischenmenschliche doch rational zu verstehen, das Verhalten von Personen und Gesellschaften treffender vorauszusagen und sich treffender darauf einzustellen.
Ja, ich bin gern bereit, dies Forum wieder den eigentlichen Nutzern zu überlassen, unterhalten wir uns bidirektional weiter.
Ciao
Wolfgang



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