Alle Zertifiziert - wo bleibt der Erfolg ?

  • Martin S
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#7578 by Martin S
Hallo,
mittlerweile sind doch alle deutschen Unternehmen zertifiziert.
Wo bleibt denn der langfristige unternehmerische Erfolg, wie er von den Zertifizieren und Beratern versprochen wird ?
Es wäre doch längst an der Zeit !
Grübelnde Grüße

Martin S




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  • Tim Gerdes
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#7579 by Tim Gerdes
Replied by Tim Gerdes on topic Re: Alle Zertifiziert - wo bleibt der Erfolg ?
Hallo Martin,
Basel 2 wird von allen Banken angewandt. Wo bleiben die Kredite für den Mittelstand und die Existenzgründer???
Autos werde immer sicherer, warum sterben immer noch Fahrer im Straßenverkehr?
Will sagen: jedes System lässt sich mißbrauchen und so umsetzen, daß es nichts bringt.
Meiner Meinung nach fehlt einfach in den allermeisten Unternehmen (bzw. deren Verantwortlichen) die Einsicht, daß ein wie auch immer geartetes Managementsystem immer auf erfolgreiche Systeme referenziert und auf die eigenen Gegebenheiten angepasst werden muss, also als Leitlinie gesehen und "analog" angewendet werden muss.
Das ist wie Kochen nach Rezept. Wenn ich an ein Dressing einen Löffel Senf geben soll, dann kann es sein, daß mein Senf schärfer ist oder intensiver schmeckt und ich eben nur einen halben Löffel brauche. Das heißt aber nicht, daß das Rezept nichts taugt.
Es gibt eine Reihe Unternehmen, die ein QMS erfolgreich anwenden. Das sind allerdings i.d.R. Unternehmen, die auch ohne Managementmodewellen funktionionieren würden und zu den sog. excellenten Unternehmen gehören würden.
Will sagen: Wenn der Ochse den Karren nicht zieht, weil er zu wenig Futter bekommen hat, schimpf den Bauern aus und schlage nicht den Ochsen. ;-))
Grüße,
Tim
www.gerdes-consulting.de



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  • Frank Hergt
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#7581 by Frank Hergt
Replied by Frank Hergt on topic Re: Alle zertifiziert - wo bleibt der Erfolg ?
Hallo Martin!
Aber davon hatten wir's doch schon oft genug (Du auch!): Wenn ein Unternehmen was taugt, ist die Zertifizierung ein Kinderspiel. Wenn ein Unternehmen nichts taugt, kann es immer noch genug Fassade aufbauen, um bei einer entsprechend laschen Zertifizierungsgesellschaft den Lappen zu bekommen. Das Zertifikat verbessert das Unternehmen also nicht unbedingt.
Außerdem: Unsere Konkurrenz ist nun mal international. Selbst wenn in Deutschland die Unternehmen im Schnitt durch die Zertifizierungswelle besser geworden sind, kann es sein, daß die koreanischen im gleichen Zeitraum viel schneller viel besser geworden sind. Absolut hätten wir dann Fortschritte gemacht, relativ gesehen sind wir zurückgefallen - und am Markt zählt nun mal relativ.
Noch ein Punkt (habe ich von Florian): Es gibt Studien, die besagen, daß letztendlich für den Unternehmenserfolg das Produkt und die Konkurrenzsituation entscheidend sind. Stimmt auch: Wenn Du das Patent auf den Walkman hast, kannst Du Dich an den Dingern so dumm und dämlich verdienen, daß es keine Rolle mehr spielt, daß die Hälfte des Umsatzes in interne Reibungsverluste gesteckt werden. Und die deutsche Industrie war anscheinend in letzter Zeit nicht so wahnsinnig innovativ (oder auch bloß einfallsreich). Siehe die Debatte über den Rußfilter beim Diesel. Während die Deutschen noch versuchen, ihn zu verhindern, liefern die Franzosen schon seit zwei Jahren.....
Oder, um es mit Dir zu sagen: Die gute Organisation nützt Giovanni herzlich wenig, wenn die Pizza bei der Konkurrenz einfach besser schmeckt (und es dazu noch jeden Monat ein neues Rezept gibt)!
Schöne Grüße
Frank



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  • Martin S
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#7584 by Martin S
Replied by Martin S on topic Staats-QM einführen
...ich wollte einfach ein bisserl sarkastisch sein.
Ich meine, was nützt es einem gut organsisiertem, & zertifiziertem Unternehmen, wenn das "drumherum" nicht mehr stimmt ? Ich wills mal realistisch sehn:
Die deutschen Betriebe sind Inseln in einem föderalistisch-bürokratisch-aufgewühltem Meer, in dem selbst der Wind ein langwieriges Genehmigungsverfahren braucht, um die "Segelschiffe der Konjunktur" anzutreiben. Woher soll ein QMB seine Motivation noch herholen ? Wir sind ja mittlerweile so weit, das sich unser Bundeskanzler in Kuhdörfer einfliegen lässt, wenn ein Betrieb dort ein neues Entwicklungszentrum einweiht.
Alles spricht von Pisa-Studie, dennoch gibt's 12 Kultusministerien (Luxus!) mit unterschiedlichen Bildungsvorgaben. Dabei gilt weltweit: 1+1 = 2.
Die chemisch-physikalischen Eigenschaften von Schadstoffen sind weltweit gleich, dennoch gibt es 12 Umweltministerien (Luxus !) mit länderspezifischen Umweltvorgaben.
QM und deutscher Föderalismus - das ist doch ein Widerspruch !
Wird Zeit, ein Staats-QM einzführen.




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  • Tim Gerdes
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#7588 by Tim Gerdes
Replied by Tim Gerdes on topic Staats-QM einführen
Hallo Martin
Ich hoffe mit Staats-QM meinst Du ein QMS für den Staat und nicht ein vom Staat verordnetes.
Ich muss allerdings sagen, daß mir das Herunterreden des Standortes Deutschland langsam etwas gegen den Strich geht. Natürlich haben wir hier sehr viele unnötige Stolpersteine und unsinnige Regelungen. Aber trotz alledem gibt es hier immer noch Unternehmer, die sehr wohl hervorragende Ergebnisse liefern. Das beste Beispiel ist hier wohl Trigema. Man kann ja von Herrn Grupp halten was man will, aber während die gesamte Textilbranche den Standort Deutschland totgeredet hat, verdient er hier Millionen.
Es ist natürlich auch etwas sehr angenehmes, wenn man als Manager seine schlechten Zahlen mit den Standortnachteilen begründen kann.
Meines Wissens haben die besten Börsennotierten Unternehmen dieses Jahr Rekordergebnisse ausgewiesen. Im gleichen Atemzug wird gesagt, daß der Standort Deutschland zu teuer ist. Warum? Ich denke mal, das ist gut für den "Shareholder Value". Ein Unternehmen muss doch heute nur ankündigen Personal freizusetzen und schon klettert der Aktienkurs.
Also meiner Meinung nach ist vieles erheblich besser in unserem Land als dieses in der Presse, von Interessenverbänden (je nach Interesenlage) und in der allgemeinen Stimmung dargestellt wird.
Wo wir ein Problem haben ist sicherlich in der Parlamentarischen Demokratie. Das allerdings liegt meiner Meinung nach nicht im föderalistischen Prinzip unseres Landes begründet sondern in der Art und Weise, wie in Deutschland (von den Parteien und durch die unangemessene Bevorzugung von Beamten bei der Risikoabsicherung als Abgeordneter) unser politisches Personal rekrutieren sowie in zwei weiteren Punkten:
1. der Verstrickung von Interessensverbänden und politischen Amtsträgern sowie
2. der offensichtlichen Unterlegenheit der politischen Amtsträger gegenüber den Vertretern der Interessensverbände bezüglich intellektueller Fähigkeiten und Öffentlichkeitsarbeit.
So, ist ein bisschen lang und ausufernd geworden.
Deine Beispiele gegen Föderalismus sind meiner Meinung nach keine sondern gegen die Ausgestaltung dieses Föderalismus.
Landesumweltministerien machen Sinn. Eine, für die die mecklenburgische Seenplatte richtige Regelung macht in Bayern oder in NRW evtl. keinen Sinn.
Genau so können unterschiedliche Kultusmninisterien Sinn machen. Z.b. um unterschiedliche Bildungsansätze im Wettbewerb zu haben und alle kontinuierlich zu verbessern.
Klar ist allerdings, dass man diesen Wettbewerb dann auch führen muss....
Also wieder mal: Nicht das Prinzip ist falsch (es hat ja auch eine ganze Zeit lang hervorragend funktioniert) sondern die heutige Ausgestaltung.
Ich bin ein Fan dezentraler Strukturen (wegen der Flexibilität, der Motivation für Menschen, die dadurch Verantwortung übernehmen können/müssen und der eigentlich größeren Effizienz.
Aber wie gesagt, richtig muß man es schon machen.
Grüße,
Tim



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  • Vivian
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#7590 by Vivian
Hallo Martin,
heute schlecht drauf?
Die deutsche Politik beschäftigt sich doch nur noch mit sich selbst und beschleunigt sich selbst - ein Staat im Staat. Überlege doch mal, wie unser Bundesparlament oder die Landesparlamente zusammengesetzt sind. Da sind doch kaum noch Proletarier dabei. Die Sorgen, die wir kleinen Leut haben, kennen unsere "Volksvertreter" doch überhaupt nicht mehr. Wieviele gegängelte Unternehmer geben sich denn für diesen Politzirkus her und hat die Chance sich ganz oben, für seine Interessen einzusetzen? Querulanten werden doch bereits auf den untersten Ebenen der Polit-Karriere gestoppt. Ich kenne jemanden der hat's auf kleiner Ebene versucht. Er hatte echt edle und moralisch einwandfreie Ziele und wurde postwendend aus der SPD ausgeschlossen - Kommunalebene.
Wir leben doch in einer Gesellschaft, in der die Wahrheit, egal ob im Unternehmen oder in der Politik, eigentlich niemand hören will. Denn wo es Chaos gibt, hat irgendjemand versagt, meist die Person(en) an der Spitze. Versagen ist nicht chic, das ist ein Karriereknick, eine Demütigung. Solche Begriffe wie Disziplin und Ordnung oder vielleicht auch noch Bescheidenheit sind in Deutschland verpönt. Dem haftet so etwas gestriges an. Shareholder-Value ist langfristig genug, um die Karrieren der Spitzenmanager zu beflügeln, jedoch zu kurzfristig um den Binnenmarkt zu erhalten und zu stärken. Heute schnellen die Börsenkurse nach oben, wenn ein Unternehmen ankündigt, ins billigere Ausland zu gehen oder Mitarbeiter zu entlassen. Eigentlich sollten die Kurse nach unten gehen, denn diese Maßnahmen schwächen langfristig den Markt und damit die langfristige Zukunft des Unternehmens.
Sicher hier mal 2000 Mitarbeiter, dort mal 4000 MA oder wo anders 500 MA - die Verluste spürt man im Unternehmen nicht unmittelbar. Jedoch das Konsumverhalten von einer ca. realen Arbeitslosenzahl zwischen 4 und 6 Mio und die wirtschaftlichen Ängste und Konsumverweigerung von vielleicht noch mal 6 Mio Menschen spürt man in der Gesamtbetrachtung der wirtschaftlichen Situation in Deutschland schon deutlicher. Nur das ist dann graue Masse.
Viele Unternehmen lametieren laut über die Kosten in Deutschland - gut sie sind meiner Ansicht auch extrem hoch. Sie lametieren über zu hohe Löhne. Sie weinen über zu viele unnütze Gesetze - ich auch. Und trotzdem gibt es Firmen, die trotz dieser Umstände hochprofitabel arbeiten. Schauen wir doch mal auf Porsche. Natürlich könnte Porsche nach Mazedonien auswandern, wo ein Arbeiter pro Stunde ca. 50 Cent verdient. Kurzfristig würde dies extreme Gewinne abwerfen. Und die Ostblockländer arbeiten hart an ihrer Qualität und versuchen die Chancen zu nutzen. Moderne Maschinen werden durch billigsten Manpower ersetzt. Irgendwann holen sie uns schon ein. Aber wer kauft dann in Deutschland noch Porsche? Ein Manager ohne Job und Perspektive? Ist vielleicht ein schlechtes Beispiel.
Je mehr Unternehmen ins Ausland gehen, desto schwächer wird unser Binnenmarkt. Konsum treibt die Wirtschaft an, nichts anderes.
Über die Missstände der QM-Zertifizierung und faule Zertifikate haben wir schon oft diskutiert - es ist müßig. Zertifizierungsgesellschaften sind auch nur umsatzorientierte Unternehmen. Hier lässt es sich doch gut verdienen. Dieser Zertifizierungszoo steht zu häufig im groben Widerspruch zu Qualitätsmanagement. Auch hier will kaum ein Geschäftsführer von einem Auditor oder von einem Berater hören, dass sein Laden einfach nur chaotisch läuft.
Ich selbst habe vor kurzem von einem Berater den netten Hinweis erhalten, ich solle doch sein Handbuch als Muster verwenden - alle werden glücklich und der bunte Wisch hängt bald an der Wand. Ich habe noch nie nie nie in meinem QM-Leben etwas grausameres gesehen als dieses Handbuch. Aber es ist doch viel leichter ne Prise Opium zu nehmen und virtuell abzuheben als mühsam einen Schritt vor den anderen zu setzen und sich seinem Ziel mit Mühe zu erreichen.
Wo hört man denn heute noch, dass Erfolg mit Mühe und Arbeit machbar ist. Wichtiger als Engagement und Leidenschaft sind doch Beziehungen und Anpassungsfähigkeit, alle sind nett, es fällt kein böses Wort... ... Schröder sollte nach der letzten Wahlbeteiligung und den Ergebnissen mit Anstand zurücktreten.
Jetzt bin ich auch schlecht drauf.

Vivian



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